Sommerfest der Filmemacher: Erfolgreich scheitern und feiern

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Wenn die Freunde der Filmakademie zur Gala laden, treffen sich Größen und Neueinsteiger. Wie Michael Haneke und Reinhold Bilgeri.


Jede Branche braucht ihr Sommerfest und die Filmleute machen da keine Ausnahme. So trifft man sich gern im Juni im Innenhof der Musikuniversität im Dritten vor der Filmakademie, wo der Verein der Freunde derselbigen zur Gala lädt, Sponsoren dankt und Einblick in die Arbeit der Studenten gibt. Bevor sich alle, und das ist der Unterschied zu den anderen Branchen, nicht in den Urlaub oder eine ruhige Zeit verabschieden, sondern wieder in die Arbeit stürzen, immerhin wird der Sommer in der Filmwelt aus naheliegenden Gründen (Wetter!!) weidlich ausgenutzt.

Davor trifft man sich zum entspannten Get-together, das recht schnell prominent wird, wenn nur ein paar der Professoren auftauchen. Stargast war heuer natürlich der eigene Regieprofessor, Michael Haneke, der nach seinem Cannes-Triumph 2009 heuer zum zweiten Mal die Goldene Palme geholt hat. Sein Drama „Amour" überzeugte Jury wie Publikum, einige Kritiker sprechen gar von einer eigenen Liga. Davon will Haneke indes nichts wissen. „Ich mache mir keine Gedanken über irgendeine Liga. Ich mache einen Film und freue mich, wenn er ankommt."

Wie jeder andere Regisseur versuche er Filme zu machen, die er selbst gern sehen würde, „sonst würde ich ihn ja nicht machen". Obwohl einem das meistens ohnehin nicht gelinge. „Sie werden keinen seriösen Regisseur finden, der mit dem, was er macht, zufrieden ist. Man sieht immer nur die Fehler, die man gemacht hat und hofft, dass die anderen sie nicht bemerken." Aber was bedeute schon gelungen?, philosophiert er weiter. „Gert Voss hat einmal gesagt: Gegenüber einem großen Thema kann man nur scheitern, scheitern und besser scheitern. Ein wunderbarer Satz. Besser zu scheitern ist schon viel."
Für sein „bestes Scheitern" offiziell bedankt wurden Haneke und Cannes-Kollege Ulrich Seidl allerdings noch nicht. „Es wird schon noch einen Empfang geben", sagt Haneke. „Ulrich und ich hatten nur noch keine Zeit, wir holen das in etwa 14 Tagen nach." Und ja, er arbeite schon am nächsten Film. „Aber über ungelegte Eier soll man nicht sprechen."

Mitten in seinem zweiten Projekt befindet sich Neo-Filmemacher Reinhold Bilgeri („Der Atem des Himmels"), der die Chance zum Networking (unter den Gästen: Stefan Ruzowitzky, István Szabó, Peter Patzak, Antonin Svoboda oder Julian Pölsler) nutzte. Er sei glücklich, dass er sich als Koproduzent „mit ein paar hunderttausend Euro" aus seinem erfolgreichen Erstling an Ernst Gossners „Der stille Berg" beteiligen konnte, der gerade (teils mit Claudia Cardinale) in Südtirol gedreht wird.


Nicht der letzte Film, den Bilgeri machen will. „Seit ich ,Lawrence von Arabien‘ gesehen haben, habe ich Blut geleckt", sagt der 62-Jährige. „Aber ich wollte zuerst ein Rockstar werden, um eine schöne Frau zu finden, dann wollte ich Schriftsteller sein und einen Bestseller schreiben, was ich auch erledigt habe, und jetzt mache ich eben Filme." Eine neue Idee hat er schon, Ambitionen, vor die Kamera zu treten, nicht. „Mein Ego ist ein für allemal befriedigt."
Apropos Ego: Den relativ neuen, namenlosen Preis gab es auch heuer, er ehrt nicht Einzelleistung, sondern Grundhaltung, und ging an zwei, die Lob gewohnt sind: Klaus Maria Brandauer und seine einstige Schülerin Birgit Minichmayr. Brandauer, kokett: „Ich freue mich, dass Sie annehmen, dass ich eine Haltung habe."

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