Zuckerberg: Tue Gutes und poste darüber

NEW DELHI INDIA OCTOBER 9 Co founder and chief executive of Facebook Mark Zuckerberg gestures as
NEW DELHI INDIA OCTOBER 9 Co founder and chief executive of Facebook Mark Zuckerberg gestures as(c) imago/Hindustan Times (imago stock&people)
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Facebook-Gründer Mark Zuckerberg erklärt anlässlich der Geburt seiner Tochter, 99 Prozent seines Vermögens für wohltätige Zwecke spenden zu wollen. Hierzulande sind solche Großspenden nach wie vor die Ausnahme.

Wien. „Liebe Max! Wie alle Eltern wollen wir, dass du in einer besseren Welt aufwächst, als jene, in der wir leben. [...] Daher werden wir unseren Teil dazu beitragen, dass dies auch geschieht. Nicht nur, weil wir dich lieben, sondern auch, weil wir die moralische Verpflichtung gegenüber allen Kindern der nächsten Generation haben.“

Mit diesen Worten beginnt der offene Brief an seine vor wenigen Tagen geborene Tochter Maxima, den Facebook-Gründer Mark Zuckerberg am Dienstagabend auf dem sozialen Netzwerk gepostet hat. Darin beschreiben Zuckerberg und seine Frau Priscilla Chan nicht nur, was in ihren Augen die wichtigsten Maßnahmen sind, um die Welt besser zu machen. Der Facebook-Chef erklärt gleichzeitig auch, dass er 99 Prozent seines Vermögens „im Lauf des Lebens“ für wohltätige Zwecke spenden will. Dies entspricht nach derzeitigem Börsenkurs rund 45 Mrd. Dollar (42,5 Mrd. Euro) und wäre somit die bisher größte Einzelspende.

Details folgen erst

Wie die Spende ganz genau ablaufen wird und für welche konkreten Projekte das Geld ausgegeben werden soll, will Zuckerberg dabei erst in den kommenden Monaten verraten. Daher wurde schon kurz danach erste Kritik laut, dass es sich dabei um einen PR-Coup von Facebook handeln würde. Allerdings wäre es für Zuckerberg auch unmöglich, sofort sein gesamtes Vermögen zu spenden. Denn dieses ist ja in Facebook-Aktien gebunden und kann daher nur sukzessive zu Geld gemacht werden, ohne an der Börse einen Crash auszulösen.

Dass Zuckerberg sehr wohl konkrete Maßnahmen plant, zeigt eine Anmeldung bei der US-Börsenaufsicht SEC, laut der von ihm geplant ist, in den kommenden drei Jahren jeweils Aktien im Wert von bis zu einer Mrd. Dollar zu verkaufen. Allerdings erklärte Zuckerberg auch, dass er „noch lang“ Chef von Facebook bleiben und die Kontrolle über das Unternehmen behalten wolle. Ermöglicht wird ihm das, weil er vor allem über Aktien mit dem zehnfachen Stimmrecht verfügt. Daher hält er derzeit mit einem Fünftel der Anteile immer noch eine Mehrheit der Stimmrechte an Facebook.

Relativ klar ist, dass das Geld und vorerst wohl auch die Aktien künftig in die Chan-Zuckerberg-Initiative eingebracht werden. Diese Stiftung wurde bereits im Jahr 2009 ins Leben gerufen und hat seither einige Großspenden durchgeführt. So finanzierte das Ehepaar das Krankenhaus in San Francisco, an dem Chan als Kinderärztin arbeitet, und steckte 100 Mio. Dollar in das Schulsystem von Newark in New Jersey, einem sozialen Brennpunkt der USA. Dieses Projekt litt jedoch stark an der Bürokratie und eigenen Zielen der beteiligten Politiker. So wurden allein 21 Mio. Dollar des Geldes dafür verwendet, um unerwünschten Lehrern und Schulbürokraten einen Golden Handshake zu geben.

Auch künftig ist Lernen eines der Hauptthemen, für die Zuckerberg Geld bereitstellen will. So will er etwa an Technologien forschen lassen, die Lernprogramme so personalisieren, dass Kinder je nach eigenen Stärken und Schwächen unterrichtet werden. Zudem will er den weltweiten Ausbau des Internets vorantreiben, um so auch jenen Menschen den Zugang zu Informationen, sozialer Vernetzung oder Bankdienstleistungen zu ermöglichen, die heute davon abgeschnitten sind. Punkte, die für Facebook auch wirtschaftlich interessant seien, wie Kritiker monieren. Allerdings kündigt der 31-Jährige auch an, Geld für die Bekämpfung von Krankheiten und für erneuerbare Energie ausgeben zu wollen. „Wir geben 50-mal mehr dafür aus, Kranke zu heilen, als zu verhindern, dass Menschen überhaupt krank werden“, heißt es in dem Brief.

Begeisterte Promi-Postings

Von anderen Großspendern wie Bill Gates' Ehefrau Melinda wird Zuckerbergs Ankündigung auf dessen Facebook-Seite begeistert kommentiert. Und Zuckerberg antwortet darauf für alle öffentlich einsichtlich, dass „Sie und Bill weiterhin eine Inspiration für uns“ bleiben. So hat Gates ja zusammen mit Warren Buffett bereits 2010 einen Klub gegründet, bei dem sich Milliardäre verpflichten, spätestens im Todesfall die Hälfte ihres Geldes für Wohltätiges zu spenden. Zuckerberg ist – damals nur sieben Mrd. Dollar schwer – sofort beigetreten.

Hierzulande gelten nicht nur solche Großspenden, sondern auch gemeinnützige Stiftungen im Allgemeinen noch als Ausnahmen. Von 3400 Privatstiftungen sind nur 200 als gemeinnützig eingerichtet. Als ein Grund dafür gilt bislang die fehlende steuerliche Bevorzugung, wie sie in den meisten anderen Ländern – allen voran den USA – gegeben ist, was die Regierung ändern will. Zudem sorgt laut Experten auch die höhere Steuerbelastung und Umverteilung dafür, dass die Spendenbereitschaft geringer ausfällt. So liegt das Spendenvolumen pro Kopf mit 60 Euro hinter Deutschland (87), der Schweiz (161) und weit hinter jenem der USA (744 Euro).

LEXIKON

2010 gründeten Warren Buffett und Bill Gates den Klub der Geber. Um Mitglied zu werden, muss man Milliardär sein und spätestens beim Tod mindestens die Hälfte des Vermögens für Wohltätiges spenden. Bisher sind 138 Milliardäre beigetreten, darunter Elon Musk (Tesla), Barron Hilton (Hilton Hotels) oder Hasso Plattner (SAP).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.12.2015)

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