Neue "Blutverdünner" verhindern Schlaganfälle

Neurologen Neue Gerinnselhemmer verhindern
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Vorhofflimmern fördert die Bildung von Blutgerinnseln. Neue "Blutverdünner" wie Dabigatran und Rivaroxaban machen weniger Blutkontrollen erforderlich und senken das Schlaganfall-Risiko.

Patienten mit Herz-Vorhofflimmern haben ein bis zu 18-mal höheres Schlaganfall-Risiko als Menschen ohne dieser Rhythmusstörung. Bisher wurden sie mit Gerinnungshemmern behandelt, deren Wirkung nur mit Labortests zu überprüfen war. Neue "Blutverdünner" wie Dabigatran und Rivaroxaban bieten eine verbesserte Wirkung. Dies erklärten Experten am Montag beim Jahreskongress der Europäischen Neurologen-Gesellschaft in Berlin.

30.000 Betroffene in Österreich

"Schlaganfälle zählen weltweit zu den häufigsten Todesursachen, es ist daher medizinisch vorrangig, die Prävention in diesem Bereich auszubauen", forderte Max Einhäupl von der Berliner Universitätsklinik Charite. Besondere Bedeutung in der Schlaganfall-Prävention hat das Vorhofflimmern, eine Herzrhythmusstörung, von der in Österreich rund 30.000 Menschen betroffen sein dürften. Dabei kommt es infolge der Rhythmusstörung zur Bildung von Blutgerinnseln im Herzen. Diese können mit dem Blutstrom dann in Richtung Gehirn befördert werden und Schlaganfälle auslösen.

Keine lästigen Tests mehr

"Blutverdünnende Medikamente können hier das Schlaganfallrisiko um bis zu 80 Prozent senken", so Einhäupl. Neue Substanzen wie Dabigatran und Rivaroxaban, die geschluckt werden können und ohne regelmäßige Messungen der Blutgerinnung beim Arzt auskommen, sollen jetzt den Betroffenen das Leben leichter machen. Bisher mussten die Patienten bei der Einnahme von blutverdünnenden Standard-Medikamenten wie Marcumar etc. regelmäßig ihre Blutverdünnung testen lassen. "Mit den neuen Medikamenten fällt das lästige Messen der Blutgerinnung weg. Sowohl Dabigatran als auch Rivaroxaban werden zweimal am Tag als Tabletten eingenommen, und das war es auch schon", erklärte der deutsche Neurologe.

Langzeitergebnisse fehlen

Die Wirkung von Dabigatran wurde in der RE-LY-Studie mit 18.000 Teilnehmern getestet, deren Ergebnisse auf dem Neurologen-Kongress in Berlin diskutiert werden. "Allgemein hat sich gezeigt, dass die Substanzen gut vertragen werden. Bei gleicher Wirksamkeit hatte Dabigatran weniger Nebenwirkungen und bei stärkerer Wirksamkeit ungefähr die gleichen wie die Standard-Medikamente", so Einhäupl. Allerdings lägen Langzeitergebnisse noch nicht vor.

Schlaganfallrisiko um 34 Prozent gesenkt

Wichtig wäre aber auch die medikamentöse Beherrschung der Herzrhythmusstörung selbst. Große Bedeutung könnte zukünftig ein neues Antiarhythmikum (Dronedarone) bei Vorhofflimmern bekommen. Eine groß angelegte internationale Studie (ATHENA) zeigte, dass das Schlaganfallrisiko um relativ 34 Prozent gesenkt wurde.

Ergebnisse zur Thrombolyse

Verbesserte Chancen für Schlaganfall-Patienten bringen auch Studien zur Thrombolyse. Dies ist ein intravenös verabreichtes Arzneimittel, das Blutgerinnsel auflöst. Medizinische Leitlinien sehen bisher vor, dass die Thrombolyse nur in einem Zeitfenster von drei Stunden nach dem Schlaganfall angewendet werden soll. Doch laut einer neuen Studie aus Europa lässt sich erkennen, dass eine positive Wirkung bis zu viereinhalb Stunden nach dem Auftreten der Symptome erzielt werden kann.

(APA)

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