Mit den Klängen des Orients

Katrin Pröll (l.) und Martina Laab haben nach 15 Jahren das Salam-Orient- Festival von Norbert Ehrlich übernommen.
Katrin Pröll (l.) und Martina Laab haben nach 15 Jahren das Salam-Orient- Festival von Norbert Ehrlich übernommen.(c) Katharina F.-Roßboth
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Katrin Pröll und Martina Laab leiten künftig das Salam-Orient-Festival, wollen es jünger machen – und planen eine Festivalzentrale.

Er hat es erfunden, aufgebaut – und 15 Jahre lang als One-Man-Show hinter den Kulissen geführt: Mit dem Salam-Orient-Festival wollte Norbert Ehrlich einen Kulturraum nach Österreich holen, „über den wir gerade einmal einige Klischees kennen“. Nun, mit 75 und nach eineinhalb Jahrzehnten, hat der ehemalige Chef der Szene Wien die Leitung seines „Pensionsprojekts“ weitergegeben – an ein weibliches Führungsduo.

Als Vorstände der IG Weltmusik haben Katrin Pröll und Martina Laab schon früher als Team zusammengearbeitet, beide haben auch schon bei Salam Orient ausgeholfen. Und Gründer Ehrlich bleibe freilich als Berater weiter an Bord, versichern die neuen Chefinnen. Fürs Treffen haben sich die beiden das Café Nil in der Siebensterngasse ausgesucht mit seinen orientalischen Lampen, Brettspielen und ägyptischem Besitzer, der hier seit 1989 die Stellung hält.

Während der Islam zuletzt nur als Schreckgespenst den Diskurs bestimmte, wollen sie mit Salam Orient „bewusst positivere Bilder im Kopf erzeugen“, sagen Pröll und Laab. Nicht nur, aber auch mit islamisch inspirierter Musik: Da ist etwa Alireza Ghorbani, der sich schon als Kind in Teheran für die Gesänge des Korans interessierte und der als einer der „großen Namen“ des Festivals gilt – wie auch Souad Massi, „die große Stimme aus dem Maghreb“, die am 17. Oktober im Porgy & Bess den Auftakt macht. Bis 31. Oktober geht es an verschiedenen Spielstätten weiter, vom Theater Akzent bis zur Sargfabrik. Die Bandbreite sei groß – musikalisch, aber auch geografisch und historisch gesehen. „Wir fassen den Begriff Orient extrem breit auf.“

Die schönen Seiten einer Kultur

Weltmusik lieben die beiden Organisatorinnen dabei schon lang, Pröll ist in diesem Musikbereich selbstständig. Ursprünglich hatte sie für eine NGO im Bereich Entwicklungszusammenarbeit gearbeitet, bis ihr klar wurde, „dass ich mich mit einer fremden Kultur lieber über ihre schönen Seiten beschäftige als über Probleme“. Worauf sie ein Plattenlabel gründete.

Laab wiederum hat im Music Information Center Austria und in Joe Zawinuls Birdland gearbeitet, die Musikabteilung im österreichischen Kulturinstitut in New York geleitet und plant heute im Radiokulturhaus Programm und Dramaturgie.

Zielgruppe für Salam Orient seien interessierte Österreicher, aber auch die Communities, aus denen die Künstler kommen. Das funktioniert etwa bei den Iranern gut, sei bei anderen noch ausbaufähig. Neben klassischen, traditionellen Künstlern will man zunehmend auch junge, gern tanzbare Bands vorstellen. „Da ist zwar das Risiko, dass wir nicht ganz voll sind, größer – aber es macht viel mehr Spaß.“ Generell sei Österreich bislang nicht gerade ein Weltmusik-Land, „aber es ist ein großes Spielfeld“.

Fürs nächste Jahr überlegen sie, „dem Ganzen mehr Festivalcharakter zu geben“. So können sie sich etwa eine Festivalzentrale vorstellen, in der man bei orientalischem Essen zusammenkommen kann. Schon heuer möglich ist das beim Shisha-Karussell im Café Berfin, wo man sich am 21. Oktober zu Themen à la „damals und heute“ austauschen kann.

Für Pröll schließt sich heuer auch schon ein Kreis: 2005 hatte sie selbst erstmals ein Salam-Orient-Konzert besucht, von Faiz Ali Faiz aus Pakistan, der die im Sufismus wurzelnde Qawwali-Tradition pflegt. Gesänge, Trommeln und Klatschen sollen dabei zu Trance verhelfen, die Nähe zu Gott ermöglichen soll. Nun ist er wieder dabei. „Sehr speziell“, sagt sie. „Aber“, ergänzt Laab, „wenn man sich darauf einlässt, auch sehr faszinierend.“

Auf einen Blick

Salam Orient widmet sich der Kultur des Orients, von traditioneller Musik bis zu zeitgenössischem Jazz und World Music, aber auch Literatur und Tanz spielen eine Rolle. Geografisch wird der Bogen von Andalusien über den Maghreb und West- und Ostafrika bis in den Nahen Osten und nach Asien gespannt. Vor 15 Jahren von Norbert Ehrlich gegründet, wird das Festival seit heuer von Katrin Pröll und Martina Laab geführt. Auftakt ist am 17. Oktober im Porgy & Bess.

Web: www.salam-orient.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.10.2017)

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