Der lange Weg zum Konzert

Sängerknaben. Der Weg der Sängerknaben in ihre neue Konzerthalle war steinig. Auch die Wega musste eingreifen.

Wien/Stu. Als der Schubert-Chor unter Kapellmeister Oliver Stech am Dienstagabend die neue Konzerthalle der Wiener Sängerknaben in Wien-Leopoldstadt inoffiziell einweihte, gab es keine Misstöne. Alles stand im Zeichen der Feierlichkeiten für die „MuTh“-Halle, die offiziell am 9.Dezember eröffnet wird. Der Weg der Sängerknaben bis zum Auftritt am Augartenspitz war allerdings steinig.

Angefangen hatten die Probleme 2008. Das Filmarchiv stellte den Anspruch auf das Grundstück im Augarten, die Sängerknaben ebenfalls. Filmcenter oder Klangkristall (wie die MuTh-Halle damals noch genannt wurde) – das wurde auch eine politische Frage.

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny versuchte, dort ein Gebäude für beide Institutionen als Kompromiss zu etablieren. Doch beide wollten nicht. Auch aus Aversionen gegen die Kunstrichtung des anderen. Die Anrainer solidarisierten sich dabei schnell mit dem Filmarchiv. Sie befürchteten eine Flut von Reisebussen und Verkehr durch Sängerknaben-Veranstaltungen. Außerdem hätte das Filmarchiv das Parkareal öffentlich zugänglich gemacht.

Als die Entscheidung für die Sängerknaben fiel, wurde der Bau von den Anrainern nicht nur rechtlich bekämpft. Sie errichteten vor der Baustelle auch ein Protestcamp, das noch heute existiert. Das gipfelte 2009 in einer Besetzung der Baustelle, worauf das Sondereinsatzkommando Wega eingriff und die Baustelle räumte. Dafür erzielten die Gegner einen kleinen Erfolg: Das Bundesdenkmalamt stellte eine Mauer zum Augarten unter Denkmalschutz und verbot den Sängerknaben den geplanten Abriss. Daher mussten die Sängerknaben das Projekt mehrfach umplanen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2012)

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