Der „fünfte Beatle“ wird 75

(c) Reuters (Danny Molosh)
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Yoko Ono ist die meistgehasste Frau der Rockgeschichte. Dennoch wird sie am Samstag mit Preisen geehrt. Am Montag wird sie 75.

Der erste Eindruck: Sie fühlt sich wohl am roten Teppich. Vielleicht erst jetzt so richtig. Zumindest strahlte Yoko Ono selten zuvor so bereitwillig in die Kameras wie in den vergangenen Wochen.

Bei der Verleihung der Grammy Awards letzte Woche etwa, wo sie ihr Chauffeur zeitgleich mit Sängerin Beyoncé Knowles förmlich aus ihrer Limousine auf den Red Carpet spülte – und Ono beim Defilée vor den Fotografen eine bessere Figur machte, als die um 48 Jahre jüngere Soul-Sängerin. Oder Anfang Jänner, bei der sogenannten Consumer Electronic Show in Las Vegas, wo ihr in Gegenwart sehr vieler junger Musiker, wie den Black Eyed Peas oder Natasha Bedingfield, ein „Music for Life-Award“ überreicht wurde. Und was tat sie da? Sie strahlte. Hinter ihrer tief am Nasenflügel sitzenden, schwarzen und viel zu großen Sonnenbrille – und sie grinste frech unter ihrem schwarzen Hut hervor. Der schwarze (wahlweise weiße) Hut ist zum Markenzeichen der kleinen, schmalen Künstlerin geworden.

Yoko Ono wird am kommenden Montag 75 und ist damit nur wenige Jahre jünger als die britische Königin Elizabeth II. Was man beim besten Willen nicht annehmen würde, würde man die beiden Damen vergleichen. So sagt die Lennon-Witwe noch immer von sich, sie sei „ein Punk“, eine Rebellin.


Eine Rebellin, die bis heute ziemlich viele Feinde hat. Die ihr (noch immer) vorwerfen, die Beatles gesprengt und John Lennon negativ beeinflusst zu haben. Sie ist – ohne Übertreibung – die meistgehasste Frau der Rock-Geschichte, was dazu führte, dass der Begriff „Onophobie“ in der Psychologie Eingang fand. Die gebürtige Japanerin aus gutem und reichem Haus begegnete den negativen Gefühlen stets mit sehr viel Selbstbewusstsein. Das kann man auch in dem soeben erschienen Buch „Yoko Ono Talking“ erkennen. Der Musikjournalist Jack Johnstone hat sämtliche Zitate der Künstlerin (und von Lennon, dem Rest der Beatles und den Söhnen Julian und Sean) aus den vergangenen dreißig Jahren zusammengetragen und nach Themen geordnet. Da spricht die 1933 in Tokio geborene etwa über ihr Leben vor den Beatles als sie sich der Künstlerbewegung Fluxus anschloss. Über die erste Begegnung mit John Lennon am Vorabend einer Ausstellungseröffnung in London. Über die gemeinsamen Bed-Ins, die Hochzeit mit John („Es war einfach nur sehr schön“), ihre Erfahrungen mit Drogen, die Trennung der Beatles und ihre drei Kinder.

Und dennoch: Yoko Ono hat mittlerweile auch viele Fans. Die ihre musikalische (ihr jüngstes Album heißt „Yes, I'm a Witch“ – eine Anspielung darauf, dass man sie oft Hexe oder „Dragon Lady“ nannte) und filmische Arbeit (ihr Film „The U.S. vs. John Lennon“ lief bei der Viennale 2007) schätzen. Und die sie strahlen machen.

DAS BUCH:

Yoko Ono Talking

Schwarzkopf & Schwarzkopf 191 Seiten, 15,40 €

Der Musikjournalist Nick Johnstone sammelte Wortmeldungen von Ono über die Trennung der Beatles, Bed-Ins, John Lennon uvm.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2008)

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