In Wien wurden die aktuellsten Brustkrebs-Studien präsentiert. Fortschritte sind beim Verständnis von Lebensstilfaktoren, in der Chirurgie und in der medikamentösen Therapie zu erwarten.
Auf dem Weg zu noch besseren Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten für Patientinnen mit einem Mammakarzinom "sind noch nicht dort angekommen, wo wir den Brustkrebs endgültig besiegen. Aber wir haben gute Nachrichten", so fasste Freitagvormittag der österreichische Organisator der Europäischen Brustkrebskonferenz, der Wiener Chirurg Michael Gnant die aktuelle Situation rund um Forschung und Patientenversorgung auf diesem Gebiet zusammen. Deutliche Fortschritte sind sowohl beim Verständnis von Lebensstilfaktoren als auch in der Chirurgie und in der medikamentösen Therapie zu erwarten.
Fakten und Fortschritt
- In der westlichen Welt ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung der Frau.
- Weltweit wird jährlich bei 1,38 Millionen Frauen ein Mammakarzinom diagnostiziert.
- In ganz Europa waren es im Jahr 2008 rund 425.000 Neudiagnosen bei rund 129.000 Todesfällen.
- Für das Jahr 2030 wurde in einer wissenschaftlichen Studie vor kurzem ein Anstieg der Zahl der Brustkrebserkrankungen in Europa auf etwa 490.000 prognostiziert, man rechnet dann mit 157.000 Todesfällen.
- Die Überlebensraten liegen in Österreich und den westeuropäischen Ländern bei 80 Prozent.
Bei der Europäischen Brustkrebskonferenz in Wien wurden am Freitag die aktuellsten Studien präsentiert. Sie könnten auch direkte Auswirkungen auf zukünftige Managementstrategien bei Brustkrebs haben:
Hormonabhängiger Brustkrebs
Chirurg Michael Gnant stellte eine Möglichkeit vor, wie man bei Patientinnen mit sogenannten hormonabhängigen Brustkrebs im fortgeschrittenen Stadium sowohl Knochenschäden durch die Therapie verhindern als auch eventuell eine Resistenz gegen eine antihormonelle Behandlung überwinden könnte. Laut der Auswertung der Daten einer Studie mit 724 Patientinnen (Bolero-2) verringert die zusätzliche Verabreichung des Medikaments Everolimus die Häufigkeit des Auftretens neuer Knochenmetastasen um etwa die Hälfte. Gleichzeitig ergibt sich ein schützender Effekt, was eine im Rahmen der Behandlung potenziell auftretende Osteoporose betrifft.
Rückfallrisiko steigt mit dem BMI
Es gibt deutliche Hinweise auf eine Verbindung zwischen Übergewicht bzw. Adipositas und den Verlauf einer Brustkrebserkrankung: Laut einer von der US-Onkologin Jennifer Ligibel (Harvard Medical School in Boston) durchgeführten Langzeitbeobachtung von Brustkrebspatientinnen, die jeweils eine ähnliche und nach dem Körpergewicht dosierte Chemotherapie bekommen hatten, steigt das Rückfallrisiko mit dem Body Mass-Index (BMI). Die Expertin: "Von einem Normalgewicht mit einem BMI von 22 (Normalgewicht bis BMI von 24,9, Anm.) bis zu einem Übergewicht mit einem BMI von 27 erhöht sich die Häufigkeit von Rückfällen um acht Prozent. Ein BMI von 32 (Adipositas ab einem BMI von 30, Anm.) steigt sie um 17 Prozent."
Ultraschall während der Operation
Eine Bestimmung der Tumorgröße per Ultraschall während der Operation kann den chirurgischen Eingriff genauer machen. Nicole Krekel und ihre Co-Autoren (VU University Medical Center Amsterdam) konnten bei 124 Patientinnen zeigen, dass die ultraschallgestützte Chirurgie in 96,7 Prozent der Fälle zu einer vollständigen Entfernung des bösartigen Gewebes führt. Operiert der Chirurg "nur" nach Tastgefühl, liegt diese Rate bei 84,1 Prozent - was neuerliche Operationen bzw. intensivierte Therapie bedeutet.
Knochenmetastasen sind verhinderbar
Die Ergebnisse einer groß angelegten Wirksamkeitsstudie zur Evaluierung einer neuen Brustkrebstherapie für Frauen mit fortgeschrittenem Brustkrebs nach der Menopause zeigen, dass die Kombination zweier Krebsmedikamente, Everolimus und Exemestan, die Knochenstärke signifikant verbessert und die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Metastasen verringert.
(APA)