„Da nützt auch keine höhere Strafe“

Maria Rösslhumer.
Maria Rösslhumer.(c) FABRY Clemens
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Warum die schwere Gewalt gegen Frauen vor zehn Jahren zunahm: Gespräch mit der Leiterin der Frauenhelpline, Maria Rösslhumer.

Die Schwere der Gewalt an Frauen nimmt zu. Das ist eine Beobachtung, die nicht nur die vielen Morde seit Beginn des Jahres gezeigt haben, sondern sie stimmt auch mit den Erkenntnissen von Beratern und Experten überein. „Immer mehr Frauen“, sagt Maria Rösslhumer, „befinden sich in Hochrisikosituationen.“ Eingesetzt habe die jüngste Gewaltwelle aber schon viel früher: etwa seit 2008, seit Beginn der globalen Finanzkrise, stellen die Opferschutzeinrichtungen in Österreich einen erhöhten Anstieg fest. So arte der daraus resultierende ökonomische Druck oftmals in Gewalttätigkeiten innerhalb des familiären Gebildes aus.

Rösslhumer leitet seit zwei Jahrzehnten die Frauenhelpline gegen Gewalt und ist Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser. Im Lauf ihrer Tätigkeit hat sich in Sachen Beratung, Strafrecht und Öffentlichkeitsarbeit einiges getan. „Wir haben in Österreich gute Gesetze und Maßnahmen“, sagt sie. Wie kommt es dann dazu, dass brutale Morde in dieser Intensität zunehmen? Täter und mutmaßliche Wiederholungstäter werden einfach zu wenig geahndet, ist Rösslhumer überzeugt. Auffällige Männer kommen kaum in U-Haft, werden eher auf freiem Fuß angezeigt. Justiz und Behörden würden die Situation oft verharmlosen. „Oder sie sagen, sie hätten noch keine Zeit gehabt, den Täter vorzuladen. Und wenn der Täter kommt, zeigt er sich von seiner besten Seite.“ Von seiner harmlosen, vielleicht reumütigen Seite.

Kaum Konsequenzen. Die Behörden müssten also mehr über den Täter in Erfahrung bringen, besser ermitteln, Gefährlichkeitsanalysen durchführen. Sich die Frage stellen: Was hat er bisher schon angerichtet? Rösslhumer sagt: „Wir fordern verpflichtende Ausbildungen, damit die Behörden verstehen, wie Täter manipulieren, um von ihrer eigenen Tat abzulenken.“ Oftmals hätten die Frauen den Mann mehr als ein Mal angezeigt, und es sei nicht viel passiert. Es gebe einfach kaum Konsequenzen für den Täter.

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