Weinstein-Skandal: Hat er Frauen ausspionieren lassen?

Harvey Weinstein soll ehemalige Ex-Mossad-Agenten auf potentielle Opfer angesetzt haben.
Harvey Weinstein soll ehemalige Ex-Mossad-Agenten auf potentielle Opfer angesetzt haben.(c) REUTERS (Carlo Allegri)
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Der Missbrauchsskandal rund um Harvey Weinstein ist um ein Kapitel reicher. Der Hollywood-Produzent habe einem Bericht zu Folge Frauen ausspionieren lassen, die ihm sexuelle Vergehen vorwerfen.

Der unter vielfachem Missbrauchsverdacht stehende Hollywood-Mogul Harvey Weinstein hat anscheinend nicht nur mit Geld versucht, seine mutmaßlichen Opfer zum Schweigen zu bringen. Nach einem Medienbericht der Wochenzeitung "The New Yorker" engagierte der 65-Jährige mehrere private Sicherheitsfirmen, um Informationen über die Frauen zu sammeln.

Auch Journalisten gerieten ins Visier. Die Zeitung beruft sich auf Dokumente und die Aussagen von sieben beteiligten Personen.

Eine der Sicherheitsfirmen, die Weinstein anheuerte, ist Black Cube. Die israelische Sicherheitsfirma wurde von einem ehemaligen Mossad-Agenten gegründet und bietet seinen Kunden laut eigenen Angaben "die Fähigkeiten ehemaliger Elite-Militärs und Special Agents an". Im Fall von Harvey Weinstein soll es zum einen um die Überwachung von Frauen gegangen sein, die gegen den Produzenten Anschuldigungen wegen sexuellen Missbrauchs erhoben hatten.

Treffen unter falscher Identität

So soll sich eine Black Cube-Mitarbeiterin unter falschem Namen mit der Schauspielerin Rose McGowan getroffen haben. Die Privatermittlerin habe sich als Frauenrechtlerin ausgegeben und mindestens vier Treffen mit McGowan verdeckt mitgeschnitten, heißt es in dem Bericht. Handynummern und eine Internetseite einer angeblichen Firma, für die die Frauenrechtlerin vorgab, zu arbeiten, wurden mittlerweile abgeschaltet. Auch die Internetseite von Black Cube war am Dienstagvormittag zwischenzeitlich nicht aufrufbar. McGowan, die unter anderem in "Death Proof - Todsicher" mitgespielt hat, wirft Weinstein vor, sie vergewaltigt zu haben.

Dieselbe private Ermittlerin soll sich dem Bericht zufolge auch zweimal mit einem Journalisten getroffen und vorgegeben haben, selbst etwas gegen Weinstein in der Hand zu haben. So sollte sie offensichtlich in Erfahrung bringen, welche Frauen mit der Presse reden. Der Journalist wurde allerdings misstrauisch, er beschrieb das Auftreten des angeblichen Opfers als "Seifenopern-Schauspielerei".

Auch Journalisten im Visier

Die Wochenzeitung "The New Yorker" veröffentlichte auf ihrer Internetseite einen Vertrag zwischen Weinsteins damaligem Anwalt David Boies und Black Cube. Darin wird als ein Ziel festgelegt, "Nachrichtenmaterial bereitzustellen, dass dem Kunden helfen wird, einen negativen Artikel in einer führenden New Yorker Zeitung zu stoppen". Außerdem sollten die Privatermittler an ein Manuskript eines unveröffentlichten Buchs kommen, in dem "schmerzliche negative Informationen" enthalten sein sollten.

Privatermittler sollen Informationen über Rose McGowan gesammelt haben.
Privatermittler sollen Informationen über Rose McGowan gesammelt haben.(c) REUTERS

Boies bestätigte der Zeitung, die Verträge abgeschlossen und auch Zahlungen geleistet zu haben. Der Anwalt bezeichnete dies als Fehler: "Zu dieser Zeit erschien es als vernünftige Regelung für einen Kunden, aber es war nicht durchdacht, und das war mein Fehler." Weinsteins Sprecherin Sallie Hofmeister dementierte gegenüber dem "The New Yorker": "Es ist eine Fiktion, es so hinzustellen, als seien irgendwelche Personen zu irgendeiner Zeit ins Visier genommen oder unterdrückt worden."

Außerdem sollte über Black Cube ein investigativer Journalist engagiert werden, der über einen Zeitraum von vier Monaten jeweils zehn Interviews pro Monat abliefern sollte. Sowohl McGowan als auch ihre Kollegin Annabella Sciorra, die Weinstein ebenfalls der Vergewaltigung bezichtigt, wurden von einem freien Journalisten kontaktiert. Dieser stand in Kontakt mit der Sicherheitsfirma, bestreitet allerdings, Geld angenommen zu haben.

Nach dem Bericht engagierte Weinstein auch noch weitere Firmen, etwa die US-Unternehmen Kroll und PSOPS. Sie hatten anscheinend die Aufgabe, Fotos zu sammeln und psychologische Profile über die "persönliche und sexuelle Vergangenheit" der mutmaßlichen Weinstein-Opfer zusammenzustellen.

Dutzende Frauen werfen dem Hollywood-Mogul sexuelle Belästigungen bis hin zur Vergewaltigung vor. Weinstein streitet nicht-einvernehmlichen Sex ab. Polizeibehörden in Los Angeles, Beverly Hills, New York und London ermitteln gegen ihn.

Die Weinstein-Enthüllungen ermutigten derweil immer mehr Frauen und Männer, offen von sexuellen Übergriffen zu berichten. So mehren sich auch die Vorwürfe gegen Oscarpreisträger Kevin Spacey.

((APA/dpa))

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