Soundframe: Kunst für Auge und Ohr

Soundframe: Kunst für Auge und Ohr
Soundframe: Kunst für Auge und OhrSoundframe-Festival
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Das Soundframe-Festival thematisiert heuer das Kollektiv - und somit auch sich selbst. Deutlich wird dabei, wie groß und vernetzt die Wiener Szene der VJs und audiovisuellen Künstler ist.

Das Kollektiv ist laut und dunkel. Zumindest ist das der erste Eindruck, wenn man die Ausstellung „The House of Drift“ im Wiener MAK betritt, die derzeit im Rahmen des Soundframe-Festivals läuft. Das dämmrige Licht wird von dem Schwarz der Objekte geschluckt, der Sound sorgt für eine mystische Stimmung. Man ist irgendwie gezwungen in diese düstere Welt einzutauchen und die vielen Eindrücke wirken zu lassen. Erst bei genauerer Betrachtung wird deutlich: Es geht um das Archaische und Rituelle beim Zusammentreffen von Menschen.

„Wir wollen eine Stimmung und Energie erzeugen, weniger eine Geschichte erzählen“, sagt Gregor Ladenhauf, der gemeinsam mit Leonhard Lass das Duo Depart bildet und die kreative Leitung der Ausstellung übernommen hat. Da diese im Rahmen des seit Donnerstag stattfindenden Soundframe-Festivals gezeigt wird, gab es gleich zwei Vorgaben. Das Festival, das sich seit 2007 mit audiovisuellen Ausdrucksformen im Kunst- und Clubkontext auseinandersetzt, hat heuer den Schwerpunkt Kollektiv gesetzt – womit es sich irgendwie auch selbst thematisiert, immerhin setzen audiovisuelle Projekte allein schon von den verwendeten Medien her ein Kollektiv voraus.


Farbengemisch als Kollektiv. Aber zurück zur Ausstellung. Eva Fischer, die Initiatorin und Kuratorin des Festivals, hat bei den verschiedenen Projekten zwei Bedingungen gestellt: Einerseits müssen sich die Projekte selbst mit dem Thema Kollektiv auseinandersetzen, andererseits sollte das Projekt auch im Kollektiv entstehen. „Das ist das Spezielle daran, dass alle schon im Entstehungsprozess zusammenarbeiten und man nicht nur ein paar Sachen auslagert, die dann in den Credits erwähnt werden“, sagt Leonhard Lass.

Also waren neben dem Duo Depart auch noch einige andere Personen beteiligt. Christina Simmel und Gerald Moser haben die Architektur und Installation übernommen. Modedesignerin Lisi Lang übernahm die Kostüme, Andreas Waldschütz die Foto- und Videoarbeiten und Sebastijan Geč die Performance. Alle drei wurden auch von ihrem eigenen Team unterstützt.

Dieselben Vorgaben galten für die zweite Ausstellung des Festivals. Ab 12.April läuft im Hotel am Brillantengrund die Ausstellung „Ring Ging Bling“, die ebenso eine Urform des Kollektivs thematisiert: die Vermischung der drei Grundfarben Rot, Grün, Blau. Auch diese Arbeit entstand durch Teamwork. Die Leitung übernahm das Design- und Animationskollektiv LWZ, bestehend aus Martin Lorenz, Stefan Salcher, Tobias Schererbauer und Markus Wagner. Im Gegensatz zur dunklen MAK-Ausstellung setzt das farbliche Pendant „nur“ auf Visualisierungen und lässt die Akustik dabei aus. Genau das macht aber auch das recht weite Spektrum des Festivals, bei dem auch Liveacts von VJs und DJs sowie Screenings und Diskussionen geboten werden, deutlich.


Wien als wichtiger Szenetreff. Denn die Szene zu definieren, die beim Festival zusammenkommt, ist gar nicht so einfach. Da gibt es einerseits audiovisuelle oder multimediale Künstler, andererseits Visualisten. „Und dann gibt es genauso wieder VJs, die sich auf die Clubszene konzentrieren“, sagt Eva Fischer. Sie will das aber keinesfalls wertend kommentieren, denn bei all der Vielfalt fühlt sich leicht jemand missverstanden, wenn er „nur“ als (kommerzieller) VJ verstanden wird.

Fakt ist, dass die heimische – nennen wir sie so – audiovisuelle Szene wächst und besonders aktiv ist. „Natürlich thematisiert sich das Festival durch den Schwerpunkt auch selbst, aber das ist gut und wichtig. Denn gerade in den letzten Jahren hat sich da viel entwickelt“, so Fischer. Und: Auch in der bildenden Kunst werde das Thema Kollektiv derzeit stark diskutiert. Immerhin passt es wohl nicht nur zum Zeitgeist, sondern auch zu den vielen technischen Möglichkeiten, die Zusammenarbeit voraussetzen.

Wie groß die Szene ist, lässt sich nur grob schätzen. Fischer spricht von „einigen hundert Visualisten“. Und: Gerade Wien hat in der internationalen Szene eine Bedeutung – und einen starken Kunstbezug. Das hat unter anderem mit den Vorreiter der Medienkunst zu tun – Stichwort Valie Export. Auch die recht aktiven VJs der 1990erJahre beförderten die Szene. „Wir haben vor zehn Jahren auch als VJs begonnen. Irgendwann war das aber unbefriedigend, und wir haben verstärkt künstlerisch gearbeitet“, sagt Leonhard Lass von Depart. Auch das Soundframe-Festival selbst, das seit vergangenem Jahr auch Institutionen wie das MAK bespielt, hat sicherlich dazu beigetragen. „Es wäre aber unfair zu sagen, die wachsende Szene ist allein das Verdienst des Festivals“, so Fischer.

Sie hat auch in den letzten Jahren ein wachsendes theoretisches und wissenschaftliches Interesse an audiovisueller Kunst beobachtet. So hält sie selbst etwa eine Vorlesung zum Thema audiovisuelle Medien an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Auch auf der Kunstuniversität Linz tut sich in dieser Hinsicht einiges.

Trotz Vielfalt und Breite lassen sich auch ein paar Trends ausmachen. „Viele haben das Bedürfnis wieder haptischer zu arbeiten“, sagt Gerald Moser, der bei „The House of Drift“ beteiligt war. Auch Stefan Salcher, der die „Ring Ging Bling“-Ausstellung mitgestaltete, meint: „Wir wollten eben nicht am Computer werken und irgendetwas ausdrucken, sondern analog arbeiten.“ Eva Fischer meint dazu: „Das Mystische und Märchenhafte wird wieder verstärkt aufgenommen.“ Und das kommt derzeit gern schwarz daher.

Soundframe

Das Soundframe-Festival 2013 hat heuer den Schwerpunkt „Collective“ und läuft noch bis 21. April im MAK, Brut im Künstlerhaus, Fluc, Morisson Club und Hotel am Brillantengrund. Neben den beiden Ausstellungen „The House of Drift“ (MAK) und „Ring Ging Bling“ (Hotel am Brillantengrund) gibt es Liveacts von VJs, DJs und Musikern. Am 11. April findet im MAK ein Soundframe-Nite-Special statt. www.soundframe.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2013)

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