Motorrad statt Bühne: Brüder auf dem Weg nach Dakar

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Die beiden Brüder und Schauspieler Tobias Moretti und Gregor Bloéb starten am Samstag bei der 5600 Kilometer langen Wüstenrallye durch den Nordwesten Afrikas nach Dakar. Eine Dose Babypuder inklusive.

Auf einen Blick

Gegen Ende der legendären „Piefke-Saga“ von Felix Mitterer jagten sie im Tarnanzug und mit Maschinenpistolen bewaffnet auf Motorrädern durch die bizarre Bergwelt eines fiktiven Tirols. Bis 9. Jänner geben die beiden Brüder und Schauspieler Tobias  Moretti und Gregor Bloéb wieder gemeinsam Gas. Dieses Mal nicht für ein TV-Epos, sondern – wie heißt es so schön – in echt.

Gut 20 Jahre nach dem tourismuskritischen Quotenhit heißt das gemeinsame Ziel im Jahr 2013 Dakar. Auf dem Weg von Paris bis in die exotische Hauptstadt des Senegals sind 5600 Kilometer Wüstenfahrt durch den Nordwesten Afrikas zu meistern. Eigentlich eine Aufgabe für waschechte Renn- und Rallyefahrer. Gelernte Bühnenarbeiter, die abends schon einmal den „Faust“ geben, sollten derartiges allein schon aus Selbstschutz besser meiden. Denn neben den bevorstehenden sportlichen Herausforderungen ist die rasante Wüstenhatz vor allem eines: gefährlich. Manchmal auch lebensgefährlich.

Bis 2007 fand auf der Strecke die Rallye Paris–Dakar statt. Nach Anschlägen auf Touristen und Terrordrohungen gegen das Rennen selbst, weicht der (alte) Veranstalter seither auf Südamerika aus. Der neue nennt die Wettfahrt über elf, bis zu 689 Kilometer lange Etappen inzwischen Africa Race. Was im Übrigen nichts daran ändert, dass die Rallye eigentlich nichts für Schauspieler ist. Eigentlich.

Denn mit einer amateurhaften Verwirklichung eines Bubentraums hat das Projekt der beiden Brüder nichts zu tun. Auf dem Motorrad fahren sie seit Jahren. Seit einem Jahr wird intensiv trainiert, unter anderem mit Dakar-Seriensieger Cyril Depres. Als Freund, Mentor und Teamchef steht ein Landsmann der beiden, Motocross-Weltmeister Heinz Kinigadner, bereit. Dieser war es auch, der vor zwei Jahren die Grundidee des Projekts gemeinsam mit Ex-Formel-1-Fahrer Gerhard Berger entwickelte. Schnell war Moretti mit an Bord, Berger kniff dann doch, Bloéb sprang ein.

Danach war es Kinigadner, der aus zwei Profischauspielern zumindest Teilzeitprofis auf dem Motorrad machte. Das Training für Kraft, Ausdauer und Fahrtechnik bestimmte ein ganzes Jahr lang ihr Leben. Für Schauspielerei blieb weniger Zeit als sonst. „Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht daran denke. Mein kompletter Tagesablauf, alles ist darauf ausgelegt“, sagt Bloéb.

Wobei: Fragt man ihre Begleiter, gab es während der Vorbereitung auch Zweifel über das Gelingen. Etwa damals, als sie Kinigadner erstmals mit ihren voll getankt 180 Kilogramm schweren Motorrädern in die Sanddünen schickte. Die Episode zeigte den beiden, dass die Grenzen von Kraft, Ausdauer und Fahrphysik gerade in der Wüste sehr schnell erreicht sind.

Auf welch wackligen Beinen das Vorhaben der Benzinbrüder in Wahrheit steht, zeigt die Vita ihres Teamchefs. Kinigadner, der sozusagen auf dem Motorrad zur Welt kam, scheiterte acht Mal an der Dakar. Trotzdem glaubt gerade dieser fest an einen Erfolg seiner Schützlinge. Die Flüge für die Frauen von Moretti und Bloéb zum Zieleinlauf in Dakar sind bereits gebucht.

Ob sie, wenn alles klappt, beim Heimflug überhaupt sitzen können, ist allerdings fraglich. Die langen Fahrten und der viele Sand strapazieren insbesondere das Sitzfleisch der Fahrer. Dakar-Profi Cyril Depres bereitete Moretti und Bloéb auf seine Weise darauf vor: Als Weihnachtsgeschenk gab's jeweils eine Dose Babypuder.

Am 29. Dezember fahren Tobias Moretti und Gregor Bloéb die erste von elf Etappen der Wüstenrallye nach Dakar. Insgesamt ist der Weg durch den Nordosten Afrikas 5600 Kilometer lang. Die Zielankunft der Rallye, die heute Africa Race heißt, ist für 9. Jänner geplant. Die Idee für das Vorhaben stammt ursprünglich von den beiden Motorsportlegenden Heinz Kinigadner und Gerhard Berger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.12.2012)

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