UNO: Aids breitet sich langsamer aus

Aids breitet sich langsamer
Aids breitet sich langsamer(c) AP (JENS MEYER)
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34 Millionen Menschen sind weltweit mit dem HI-Virus infiziert, doch die Zahl der Neuinfektionen ist um ein Fünftel gesunken, sagt das HIV/Aids-Programm der UNO. 1,8 Millionen Menschen sind im Vorjahr an Aids gestorben.

Die Zahl der Neuinfektionen mit HIV geht zurück. Von 1997 bis 2010 sei sie um gut ein Fünftel (21 Prozent) auf 2,67 Millionen weltweit gefallen, heißt es im aktuellen Bericht des HIV/Aids-Programms der Vereinten Nationen (UNAIDS). Das Schweigen über HIV und Aids, das in der Vergangenheit Millionen Menschen das Leben gekostet habe, sei gebrochen, sagte UNAIDS-Geschäftsführer Michel Sidibe. Knapp die Hälfte der Schwangeren mit HIV habe Medikamente bekommen, die eine Übertragung des Virus auf das Kind verhindern sollen, heißt es in dem am Montag in Berlin präsentierten Bericht.

Den Erfolg zeige das Beispiel Botsuana. 2003 seien dort noch 21 Prozent der Babys HIV-infizierter Mütter selbst infiziert gewesen. 2010 waren es nur noch vier Prozent - dank antiviraler Therapien für mehr als 90 Prozent der Mütter. Die Zahl der Neuninfektionen bei Kindern sank auf 390.000 - im Jahr 2001 hatte sie bei 550.000 gelegen. Die Zahl der Todesfälle bei Kindern unter 15 Jahren ging allein zwischen 2005 und 2010 um 20 Prozent zurück. Bei 80 Prozent der Schwangeren sei die Behandlung aber nicht optimal, warnte UNAIDS. Würde dies geändert, könne die Zahl jährlich neu infizierter Kinder sofort um 20 Prozent gesenkt werden.

Großteil der HIV-Infizierten in Afrika

Die Gesamtzahl der Ende 2010 weltweit Infizierten und Erkrankten schätzte UNAIDS auf 34 Millionen (2001: 28,6 Millionen). Rund 67 Prozent von ihnen (22,9 Millionen) leben demnach in Afrika südlich der Sahara - einer Region, in der nur zwölf Prozent der Weltbevölkerung leben. Auf das Gebiet entfallen auch 70 Prozent der Neuinfektionen. In Südafrika leben mit geschätzt 5,6 Millionen mehr HIV-Infizierte als in jedem anderen Land der Welt. Zumindest die Zahl der Neuinfektionen sinke dort aber inzwischen stark - ebenso wie in Äthiopien, Nigeria, Sambia und Simbabwe, heißt es im UNAIDS-Bericht.

Sidibe forderte ein Umdenken bei der Finanzierung der Aids-Hilfe. Es dürfe nicht weiter ein großer Teil der Gelder in die reicheren Länder fließen, schließlich seien die meisten HIV-Neuinfektionen in Afrika zu beklagen. "Es ist Zeit für Veränderungen bei der Finanzierung der Aids-Hilfe." Mit einem neuen System könnten in den nächsten acht Jahren zwölf Millionen Neuinfektionen verhindert werden, betonte Sidibe. Mit dem sogenannten Investment Framework will UNAIDS Wege zeigen, das Geld effektiver einzusetzen.

Die Zahl der HIV-Infizierten in West- und Zentraleuropa wurde mit rund 840.000 angegeben - bei 30.000 Neuinfektionen und 9900 auf Aids zurückgehenden Todesfällen. Einen Anstieg der Infizierten um 250 Prozent von 2001 bis 2010 auf 1,5 Millionen habe es in Osteuropa/Zentralasien gegeben. 90 Prozent dieser Fälle entfielen auf Russland und die Ukraine. Ursache sei in diesen Ländern vor allem verseuchtes Drogenbesteck. Die Zahl der Aids-Toten in der Region liege inzwischen bei geschätzt 90.000 - im Jahr 2001 waren es noch 7800.

Weltweit starben im vergangenen Jahr 1,8 Millionen Menschen an Aids. Medikamente gegen das Virus haben nach Schätzung von UNAIDS 700.000 weitere Todesfälle verhindert. Seit 1995 seien mit den Medikamenten in den Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen insgesamt 2,5 Millionen Todesfälle verhindert worden. Rund die Hälfte der Infizierten dort hätten inzwischen Zugang zu solchen Therapien - deutlich mehr als noch zwei Jahre zuvor. Besonders gut sei die Versorgung in Ländern wie Kambodscha, Chile, Kroatien und Kuba, besonders schlecht in Staaten wie Afghanistan, Ägypten, Tunesien und der Ukraine.

Ein Impfstoff gegen HIV/Aids zeichnet sich trotz jahrzehntelanger Suche noch nicht ab. Aufklärung, Vorbeugung und die Stärkung der Frauenrechte bleiben daher wichtige Mittel im Kampf gegen die Krankheit.

(Ag.)

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