Neue Funktionskleidung und Angeben: Einstieg in den Sport

Sport ist ein Dauerbrenner bei guten Vorsätzen. Wer dabeibleiben will, sollte nicht gleich zu viele Schritte machen.

Die Läufer haben einen Rhythmus. Nein, nicht jenen, der ihnen beim Laufen den Takt vorgibt. Sondern jenen, in dem sie plötzlich im Stadtbild auftauchen. Dann nämlich, wenn die Temperaturen nicht zu kalt sind und die Menschen Zeit haben. Oder aber wenn gewisse Diskontsupermarktketten oder Kaffee-und-allerlei-Geschäfte Funktionskleidung aus Polyester im Angebot haben, deren wichtige Funktion darin besteht, zum Sport zu motivieren. Wenn man schon Geld für eine neue Laufhose ausgegeben hat, sollte man sie zumindest einmal ausführen.

Die Läufer tauchen aber auch auf, wenn es saisonal gar nicht passt: dann nämlich, wenn die Motivation aus einem guten Vorsatz zum Jahreswechsel kommt. Das Blöde daran ist nur, dass solche Vorsätze von vornherein zum Scheitern verurteilt sind. Denn sonst hätte man wohl eher im Sommer zu laufen begonnen.

„Mein Sport“ statt „ein Sport“. Der Zeitpunkt für den Beginn der Hobbysportkarriere ist mit Silvester also ganz schlecht gewählt. Was schon eher funktioniert, ist permanentes öffentliches Prahlen über das Vorhaben – vorausgesetzt, man hat Freunde, die ehrlich sind und einem sagen, dass man das jetzt bitte bald einmal umsetzen oder damit aufhören soll, weil das kein Mensch mehr hören will. Wer sich dann nicht zum Affen machen will, sollte zumindest ein paar Trainingseinheiten absolvieren – und schafft damit vielleicht wirklich den Einstieg in ein sportlicheres Leben.

Damit man dabei bleibt, braucht man aber – wie bei der Diät – einen Plan. Und zwar einen möglichst genauen. Wer einfach nur „mehr Sport“ sagt, hat schon verloren. Hilfreich ist auch die richtige Sportart. Nur weil alle laufen, muss man das längst nicht mögen. Es gibt auch noch ein, zwei andere Formen der Bewegung, die einem vielleicht mehr zusagen. Wer nämlich nicht „einen Sport“, sondern „seinen Sport“ betreibt, gewinnt auf jeden Fall.

Und auch bei der Bewegung gilt: Weniger ist mehr, nicht zu viel auf einmal vornehmen. Dann zieht man es schon eher durch und überholt die stöhnenden Eduscho-Hosen-Träger mit einem Hauch von Schadenfreude. Auch die kann motivieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.12.2012)

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