Sandra Tomek: Aus dem AKH nach Hollywood

 Sandra Tomek feiert diese Woche das Zehn-Jahr-Jubiläum ihrer Filmmusikgala.
Sandra Tomek feiert diese Woche das Zehn-Jahr-Jubiläum ihrer Filmmusikgala. (c) Michele Pauty
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Vor zehn Jahren lud Sandra Tomek – damals noch als Internistin – erstmals zu Hollywood in Vienna. Heute organisiert sie international Konzerte.

„Es ist“, sagt Sandra Tomek, „ein Märchen wahr geworden.“ Sie wird es in diesem Gespräch noch ein paar Mal sagen, und so klischeehaft der Satz klingt – er passt nicht nur zum heurigen Thema des Hollywood in Vienna-Konzerts („Fairytales“), ihre Geschichte klingt tatsächlich ein bisschen wie aus dem Märchen.

Es war einmal eine Internistin im Wiener AKH, hieße es darin, die schon von Kindheit an eine Liebe zu Filmmusik hegte. Als kleines Mädchen wünschte sie sich die Soundtracks von Disneyfilmen und tanzte dazu durch die Wohnung. Später verliebte sie sich in die Klänge von „Frankie & Johnny“ und „Jenseits von Afrika“, bis sie schließlich John Williams für sich entdeckte – den „König der Filmmusik“, der für Steven Spielberg die Themen des „Weißen Hai“ oder von „Indiana Jones“, „E.T.“, „Jurassic Park“ oder „Schindlers Liste“ komponierte.

„Immer, wenn es mir nicht gut gegangen ist“, sagt Tomek, „habe ich Filmmusik gehört, die mich in eine andere Welt entführt hat.“ Studiert hat sie, obwohl sie mit Theater- und Musikwissenschaft angefangen hatte, am Ende, aus Sicherheitsgründen, dann doch Medizin. Rückblickend eine für sie unerklärliche Entscheidung, wo sie doch Spitäler nie gemocht hatte. Menschen schon, versichert sie, im ersten Jahr habe man stets mit ihr geschimpft, weil sie länger mit den Patienten sprach, als es das System vorsah. Dann, eines Tages, hörte sie in Leipzig ein Konzert des Dirigenten John Mauceri und war fasziniert. „Ich habe ihn gefragt, ob er nach Wien kommen würde“, erinnert sich Tomek, „und er meinte: Wenn mich jemand einlädt, ja.“

Also machte sie sich auf die Suche nach einem willigen Veranstalter – vergeblich. Am Ende beschloss sie, das Konzert selbst zu organisieren. Allen Warnungen zum Trotz, dass es in Wien kein Publikum gäbe.

Heimat der Pioniere

Schon die erste Ausgabe von „Hollywood“ in Vienna geriet zu einer Art Mini-Festival. Es war der 50. Todestag von Erich Wolfgang Korngold, einem jener emigrierten österreichischen Komponisten, die heute als die Pioniere von Hollywoods Filmmusik gelten. Sie lud dessen Familie ein, es gab eine Ausstellung und im Filmmuseum ein Screening. Das sei typisch für sie, meint Tomek. „Wenn ich etwas anfasse, dann wird es größer und größer.“ Nach diesem ersten Erfolg meldeten sich viele, die fortan dabei sein wollten.

Was ebenfalls half, war eine Reise nach Hollywood. Auf eigene Faust und ohne einschlägige Erfahrung war Tomek mit einem Kameramann nach Los Angeles geflogen, um sich auf die Spuren Max Steiners zu begeben. Die Doku lief später auf 3sat im Hauptabendprogramm. Ihr erster Kontakt war Danny Elfman, den sie in seinem Haus besuchte. Rechts ein dusterer Ballroom mit Percussion-Instrumenten, unten ein Studio für den Schöpfer von Themen wie der Simpsons-Melodie. Hier schließt sich ein Kreis: Elfman wird heuer mit dem von Tomek kreierten Max Steiner Award ausgezeichnet, John Mauceri dirigiert. Als die „Presse“ bei den Proben im Radiokulturhaus dazustieß, übte er mit dem Radiosymphonieorchester gerade das Simpsons-Titellied.

Die Aufführung aus dem Wiener Konzerthaus wird mittlerweile in 30 Länder übertragen, die beiden Konzerte sind in wenigen Stunden ausverkauft. Für die Komponisten, sagt Tonek, „ist es oft das erste Mal, dass sie ihre Kompositionen im Konzertsaal hören“. Dafür nehmen sie die Reise gerne auf sich und unterrichten in Meisterklassen und einem Symposium. Tomek selbst führt inzwischen eine auf Filmmusik spezialisierte Agentur, nächstes Jahr organisiert sie etwa mit Hans Zimmer („König der Löwen“) eine Tournee. Ein wenig fühle sich das immer noch nach Märchen an. „Wenn ich heute mit Zimmer telefoniere, muss ich mich manchmal zwicken, um zu schauen, ob es wahr ist.“

Auf einen Blick

Hollywood in Vienna wurde 2007 von Sandra Tomek gegründet. Zum Jubiläum fand am Montag das Eröffnungskonzert „Janoskas go Hollywood“ statt, im Rahmen dessen das Ensemble mit der Goldenen Schallplatte für ihr Debütalbum „Janoska Style“ geehrt wurde. Die Gala der Filmmusik am Freitag dirigiert John Mauceri, Tim Burtons Stammkomponist Danny Elfman erhält den Max Steiner Film Music Achievement Award. Es singen u. a. Nathan Trent, Lebo M („König der Löwen“) und Louise Dearman.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2017)

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