Sexismus-Debatte: Brüderle lehnt Entschuldigung ab

Sexismus-Debatte: Brüderle lehnt Entschuldigung ab
Sexismus-Debatte: Brüderle lehnt Entschuldigung ab(c) EPA (MAURIZIO GAMBARINI)
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Bei einem Pressetermin begegneten sich der FDP-Fraktionschef und die Journalistin, die ihm anzügliche Bemerkungen vorgeworfen hat, erstmals wieder.

Der deutsche FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle hat eine öffentliche Klarstellung oder Entschuldigung gegenüber der "Stern"-Journalistin Laura Himmelreich abgelehnt. "Ich bitte einfach, meine persönliche Entscheidung zur Kenntnis zu nehmen", sagte Brüderle am Mittwoch auf entsprechende Fragen bei einem Pressetermin in Berlin - an dem auch Himmelreich teilnahm. Es war die erste Begegnung seit dem Erscheinen jenes Artikels, in dem die Journalistin anzügliche Bemerkungen Brüderles schildert.

Auf weitere Nachfragen von Journalisten sagte der FDP-Spitzenkandidat nun, es sei in der Demokratie legitim, dass öffentliche Diskussionen geführt werden. "Sexismus ist eine Debatte, die läuft." Zum konkreten Fall werde er aber nichts sagen. "Ich habe mich bisher nicht zu dem Thema geäußert und werde das auch nicht tun."

SPD: "Einer liberalen Partei nicht würdig"

Die SPD hatte zuvor den Druck auf Brüderle erhöht. "Herr Brüderle muss die Vorwürfe klarstellen, er muss sich endlich erklären", sagte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles "Spiegel Online". "Wenn alles wirklich so passiert ist, wie beschrieben, hat Herr Brüderle eine deutliche Grenze überschritten." Es könne nicht sein, dass die FDP eine Art Wagenburg baue. "Brüderle verschanzt sich hinter seinen Verteidigern. Er lässt seine Parteifreunde den Eindruck erwecken, als sei er das Opfer. Das ist einer liberalen Partei nicht würdig."

Die SPD-Politikerin, die sich in der Debatte bisher nicht zu Wort gemeldet hatte, attestierte der FDP zudem massive Defizite in Sachen Gleichstellung. "Die FDP hat ein Frauenproblem", sagte Nahles. "Sie hat die wenigsten weiblichen Abgeordneten im Bundestag und in Führungspositionen, und das seit Jahrzehnten. Die Liberalen sind konsequent schlecht aufgestellt, was das Geschlechterverhältnis angeht."

"Der Fall Brüderle steht für ein größeres Problem. Es geht um Sexismus und das ist ein Alltagsphänomen, das viele Frauen erfahren", so Nahles.

(APA/dpa)

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