Bessere Therapie gesucht

Neue Hoffnungssubstanz bei Depressionen.

Die Depression ist eine Erkrankung des Gehirns, die mit Psychotherapie und Medikamenten behandelt wird. Phytopharmaka wie Johanniskraut eignen sich für leichte bis mittelschwere Formen. Bei Männern mit niedrigem Testosteronspiegel hilft die Gabe dieses Hormons oft sehr gut. Insgesamt aber, so Siegfried Kasper, Vorstand der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Medizinischen Universität Wien, verbessern gegenwärtige Arzneien noch bei zu wenigen Patienten den Krankheitsverlauf.

Vielleicht könnte der Wirkstoff Ketamin das ändern. Die Hoffnungssubstanz gegen Depressionen ist seit rund 50 Jahren als Narkosemittel bekannt und wirkt auch schmerzstillend. Ketamin wird aber auch als Partydroge (Special K, Kate oder Vitamin K) missbraucht. Neuere Studien zeigen nun, dass niedrig dosiertes Ketamin einen mitunter beachtenswerten antidepressiven Effekt hat. „Es wirkt gut und sehr schnell“, weiß Kasper. Noch aber ist die Substanz in Österreich als Antidepressivum nicht zugelassen, derzeit untersuchen viele Studien die Wirksamkeit von Ketamin und die möglichen Nebenwirkungen bei Langzeitgabe.

Fahrlässig, falsch? Was Kasper und anderen Psychiatern Sorgen bereitet, sind Ketaminkliniken und -ambulanzen, die derzeit vor allem in den USA sehr modern sind und langsam auch in Europa beliebt werden. „Da wird Ketamin off label und unkontrolliert von Ärzten gespritzt, die nicht vom Fach, also keine Psychiater, sind. Das ist nach aktuellen Wissensstand nicht zu befürworten. Und man müsste prüfen, ob da nicht auch Fahrlässigkeit oder eine falsche Heilbehandlung vorliegt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2018)

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