Eigenes Wohlbefinden und Glücksgefühl steigern

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Der Psychiater und Psychotherapeut Dr. Stelzig will in seinem Buch „Keine Angst vor dem Glück“ Wege zum Glück aufzeigen. Denn das sei machbar. Man solle sein subjektives Befinden selbst in die Hand nehmen.

Stress, Angst, Depression, Panikattacken – Zeichen unserer Zeit. „Wir sind psychisch krank“, schlägt der Salzburger Psychiater und Psychotherapeut Dr. Manfred Stelzig in der Einleitung seines Buches „Keine Angst vor dem Glück“ Alarm. Und er stellt die Frage nach dem Warum: Warum ist die subjektive Befindlichkeit der Mehrheit trotz eines hohen Lebensstandards so schlecht wie noch nie?

Die logische Antwort deutet er an: „Unsere Hochgeschwindigkeitsgesellschaft verlangt Dinge von uns, auf die wir durch die Evolution nicht vorbereitet sind.“ Unsere Psyche hatte einfach keine Zeit, sich den rasanten Änderungen der letzten Jahrzehnte anzupassen. Und so ist es kein Wunder, dass viele Menschen in ihrem Versuch, sich dem vermeintlichen Diktat des Immer-Mehr und Immer-Schneller zu unterwerfen, unglücklich und/oder psychisch krank werden. Das Resultat dieser Entwicklung: Rund 500.000Österreicher leiden an einer Depression. Nur drei Prozent davon befinden sich in Behandlung. Ein Zustand, der veränderbar sei, denn „Glücklichsein kann man lernen. Glück ist machbar“, schreibt Stelzig und meint damit nicht nur den Zustand des „Glücklich-Seins“, sondern die psychische Gesundheit an sich. Man solle sein subjektives Befinden selbst in die Hand nehmen, so der Ratschlag. Man solle auch keine Angst vor dem eigenen Glück haben.

Übungen, die trösten können

Stelzig will, dass „das Psychische und Seelische“ endlich mehr Akzeptanz findet. Und zwar sowohl bei Patienten als auch bei Medizinern. Er zeigt anhand konkreter Beispiele aus seiner Praxis, wie sich Menschen selbst unglücklich machen, und gibt Lösungsvorschläge, wie man sich aus dem Dilemma befreien könne. Am Ende des Buches finden sich 88 Tipps für die seelische Gesundheit. Tipps, deren Umsetzung einen positiv durch den Tag begleiten sollen. Es beginnt beim Noch-einmal-im-Bett-Umdrehen beim Aufstehen, führt zum Sich-selbst-Anlächeln im Spiegel beim Zähneputzen und endet beim abendlichen Kuscheln im Bett.

Glücklich zu sein heißt für den Psychiater, sich in seiner Haut wohlzufühlen. Das Leben mache nicht automatisch glücklich, man müsse sich selbst darum bemühen und sich selbst Gutes tun. Er empfiehlt Übungen, die uns trösten können und unser Wohlbefinden steigern sollen.

Und wenn das alles nichts hilft, empfiehlt der Autor die Einnahme von Psychopharmaka. Er bricht eine Lanze für diese Medikamente. „Keine Angst vor dem Glück bedeutet auch keine Angst vor den Medikamenten, die dieses Glücksgefühl ermöglichen können“, heißt es in dem Buch. Das Nervensystem könne bei Störungen nicht anders reagieren als mit Antriebslosigkeit, Angst, Depression und Schmerzen. Zustände, die nicht sein müssten.

Vorteile der Antidepressiva

Antidepressiva könnten viel Leid ersparen und würden in unfairer Weise abgelehnt. „Menschen schleppen sich oft jahrelang mit einer extrem reduzierten Lebensqualität dahin und vermeiden dennoch die Einnahme von Medikamenten“, bedauert Stelzig. Antidepressiva würden Türen öffnen und die Chance geben, aus einer Negativspirale in eine Positivspirale zu wechseln. th

„Keine Angst vor dem Glück“, Ecowin Verlag, 176 Seiten, 19,95 €.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2011)

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