Warum das Wahlfach Homöopathie gestrichen wurde

Homöopathie ist umstritten. Auch auf der Med-Uni Wien.
Homöopathie ist umstritten. Auch auf der Med-Uni Wien. (c) imago/Westend61 (EJW)
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MedUni-Wien-Rektor Markus Müller will sich mit der Absage von "unwissenschaftlichen Verfahren und Scharlatanerie klar distanzieren."

Das Wahlfach Homöopathie wird nicht mehr auf der MedUni Wien angeboten, das berichtete die Mediziner-Plattform nextdoc. Studierende hätten sich beschwert, so die Begründung. Mitten im laufenden Studienjahr wurden die Teilnehmer informiert, dass die restlichen Termine mit Ende Oktober entfallen. Nun wurden weitere Hintergründe bekannt.

Bereits Anfang des Jahres erklärte Rektor Markus Müller dem Lehrveranstaltungsleiter Michael Frass, der seit 1994 Professor an der Med-Uni ist, dass dieser seine "persönlichen Interessen – also Homöopathie – nicht mit seiner Funktion als Wissenschaftler der Med-Uni Wien vermischen darf", wie der "Standard" zitiert. Michael Frass ist Internist und leitet seit 2004 die homöopathische Ambulanz, besser gesagt der Spezialambulanz "Komplementärmedizin in der Onkologie", die im AKH Wien an der Inneren Medizin I angesiedelt ist.

Mit dem Aus der Lehrveranstaltung will sich "die MedUni von unwissenschaftlichen Verfahren und Scharlatanerie klar distanzieren", erklärt Müller weiter.

Fall vor Ethikkommission

Für Unmut sorgte demnach vor allem, dass Frass in Medien erklärte, Homöopathie wirke bei Krebserkrankungen unterstützend und dass er das auch mit Studien beweisen könne. Diese Aussagen verärgerten und irritierten Müller so sehr, dass er in einem Schreiben Frass aufforderte, diese Aussagen nicht mehr öffentlich zu tätigen und auch die Ethikkommission informierte. Diese kam zum Schluss, dass die Methodik und die Fallzahl der Studie keine aussagekräftigen Schlüsse zuließen und sich daraus kein wissenschaftlicher Beweis ableiten lässt. Zudem untersagte Müller Frass, die Homöopathieambulanz als Einrichtung der Med-Uni auszuweisen.

Die Ambulanz, die Patienten über die Prinzipien der Homöopathie aufklärt und eine Informationsambulanz ist, wird bestehen bleiben. Frass will auch weiterhin zur Homöopathie forschen, wie er dem "Standard" erklärt. Einen neuen Anlauf an der MedUni Wien wird er aber wohl nicht starten, Frass geht nächstes Jahr in Pension.

(Red. )

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