Schweighöfer: "Ich will das alte Familiensystem"

Schweighoefer will alte Familiensystem
Schweighoefer will alte Familiensystem(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Er ist das neue Liebkind des deutschen Films und hat mit der Komödie "Schlussmacher" gerade seinen zweiten eigenen Film präsentiert. Matthias Schweighöfer erklärt im Interview seine neue Macht.

Wie haben Sie die letzte Beziehung beendet?

Matthias Schweighöfer: Im Einvernehmen. Viele Jahre sind ins Land gegangen, man lebt sich auseinander, und dann lässt man's irgendwann.

Halten Sie es denn für eine Option, einen sogenannten Schlussmacher zu engagieren?

Sagen wir, in manchen Fällen. Wenn man emotional so weit weg ist vom Partner, dass man mit ihm nichts mehr zu tun haben möchte. Warum sollte man sich dann dieser emotionalen Hürde noch einmal aussetzen? Oder wenn Leib und Leben in Gefahr sind, wenn es eins auf die Fresse gäbe.

In „Schlussmacher“ prallen auch Generationen aufeinander. Ist Ihre Generation zunehmend unromantisch und beziehungsgestört?

Ich trenne mich auch nicht gern, ich will ja das alte Familiensystem leben. Aber ich glaube, dass heute das, was man in der Gesellschaft darstellt, noch wichtiger ist. Da sind Partner manchmal einfach im Weg. Jede Frau will unabhängig sein, schon funktioniert das alte System nicht mehr. Deshalb geht es schneller zu Bruch. Weil die Zeit schneller ist, weil jeder seine Träume verwirklichen will. Dazu braucht nicht jeder einen durchgehenden Partner. Obwohl auch das ein Traum ist.

Dieser Traum ist weiter da?

Ich möchte auch mit meiner Frau 30, 40 Jahre zusammen sein. Ich bin kein Freund von wechselnden Beziehungen.

Sie haben auch im eigenen Freundeskreis recherchiert. Was ist da rausgekommen?

Dass viele an der Liebe festhalten: ein Kampf um die Liebe. Aber meine Freunde sind auch alle sehr erfolgreiche Jungs, die Frauen haben, die sie stützen. Wir haben gerade diese Riesendebatte in Deutschland wegen mir. Jemand hat ein Zitat verfälscht, ich hätte gesagt, dass Frauen, die mit 38 Mutter werden, eine Katastrophe wären. Das habe ich so nicht gesagt. Entweder kriegt man jung Kinder, oder man ist wirklich erfolgreich und macht bis 38, 40, aber ich glaube, irgendwann muss eine Mutter sich entscheiden zu sagen: Okay, ich bin dann Mutter. Und auch ein Mann sagen, vielleicht nehme ich ein Jahr Auszeit. Und da wird es dann kompliziert. Deswegen finde ich es auch schwierig, wenn man gleichgesinnte Karrieremenschen hat. Irgendwann kommt die große Debatte: Wie ist man Mutter, wie ist man Vater, wenn man erfolgreich ist? Man kann sich ja auch Hilfe holen. Aber dann geht's auch wieder los: Scheiße, jetzt sind wir gar nicht so viel beim Kind, jetzt macht die Nanny alles.

Ist es leichter, früher Kinder zu kriegen?

Ich kann nicht sagen, wie es ist, später Kinder zu bekommen. Mir hat es viel geholfen, das Leben noch einmal anders zu beleuchten: Karriere und Beruf sind vielleicht doch nicht das Wichtigste auf der Welt. Es gehört dazu, Ziele zu erreichen. Aber Kinder machen das Leben noch einmal komplexer. Und schöner.

In Ihren Filmen spielen immer wieder Ihre eigenen Eltern mit. Warum?

Wenn man so viel Zeit weg von anderen verbringt, habe ich gern meine Familie um mich. Meine Eltern finde ich gut. Es ist ein auch Statement für die Familie.

Was halten Ihre Eltern von den Filmen, die Sie derzeit machen?

Sie wünschen sich natürlich, ich würde mal wieder was Ernsteres machen. Was mit Gehalt, würden sie sagen. Aber wenn man selber produziert, braucht man erst mal ein Fundament. Und damit macht man dann wieder Arthouse. Aber meine Eltern freuen sich auch über solche Sachen wie jetzt. Wenn die Säle lachen, das ist ja herrlich.

Woher kam denn der Wunsch, schon so früh Produzent zu werden und Regie zu führen?

Ich habe so viele Filme gemacht, wo ich dann da saß und dachte: Was haben die alle für eine Scheiße ge...? Da habe ich mir gedacht, lieber habe ich so viel Kraft und Macht, dem Verleih zu sagen: bis hierhin und nicht weiter. Ich möchte gern die Musiken haben und dass das Bild so aussieht und dass da ein blaues Auto steht statt eines roten. Wenn es jetzt schiefgeht, ist es meine Schuld. Ich nehm es gern auf meine Kappe.

Wie groß war die Angst vorm zweiten Film?

Beim ersten hatte man noch Welpenschutz. Was ich ganz gut finde, ist, dass ich mich entschieden habe, am Ende in die Emotion reinzugehen, das trifft die Leute voll ins Herz. Ich kann gar nicht fassen, was hier gerade abgeht, wenn ich ehrlich bin. Wir sind total stolz. Es ist mein zweiter Film, ich bin 31 Jahre alt. Es ist total krass.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2013)

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