Die politische (Un-)Bildung

Schulklasse
Schulklasse(c) Clemens Fabry
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In den heimischen Schulen ist Politik oft nicht mehr als eine Randnotiz.

Für manches ist ganz klar die Schule zuständig: etwa dafür, Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Aber auch dafür, sie über Biologie, Physik oder Musik aufzuklären. Doch wo lernen Kinder und Jugendliche eigentlich über Politik? Zu Hause? Durch Medien? Oder doch auch in der Schule?

„Wie viel politische Bildung in der Schule vermittelt wird, hängt stark vom Engagement der einzelnen Lehrer ab“, sagt die langjährige AHS-Direktorin und Bildungsexpertin Heidi Schrodt. „Klar ist, dass hier ganz, ganz viel fehlt.“ So etwa ein eigenes Fach. Das gibt es nämlich bis heute nicht (mit Ausnahme der Berufsschulen). Obwohl Österreich EU-weiter Vorreiter bei der Einführung des Wählens mit 16 war, ist das Land bei der Politischen Bildung Nachzügler.

Erst 1970 wurde Politische Bildung zu einer „unverbindlichen Übung“ in den Schulen. Acht Jahre später wurde diese zum Unterrichtsprinzip. Die Lehrer sollten sich also nebenbei, quer durch alle Fächer, um politische Inhalte kümmern. Es gibt übrigens auch elf andere solcher Prinzipien – wie etwa Umwelt- oder Sexualerziehung.

„Alles, was man sonst nicht im Stundenplan untergebracht hat, hat man einfach zu einem Unterrichtsprinzip gemacht“, sagt Schrodt. Die Lehrer seien dafür weder ausgebildet noch werde überprüft, inwieweit diese Prinzipien tatsächlich vermittelt werden.

Oft ist Politische Bildung auch ein Geschichte-Anhängsel. Auch hier war das politische Interesse der Lehrperson entscheidend. Erst im vergangenen Schuljahr traten Änderungen in Kraft. Seither ist Politische Bildung für Schüler ab der sechsten Schulstufe (2. Klasse AHS und Neue Mittelschule) Pflicht – allerdings nur in Form von Modulen im Fach Geschichte. Damit muss Politik aber erstmals verpflichtend thematisiert werden. Als „Meilenstein in der Vermittlung von politischer Bildung und Demokratiekultur“ wurde das vom Bildungsministerium bezeichnet.

Politische Bildung zu unterrichten ist für Lehrer auch eine Gratwanderung. „Natürlich fürchten sich die Lehrer“, sagt Schrodt. Sie sollten den Kinder Politik neutral vermitteln. Das ist nicht immer einfach. Man hat freilich auch eine persönliche Meinung. „Man darf auch den Einfluss der Parteipolitik in den Schulen nicht unterschätzen“, sagt Schrodt. Lehrer würden sich auch vor Konsequenzen fürchten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.10.2017)

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