Problemlösung mit Lifestyle: Wie Surfer sauberes Wasser bringen

Ein großer Teil der Weltbevölkerung hat keinen Zugang zu sauberem Wasser. Lösungen wie diesen Filter gibt es längst – man müsse sie nur zu den Menschen bringen, sagt Max Haidbauer.
Ein großer Teil der Weltbevölkerung hat keinen Zugang zu sauberem Wasser. Lösungen wie diesen Filter gibt es längst – man müsse sie nur zu den Menschen bringen, sagt Max Haidbauer.SWS
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Mit „Waves for Water“ verteilt ein Ex-Surfer Wasserfilter in allen Winkeln der Erde. Maximilian Haidbauer ist das neue Europa-Gesicht der NGO.

Große Wellen, schöne Strände, coole Surfer – und dazwischen immer wieder ein dreckiges, zugemülltes Wasserloch. Ein Widerspruch? Nicht in der Welt von Jon Rose. Als Profi-Surfer, erzählt Rose, sei er an den besten Surf-Spots der Welt zuhause gewesen – sauberes Trinkwasser nicht inkludiert. „Wir, die einfach zum Wasserhahn gehen, wenn wir Durst haben, wir sind auf dieser Welt eine Minderheit.“

Bewusst wurde das dem Kalifornier freilich erst nach dem Ende seiner Profikarriere. Da war er zunächst in eine veritable Sinnkrise gefallen. Seiner Budgetnot zum Trotz folgte er Freunden nach Sumatra, ein paar Wasserfilter im Gepäck. Gegen Ende der Reise entschloss sich die Gruppe, nicht wie geplant im Hotel, sondern auf dem Boot zu schlafen. Über Nacht verwüstete ein Erdbeben alles im Umkreis, verhalf Roses Filtern ungeplant zu einem Einsatztest – und dem Ex-Surfer zu einer neuen Mission: Wasserfilter schnell und unbürokratisch dorthin zu bringen, wo sie gebraucht werden.

Etwa auf Haiti, wo 2010 ein Beben eine Katastrophe auslöste. Aus zwei Wochen, die Jon Rose bleiben wollte, wurden zwei Jahre; Einsätze etwa mit dem US-Militär in Afghanistan folgten. Die von ihm gegründete Organisation „Waves for Water“ versteht sich dabei als Dienstleister, der Zugang zu sauberem Wasser bereitstellt, sobald er finanziert ist. Mit Spendensammeln hält man sich dabei nicht auf.

Max Haidbauer
Max HaidbauerSWS

„Give-back-Spirit“

Ihm habe die Idee vor allem deshalb gefallen, weil sie nachhaltig und wirtschaftlich sei, sagt Maximilian Haidbauer. „Viele andere sind das nicht.“ Der Salzburger Filmemacher hat Rose zunächst als einen von mehreren ausgewählten „Creators of Tomorrow“ für eine gleichnamige Fernsehserie im Auftrag von Red Bull porträtiert. Schon davor hatte er begonnen, sich mit dem Thema Social Entrepreneurship auseinanderzusetzen, zunächst im Rahmen einer Serie über „Social Innovators“ in Südafrika. Soziales Unternehmertum sei „der richtige Weg in die Zukunft“, glaubt er. „Jedes Unternehmen sollte eine Art von Give-back-Spirit haben.“

Von Jon Roses Projekt war er dabei so begeistert, dass er als nächstes einen ganzen Film über ihn zu drehen beschloss – das Ergebnis ist ab dem morgigen Weltwassertag auf Red Bull TV und auf der Website der NGO zu sehen. Die Promotion für den Film absolvierte Haidbauer dann schon nicht mehr als Filmemacher. Seit Kurzem ist er Teil von „Waves for Water“, seine Aufgabe ist es nun, die Organisation auf dem europäischen Markt zu etablieren. Wichtig seien hier vor allem Partnerschaften mit Unternehmen, sagt er. „Für CSR-Projekte Geld zu spenden, wird in Zukunft nicht genug sein. In zehn, 15 Jahren werden Firmen nicht nur an ihrem Erfolg gemessen werden, sondern auch an ihrem social impact.“ Gerade erst aus Los Angeles zurück in die Heimat übersiedelt, spricht Haidbauer schnell und gern mit Anglizismen. Jon Roses Ansatz, die Dinge schnell ins Rollen zu bringen, ohne dabei auf den eigenen Lifestyle zu verzichten, scheint auch für ihn zu gelten. Wie zur Demonstration holt Haidbauer seinen Rucksack – ein mit Dutzenden Schlaufen bewehrtes Stück von 5.11 Tactical, einer von einem kalifornischen Kletterer gegründeten Marke, die auch das Militär ausrüstet. Der kleine Zylinder, den er zutage fördert, kostet 50 Dollar und filtert 99,9 Prozent aller Krankheitserreger, er reicht für vier Millionen Liter Wasser und versorgt damit bis zu hundert Leute fünf Jahre lang, oder eine Familie für immer.

Doch nicht nur Unternehmen will er als Partner ansprechen, sondern mit dem „Courier“-Programm auch Surfer, Kletterer und alle, die ähnliche Reise- und Outdoor-Enthusiasten sind wie die Gründer selbst. „Do what you love and help along the way“ ist das Mantra, das Reisenden einfach ein paar Wasserfilter mit auf den Weg gibt. „Wahnsinnigen Spaß“ statt Aufopferung verspricht der Salzburger dafür. „Man bekommt total viel zurück. Und manchmal glauben die Leute, du zauberst.“

Auf einen Blick

Maximilian Haidbauer (31) kam über ein Tonstudium in Wien zum Film. Von 2009 bis 2016 werkte er für Red Bull („Break'n Reality“, „+27 Social Innovators of South Africa“, „Creators of Tomorrow“). Seit Februar leitet er „Waves for Water Europe“. Die Organisation hilft bei Katastrophen, in Kriegsgebieten, bietet strategische Partnerschaften und ein Programm für Reisende. Die Doku „Waves for Water“ ist ab Mittwoch auf Red Bull TV und der Website der Organisation zu sehen.

Web: www.wavesforwater.org

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2017)

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