Kunstuniversität Linz: Der Umzug als letzter Ausweg

Archivbild: Austria Tabakwerk in Linz
Archivbild: Austria Tabakwerk in Linz(c) APA (Austria Tabak)
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Das Modestudium der Kunstuniversität Linz geht doch weiter: Anfang 2015 übersiedelt es von Hetzendorf in Wien in die Tabakfabrik Linz und bekommt ein neues Curriculum verpasst.

Gut hat es zuletzt nicht ausgesehen für das Mode-Bachelorstudium der Kunstuniversität Linz am Standort Wien-Hetzendorf. 2006 von Gerda Buxbaum als Hybrid ins Leben gerufen (universitärer Status aus Linz, Geld von der Stadt Wien), wurde dem Studium 2011 der Geldhahn abgedreht. Seitdem standen die Zeichen auf Trübsinn: Die Studierenden protestierten unter dem Motto „Hetzendorf is burning“, indes loderte die Sparflamme weiter.

Bald kamen erste Gerüchte über einen möglichen Fortbestand auf: So hieß es etwa, der Studiengang könnte ins niederösterreichische Pressbaum abwandern oder an die New Design University in Sankt Pölten andocken. Vergangene Woche wurde bekannt, dass es in der Tat weitergehen wird mit diesem Studium. Verortet wird es allerdings – eigentlich naheliegend – in Linz sein. Und zwar als einziger Studiengang der Universität, in der Tabakfabrik. Auf 800 Quadratmetern soll der Mode-Bachelor dort, wie aus dem Umfeld der Tabakfabrik-Leitung bekannt wurde, ab März 2015 beheimatet sein.

Der Rektor der Kunstuniversität, Reinhard Kannonier, gibt sich hinsichtlich konkreter Details noch bedeckt. „Noch sind nicht alle Fragen geklärt“, unterstreicht er. Offen sei noch der Studienplan; auch wisse man noch nicht, ob es ein Bachelor-, ein Masterstudium oder beides geben wird. „Wenn das Studium in Linz angesiedelt ist, braucht es ein spezielles Curriculum, um attraktiv zu sein“, sagt Kannonier und ergänzt: „Wir arbeiten an einem neuartigen Lehrkonzept mit flacher Hierarchie, eher modular, nicht um eine zentrale Person konstruiert.“ Für einzelne Module sollen Lehrende aus dem Ausland geholt werden, zudem ist eine Anbindung an die oberösterreichische Kreativwirtschaft geplant.

Partnersuche. Das spricht auch für die Unterbringung in der Tabakfabrik, die zugleich Teil des Sponsorings ist: Die Räumlichkeiten werden von der Stadt Linz zur Verfügung gestellt. Auch das Land Oberösterreich sei, so Kannonier, mit an Bord. Privatwirtschaftliche Sponsoren und Partner werde es ebenfalls geben, doch bastelt man offenbar noch an der Public-private-Partnership und verrät keine Namen von Geldgebern. Einen „gebrandeten Studiengang“ solle es jedenfalls nicht geben, versichert Kannonier. Vorzeigebetriebe aus der Textilindustrie Oberösterreichs sind, wie von der WKO verzeichnet, unter anderem die Linz Textil Holding, Teufelberger und Lenzing: Ob eine dieser Firmen an Bord geholt werden konnte, wird wohl bald publik werden.

Hinsichtlich des Curriculums lässt Rektor Kannonier durchblicken, dass Akzente in Richtung Hochtechnologie und New Media geplant sind. „Eine Anbindung an die Ars Electronica habe ich vor Jahren angeregt“, kommentiert Hetzendorf-Doyenne Gerda Buxbaum. „Dies könnte als Motor wirken, zu einer neuen Form von Mode führen.“

Buxbaum, die nicht in die laufenden Gespräche einbezogen wurde, zeigt sich naturgemäß erfreut darüber, dass das Studium fortgeführt werden soll. Auch ein modulares Modell fände sie gut und verweist auf die Design Academy Eindhoven, wo Vergleichbares bereits praktiziert wird. Die aktuelle künstlerische Leiterin des Studiums, Ute Ploier, begrüßte die gezielte Schwerpunktsetzung ebenfalls: „Aus einer Öffnung hin zu neuen Technologien könnte sich ein interessantes Profil ergeben.“ Und sie ergänzt: „Linz ist nicht kleiner als Antwerpen. Ein unverwechselbares Curriculum könnte auch ausländische Studierende anlocken.“

Mit gemischten Gefühlen reagieren Mitglieder des aktuellen Lehrkörpers in Wien: Gabriele Skach etwa, die in der Modeschule und im Bachelor unterrichtet, freut sich darüber, dass das Studium nicht eingestellt wird. „Wie einige meiner Kollegen bin ich aber nach all den Mühen, die wir in Jahre der Aufbauarbeit investiert haben, enttäuscht, dass die Kunstuniversität Linz niemanden von uns in den offenbar schon laufenden Prozess involviert hat.“ Das letzte Wort scheint aber ohnehin noch nicht gesprochen – vielleicht wird doch ein bisschen Hetzendorf-Spirit nach Linz mitwandern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2014)

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