Pablo Escobars Schreckgespenst

Pedro Pascal jagt in der Netflix-Serie „Narcos“ den Drogenboss Pablo Escobar. Aber auch in einem der „Game of Thrones“-Ableger würde er gerne wieder mitspielen.
Pedro Pascal jagt in der Netflix-Serie „Narcos“ den Drogenboss Pablo Escobar. Aber auch in einem der „Game of Thrones“-Ableger würde er gerne wieder mitspielen. (c) REUTERS (Kevork Djansezian)
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In der Serie "Narcos" jagt Pedro Pascal als Ermittler den Drogenboss Pablo Escobar, ab Ende des Monats ist er in "Kingsman 2" im Kino zu sehen. Seine Stunts macht er noch immer selbst und hat sich damit den Rücken ruiniert.

Pedro Pascal wurde in Chile geboren. Er ist in Amerika aufgewachsen und wurde durch seine Rolle als Oberyn Martell in „Game of Thrones“ einem breiten Publikum bekannt. In der Serie „Narcos“ spielt er den DEA-Ermittler Javier Peña – eine reale Figur. Die ersten beiden Staffeln drehten sich um die Jagd auf den kolumbianischen Drogendealer Pablo Escobar. Die dritte Staffel handelt vom Kampf der DEA (Drug Enforcement Administration) gegen das Cali-Kartell, die Nachfolger Escobars in Kolumbien. Sie startet Anfang September auf Netflix. Außerdem ist Pascal ab 29. September in „The Kingsman: The Golden Circle“ im Kino zu sehen.

Wie war Ihr Treffen mit dem echten Javier Peña?

Pedro Pascal: Er ist ein bodenständiger Kerl, der gern ein Bier trinkt und plaudert. Er hat mir alte Fotos aus seiner Zeit in Kolumbien gezeigt: von Escobar im Gefängnis und von ihm mit seinem Kollegen Steve Murphy. Er hat aber nie versucht, mich zu beeinflussen. Als die erste Staffel gezeigt wurde, war er happy mit dem Ergebnis. Mehr brauchte ich nicht zu wissen. Ich glaube, es gefiel ihm, dass wir Javier Peña als Womanizer vorgestellt haben. Laut seinem DEA-Kumpel Steve Murphy und dessen Frau, Connie, war er der Typ Mann.

Haben Sie etwas mit ihm gemeinsam?

Er lebt in San Antonio, Texas. Ich verbrachte meine Kindheit dort. Wir mögen beide Bier, und wir sind beide nicht verheiratet.

Auf Javier Peña war ein Kopfgeld von 300.000 Dollar ausgesetzt.

Auf alle DEA-Agenten in Kolumbien war damals ein Kopfgeld ausgesetzt. Peñas dürfte allerdings das höchste gewesen sein.

In den ersten beiden Staffeln dreht sich alles um Pablo Escobar. Nun gibt es mit dem Cali-Kartell neue Protagonisten. Sie waren ebenso mächtig, aber bei Weitem weniger schillernd. War es ein großes Risiko, in der dritten Staffel neue Wege zu beschreiten?

Wir sind ein bisschen nervös, denn Escobar war eine faszinierende Persönlichkeit, und Wagner Moura hat ihn perfekt porträtiert. Ehrlich gesagt wusste ich anfangs nur wenig über Escobar – aber über das Cali-Kartell wusste ich noch weniger. Als ich dann erfahren habe, dass das Kartell reicher war als Escobar, war das eine Überraschung. Pablo Escobars Operationen waren stets laut. Die Bosse des Cali-Kartells waren viel besser in die kolumbianische Gesellschaft integriert. Sie waren verwegen und kreativ. Es war also um einiges schwieriger für die DEA, sie zu erwischen.

Konzentriert sich die dritte Staffel ausschließlich auf das Cali-Kartell?

Beim Cali-Kartell dreht sich alles um Expansion und Kontrolle. Es musste also mit anderen Kartellen kooperieren, wie zum Beispiel dem North-Valley-Kartell: El Viejo Norte. Sie waren die Nummer drei in Kolumbien. Und dann gab es da noch . . ., ich weiß nicht, ob ich das erzählen darf . . ., egal. Wir machen auch einen Ausflug nach Mexiko. Zu der Zeit war das Juarez-Kartell dort tonangebend. Wie gesagt, es ging um Expansion, und der mexikanische Markt war wichtig. Mehr darf ich wirklich nicht sagen. Sie können googlen.

Ist der wahre Hauptdarsteller in „Narcos” das Land selbst?

Für mich war Kolumbien immer schon der wahre Star der Serie. Das trifft auch auf die dritte Staffel zu – allerdings dreht sich diesmal alles um Cali, nicht Medellin. Cali ist ein eigenes Universum, ausgehend vom Essen und dem Wetter bis hin zu seiner Gesellschaft. Die Menschen dort sind komplett anders als die Bewohner Medellins. Selbst die Frauen sind anders. Cali ist die Hauptstadt des Salsa. Die Produzenten haben viel Augenmerk auf die Details gelegt.

Wie wird Narcos eigentlich in Kolumbien aufgenommen?

Die Serie polarisiert. Natürlich ist kein Land froh, wenn es mit Drogenhandel in Verbindung gebracht wird. Und wir wissen, dass die Geschichte Kolumbiens mehr zu bieten hat als dieses dunkle Kapitel. Da ich in dem Land gelebt und lateinamerikanische Wurzeln habe, ist mir klar, dass sich Kolumbien von diesem Stigma befreien möchte. Gleichzeitig zeigen wir die einmalige Landschaft und stellen lateinamerikanische Schauspieler einem breiten internationalen Publikum vor. Und wir versuchen, die Heldenhaftigkeit der Bevölkerung während dieser schwierigen Phase in Kolumbiens Geschichte zu porträtieren.

In der Serie rauchen Sie ganz schön viel.

Ehrlich gesagt war mir das nicht einmal bewusst. Aber nach dem Schnitt sah es aus, als wäre ich Kettenraucher. Ich dachte, ich bin in „Mad Men“ und nicht in „Narcos“. Es wurde zum Running Gag, und ich sagte zu unserem Produzenten Eric Newman: „Wie wäre es, wenn Peña versucht, in der dritten Staffel das Rauchen aufzugeben?“

Machen Sie Ihre Stunts selbst?

Ja, leider. Aber wohl nicht mehr lang. Mein Rücken ist kaputt. Verfolgungsjagden in Bogotá sind verdammt anstrengend.

Sie sind bald in „Kingsman: The Golden Circle“ im Kino zu sehen. Wie kam es dazu? War Regisseur Matthew Vaughn ein Fan von „Narcos“?

Ja, er hat mich gesehen und meinte: „Ich hab genau die richtige Rolle für dich.“ Er weiß, was er will. Ich kann mir vorstellen, dass die Studiobosse ihn gefragt haben: „Pedro Pascal? Wer zum Teufel ist der Kerl?“

Was können Sie uns über Ihre Rolle in „Kingsman 2“ verraten?

Mein Charakter ist das amerikanische Pendant zu den britischen „Kingsman“. Er ist „The Statesman“. Das ist alles, was ich dazu sagen kann. Regisseur Matthew Vaughn hat mir einen kleinen Chip implantiert, der jederzeit hochgehen könnte, wenn ich mehr verrate.

In Sachen Stunts war „Kingsman 2“ bestimmt eine eigene Liga.

Es war das nächste Level für mich. Einer der Gründe, warum ich den ersten Teil so mochte, war, dass man jemanden wie Colin Firth in einer Rolle sieht, in der er mittels Kampfchoreografie eigenhändig eine komplette Bar zerlegt. Alles ist echt. Ich hatte in der Fortsetzung ähnliche Herausforderungen zu bewältigen. Die Verfolgungsjagden in „Narcos“ sind übrigens auch echt. Das bin ich, der da schwitzt und läuft. Glauben Sie mir, es ist gar nicht so leicht, mit coolen Boots auf Hausdächern herumzuturnen. Das ist gefährlich. (lacht)

Haben Sie ein Fitnesstraining absolviert, bevor Sie zu drehen begonnen haben?

Nein. Wenn ich smart wäre, hätte ich es gemacht. Aber die Produzenten haben nicht darauf bestanden, also hab ich's ausgelassen. Dafür schwitzte ich am Set umso mehr. Ich mag die Idee, dass Peña in der neuen Staffel ein bisschen zerknautschter wirkt. Man sieht ihm die vielen Zigaretten und die Verfolgungsjagden an.

HBO arbeitet an Spin-offs für „Game of Thrones“-Ableger. Es werden Prequels werden, sie werden vor dem jetzigen Geschehen spielen. Das wäre eine perfekte Gelegenheit, Ihren Charakter, Oberyn Martell, The Red Viper, zurückzubringen.

Stimmt. Die Rede ist von sieben verschiedenen Spin-off-Konzepten. Ich habe David (Benioff) und Dan (Weiss), den Showrunnern von „Game of Thrones“, geschrieben: „Okay, Jungs. Wie sieht's aus mit meinem Oberyn-Spin-off? Was geht in Richtung Prequel?“ Sie haben sich nicht gleich gemeldet. Also hab ich nachgeschickt: „Macht euch keinen Stress. Mit meinem kaputten Rücken könnte ich es sowieso nicht machen.“ Schließlich haben sie mir geantwortet. Sie meinten, dass sie mit der Entwicklung der Ableger nichts zu tun hätten. Aber ich würde alles tun, um wieder Oberyn zu spielen!

Steckbrief

Pedro Pascal wurde in Santiago de Chile geboren. Kurz nach seiner Geburt verließ seine Familie aufgrund des diktatorischen Regimes unter Augusto Pinochet das Land und fand politisches Asyl in Dänemark. 1993 zog Pascal nach New York City, wo er ein Schauspielstudium absolvierte.

Rollen. Er spielte in „Buffy“, „The Good Wife“, „Homeland“, „The Mentalist“ und „Graceland“ sowie in „Game of Thrones“ und „Narcos“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2017)

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