Georg Demmer: Vom Bubble Tea zum Salatpiraten

Georg Demmer: Vom Bubble Tea zum Salatpiraten
Georg Demmer: Vom Bubble Tea zum Salatpiraten(c) Privat
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Im Winter musste Georg Demmer seine Bubble-Tea-Shops schließen. Jetzt betreibt er einen Coworking Space mit Garten und Kaffeebar.

Georg Demmer wirkt gelassen. Von Bubble Tea hat er derzeit genug. „Das waren zwei spannende Jahre, in denen so viel passiert ist, dass ich jetzt einmal froh bin, wenn ich eine ruhige Kugel schiebe“, sagt er und nimmt auf einer weißen Holzbank Platz. Nachdem der Spross der Wiener Teehausfamilie Demmer vergangenen Winter sein jüngstes Projekt, den Bubble-Tea-Shop namens „Tea-licious“ zusperren musste – „wir hatten zehn Geschäfte in Österreich, von denen es keines mehr gibt“ –, suchte er ein breiter aufgestelltes Projekt.

Genau genommen ist er der Betreiber des Gemeinschaftsbüros oder Coworking Space, wie man das heute in der Kreativbranche nennt, namens „Co Space“ in der Kirchengasse, unweit des sich gerade im Aufwind befindenden Sankt-Ulrichs-Platzes in Wien Neubau. „Ich habe mich eigentlich in den Ort hier verliebt, und so ist erst die Idee mit dem ,Co Space‘ entstanden.“ Dort ist er nun nicht nur eine Art Hausmeister, der seinen Schreibtischmietern u.a. den Tee und Kaffee an den Arbeitsplatz serviert, sondern arbeitet auch an eigenen, kleinen – meist gastronomischen – Projekten, etwa für das Demmer Teehaus, wo er als Teataster und für den Bereich Marketing arbeitet. Dass es im „Co Space“ auch ein kleines Kaffee, mit Teeausschank, gibt, versteht sich von selbst. Die Getränkekarte – Bio-Eistee, Fritz Cola und Tannenzäpfle-Bier – verrät, an wen sich das kleine Café richtet. Hin und wieder wird Platz gemacht für eine Pop-up-Bakery, etwa von dem sich erst im Entstehen befindenden Allergikerkaffee. „Sie machen Kuchen, Cupcakes, Torten und Gebäck. Alles gluten-, laktose- und zuckerfrei, teilweise vegan. Das passt ganz gut, sie suchen noch einen Standort. Bis dahin können sie bei uns ihre Produkte testen“, sagt Demmer. Im September sind die Allergikerbäcker wieder zu Besuch.

Da wird dann auch Demmers neuestes Projekt starten, von dem er noch nicht allzu viel verraten will. Nur so viel: „Es geht um Bier und Kaffee und wird eine Art Shop-in-Shop sein.“ Bis dahin kümmert er sich noch um ein zweites Projekt, das neben den sechs Start-ups aus den Branchen Mode, Tourismus, Medien und Kunst ebenfalls in dem netten Gassenlokal in der Kirchengasse untergebracht ist. Der Charme des Lokals stammt übrigens vom vorigen Nutzer, dem Projekttheater „Fleischerei“.


Aber zurück zum zweiten Projekt, das weniger mit Tee als vielmehr mit Salat, Kräutern und Gemüse zu tun hat. Unter dem Namen „Salat-Piraten“ hat sich Demmer mit rund zehn Leuten zu einem Verein („zur Förderung urbaner Landwirtschaft im städtischen Raum“) zusammengeschlossen. Auf einem schmalen Grünstreifen ein paar Häuser weiter wird gemeinschaftlich gegärtnert. „Die Fläche war jahrzehntelang unbenutzt, wir haben mit der Stadt gesprochen. Jetzt gibt es dort Hochbeete und Boxen, in denen alles Mögliche angebaut wird.“ Jeden Mittwoch gibt es eine Art „After Work Gardening“ bei dem gemeinsam geerntet, gekocht, gegessen und getrunken wird. Dabei treffen nicht nur die „Co-Space“-Mieter aufeinander, sondern auch die Nachbarschaft – die alteingesessene und jene jungen Kreativen, die sich rund um den Sankt-Ulrichs-Platz angesiedelt haben. Denn im Gegensatz zum längst gestorbenen Bubble-Tea-Hype wächst das Grätzel hier langsam – und breit aufgestellt.

Auf einen Blick

Georg Demmer stammt aus der Demmers-Teehaus-Familie und ist im Unternehmen für Marketing und als Teataster zuständig. Im Winter musste er die Bubble-Tea-Kette „Tea-licious“ schließen. Derzeit betreibt Demmer den Coworking Space „Co Space“ in der Kirchengasse 44 in Wien Neubau und ist Mitglied des Vereins Salat-Piraten, der Urban Gardening betreibt. Im September startet im „Co Space“, in dem sich auch ein kleines Café befindet, sein neues Projekt: eine Art Shop-in-Shop für Bier und Kaffee.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2013)

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