„So witzig bin ich gar nicht“

Durchlebt in ihrem neuen Film „Happy Death Day“ wieder und wieder ihren eigenen Todestag:JessicaRothe
Durchlebt in ihrem neuen Film „Happy Death Day“ wieder und wieder ihren eigenen Todestag:JessicaRothe(c) Simon Decleves / Action Press/Si (Simon Decleves)
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Die 30-jährige US-amerikanische Schauspielerin Jessica Rothe spielt in dem Horrorfilm „Happy Death Day“ ihre erste Hauptrolle. Im Interview spricht sie über die Arbeit mit Regisseur Christopher B. Landon und das gewagte Spiel mit unterschiedlichen Genres.

Aufwachen, Geburtstag feiern, von einem maskierten Täter umgebracht werden. Aufwachen, Geburtstag feiern, von einem maskierten Täter umgebracht werden. Aufwachen . . . Für Studentin Tree (Jessica Rothe) verwandelt sich ihr Geburtstag in einen wiederkehrenden Albtraum – ganz egal, was sie macht. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, muss sie herausfinden, wer sie warum töten will. All zu viel Zeit bleibt ihr nicht, denn nach jedem Mord wird sie etwas schwächer.

Mit „Happy Death Day“ (ab 16. November im Kino) ist Regisseur Christopher B. Landon eine kurzweilige und originelle Horrorversion von „Und täglich grüßt das Murmeltier“ gelungen – gewürzt mit Elementen von „Edge of Tomorrow“ mit Tom Cruise. Produziert wurde der Streifen von Jason Blum, der hinter Kassenerfolgen wie „Paranormal Activitiy“, „Split“, „Sinister“ und „Get Out“ steckt. „Die Presse am Sonntag“ traf Hauptdarstellerin Jessica Rothe zum Interview.

Für einen Horrorfilm hat „Happy Death Day“ außergewöhnlich starke komödiantische Elemente. Wie nähert man sich einer solch ungewöhnlichen Rolle?

Jessica Rothe: Ich fand diese Mischung zwar auch gewagt, aber auch extrem herausfordernd und spannend. Zum Lachen gebracht und gleich danach erschreckt zu werden, ist doch großartig. Du weißt nie, was dich als Nächstes erwartet. Außerdem glaube ich, dass wir durch die witzigen Szenen ein breiteres Publikum erreichen können. Die Dreharbeiten waren jedenfalls ein durchgehender Spaß, wir hatten am Set die Zeit unseres Lebens. Ich finde im Übrigen, dass unser Film neben Horror und Komödie auch viel Drama beinhaltet.

Sie sprechen die Entwicklung Ihres Charakters an. Tree verwandelt sich von einer egoistischen, ziemlich ignoranten Person zu einer reflektierteren Frau, die sich vermehrt Gedanken darüber macht, welche Folgen ihr Handeln haben kann.

Das gehört vielleicht zu den stärksten Punkten von „Happy Death Day“. Trees Entwicklung ist ja wirklich beachtlich – vor allem, weil sie selbst die Entscheidung trifft, ihr Leben zu ändern und mit ihren Freunden bzw. ihrer Familie anders umzugehen. Das ist auch eine der Botschaften des Films: Du kannst in deinem Leben immer selbst eine Veränderung herbeiführen und bist nicht von anderen abhängig.

Die Szene am Anfang, in der Sie aufwachen, um immer wieder denselben Tag zu erleben, müssen Sie ja ziemlich oft gedreht haben. Wie konnten Sie sich nach dem 20. Mal immer noch konzentrieren?

Stimmt, wir haben die exakt gleiche Szene Dutzende Male gedreht. All meine Kollegen mussten sich immer gleich verhalten, nur meine Reaktion war immer eine andere, was schon viel Konzentration erfordert hat. Meine größte Hilfe war Israel Broussard, in dessen Zimmer ich aufwache. Er war wie ein Roboter, nicht aus der Ruhe zu bringen. An ihm konnte ich mich orientieren, was mir mein Spiel erleichtert hat. Außerdem war Regisseur Christopher B. Landon eine große Hilfe. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass diesen Film niemand außer ihm hätte machen können. Er ist der lustigste Mensch, den ich kenne. Er weiß genau, was er will, lässt einem dennoch viele Freiheiten. Dadurch hat er das Optimum aus uns Darstellern herausgekitzelt. Mich zum Beispiel hat er viel witziger aussehen lassen, als ich im wahren Leben je sein könnte. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. (Lacht.)

Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie das Drehbuch zum ersten Mal gelesen haben? Die Ähnlichkeiten zu „Und täglich grüßt das Murmeltier“ sind ja nicht von der Hand zu weisen – was die Gefahr der Vorhersehbarkeit der Handlung birgt.

Sie sprechen da einen sehr wichtigen Punkt an. Ich muss gestehen, dass ich wegen der inhaltlichen Nähe zu „Und täglich grüßt das Murmeltier“ anfangs selbst skeptisch war. Ich bin ja kein Horrorfilmexperte, daher war ich mir nicht sicher, ob diese Geschichte überhaupt funktionieren kann.


Was hat Ihre Zweifel ausgeräumt?

Ganz ehrlich: Es war die Szene, in der Tree – unterlegt mit Popmusik – beschließt, ihren Mörder zu finden und dabei sieben Mal getötet wird. Als ich diese Szene las, wusste ich, ich will Tree sein. Und ich bin froh über diese Entscheidung. „Happy Death Day“ spricht das Publikum auf so vielen Ebenen an und versucht, auch ganz neue Wege zu gehen. Daher glaube ich, dass der Film mit seiner schon angesprochenen Mischung aus verschiedenen Genres beim Publikum gut ankommen wird. 

Steckbrief

1987
wurde Jessica Rothe in Denver (Colorado) geboren. Ihre Großmutter Colleen Rothenberg war eine bekannte Theaterschauspielerin.

2016
wurde sie mit einer Nebenrolle in „La La Land“ einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. In „Happy Death Day“ spielt sie ihre erste Hauptrolle, in den USA bekam der Film sehr gute Kritiken und schaffte es auf Platz eins der Kinocharts.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2017)

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