Jessica Chastain: "Mehr geht nicht, dachte ich"

Jessica Chastain Mehr geht
Jessica Chastain Mehr geht(c) Jordan Strauss Invision AP (Jordan Strauss)
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Die amerikanische Schauspielerin Jessica Chastain spricht über ihre Anfänge in Hollywood und die Zusammenarbeit mit Regie-Altmeister Terrence Malick. Außerdem verrät sie, warum Robin Williams ihr Mentor ist.

Im Spionage-Drama „Eine offene Rechnung“ spielte sie an der Seite von Helen Mirren eine Mossad-Agentin, in „The Help“ eine liebenswert-naive Südstaatlerin und in „The Tree of Life“ die unscheinbare Ehefrau von Brad Pitt. Aufgrund ihrer Vielseitigkeit gilt sie als eine der heißesten Aktien Hollywoods. In ihrem aktuellen Film „Zero Dark Thirty“ (Kinostart: 1.Februar) verwandelt sich Jessica Chastain (35) in eine CIA-Agentin auf der Jagd nach bin Laden. Für diese Rolle wurde sie am Donnerstag für den Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert. Die Schauspielerin im Interview.

Sie gelten schauspielerisch als vielfältig. Bekamen Sie das von Ihren Eltern vererbt?

Jessica Chastain: (Lacht.) Mein Vater ist Feuerwehrmann, meine Mutter Köchin – ich hatte also keinerlei Bezug zu dieser Branche. Im Gegenteil: In unserer Kleinstadt in Kalifornien fanden es alle seltsam, dass ich Schauspielerin werden wollte. Die meisten reagierten darauf mit einem mitleidigen: „Ja klar. Viel Glück auch.“

Woher kam dieser Wunsch, der Sie in Ihrer Heimatstadt zur Exotin machte?

Ich war fünf, als mich meine Großmutter zum ersten Mal mit ins Theater nahm. Das Stück begann damit, dass ein Mädchen ein Buch öffnet und die Geschichte des Stückes erzählt. Ein Scheinwerfer war direkt auf sie gerichtet. Und ich dachte sofort: „Das ist mein Beruf.“

Sie haben an der renommierten Juilliard School in New York studiert. Stimmt es, dass Robin Williams Ihr Mentor war?

Ja, aber ich bin ihm nie persönlich begegnet. Als ich mich für Juilliard bewarb, wusste ich nur, dass ich mir das gar nicht leisten konnte. Aber dann bekam ich ein Stipendium. Es wurde von Robin Williams als Absolvent dieser Schule finanziert.

Das heißt, er weiß gar nicht, wen er mit seinem Stipendium gefördert hat?

Ich hoffe, dass ich ihm eines Tages begegne, um mich zu bedanken. Einmal wäre es fast so weit gekommen: Da saß ich in Los Angeles mit einem Regisseur beim Lunch, erzählte gerade von diesem Stipendium – und plötzlich kam der Wohltäter höchstpersönlich herein. Aber er war in Begleitung, und es wirkte sehr privat. Ich wollte ihn erst essen lassen, bevor ich ihn darauf anspreche. Aber dann sprang er plötzlich auf und war weg. Ich warte einfach auf die nächste Gelegenheit.

Sie drehen einen großen Film nach dem anderen. Bereits im April sorgten Sie mit dem Mysterythriller „Mama“ für Gänsehaut. Woher nehmen Sie die Zeit?

(Lacht.) Dabei wollte ich immer nur Theater machen. Die Kamera war mir irgendwie nicht geheuer. Aber dann wollte Al Pacino unser Stück „Salomé“ verfilmen. Anstelle der 1400 Zuschauer sollte nun eine Kamera stehen und Al würde Regie führen. Von ihm habe ich auch Nachhilfe in Sachen Film bekommen. Er ist mein „Schauspielpate“.

Zwölf Filme in drei Jahren – das hört sich nach ziemlich viel Arbeit an. Was sagen Ihre Eltern dazu?

Sie reagierten anfangs etwas geschockt. Aber zumindest glauben sie mir jetzt, dass ich wirklich arbeite.

Haben sie denn vorher daran gezweifelt?

Meine Mutter fragte am Anfang oft: „Was machst du in Los Angeles? Du sagst, du arbeitest, aber wir sehen nichts von dir.“ Arme Mom. Bis sie einmal mit meiner Großmutter zu Besuch kam und sich „Salomé“ ansah. Seitdem steht bei meiner Oma ein Foto von Al Pacino und ihr auf dem Nachttisch.

Nach Pacino kam schon die nächste Legende, um mit Ihnen zu arbeiten: Terrence Malick mit „Tree of Life“.

Es ist ein sehr eigenartiges Gefühl, gleich am Anfang deiner Karriere wohl eine der tollsten Erfahrungen deines Berufslebens zu machen. Nachdem ich mit Malick den Film gedreht hatte, hatte ich das Gefühl, dass ich jetzt ruhig sterben kann. (Lacht.) Ich war völlig erfüllt. Mehr geht nicht, dachte ich.

Gefällt es der Shakespeare-Spezialistin und Pacino-Muse denn, auch einmal nur Anziehpüppchen zu sein und sich auf dem roten Teppich fotografieren zu lassen?

Klar – ich liebe Mode. Ich gehe auch gern shoppen. Für mich ist ein schönes Kleid nichts anderes als ein Kostüm. Und für einen Modefan ist dieser Beruf natürlich ein Segen. Jetzt bekomme ich die schönen Kleider auch noch gratis – nur leider muss ich sie wieder zurückgeben (lacht).

1977
wurde Jessica Chastain in Sacramento (Kalifornien) als Tochter eines Feuerwehrmannes und einer Köchin geboren.

2011
gelang ihr nach mehreren TV- und Theaterproduktionen der internationale Durchbruch mit dem Thriller „Eine offene Rechnung“. Es folgten weitere große Erfolge wie „The Tree of Life“ und „The Help“. Für ihre neueste Rolle in „Zero Dark Thirty“ wurde die Veganerin für den Oscar und Golden Globe als beste Hauptdarstellerin nominiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.01.2013)

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