Neue Bleibe für Ampelpärchen

Michael Bratl in seinem neuen Geschäft in der Otto-Bauer-Gasse. Hier bietet er künftig Accessoires mit Ampelpärchenmotiven an.
Michael Bratl in seinem neuen Geschäft in der Otto-Bauer-Gasse. Hier bietet er künftig Accessoires mit Ampelpärchenmotiven an.(c) Stanislav Jenis
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Nach eineinhalb Jahren in einem Pop-up-Store bekommen die Ampelpärchen ein neues, fixes Zuhause. Die Betreiber setzen damit alles auf eine Karte.

Sie gelangten an einen Punkt, an dem sie sich entscheiden mussten: ihren Pop-up-Store in der Schmalzhofgasse in Mariahilf zu schließen und das Projekt zu begraben oder noch einmal ein Risiko einzugehen, das Sortiment zu erweitern und es mit einem permanenten Shop in einer besseren Lage zu versuchen. Den Ausschlag für Letzteres gaben am Ende sowohl sentimentale als auch kaufmännische Gründe.

„Die Ampelpärchen stehen für Toleranz und haben von Wien aus ein weltweites Echo ausgelöst“, sagt Michael Bratl. „Die Nachfrage nach unseren Produkten war zwar von Anfang an da – mit Kunden aus der ganzen Welt. Aber wir wussten auch: Es gibt viel Luft nach oben, und wir brauchen einen neuen, attraktiveren Standort, um vor allem die Touristen noch besser zu erreichen.“

Geworden ist es schließlich nach monatelanger Suche die stark frequentierte Otto-Bauer-Gasse 19 in unmittelbarer Nähe zur Mariahilfer Straße. Hier werden ab heute, Freitag, T-Shirts, Taschen, Kapuzenwesten, Schlüsselbänder, Kaffeetassen, Handtücher, Büroartikel, Schmuck und weitere Accessoires mit Ampelpärchenmotiven angeboten. „Taschen und Shirts waren vom ersten Tag an Topseller“, sagt Bratl. „Mittlerweile haben wir auf Kundenwünsche reagiert und führen neue Produkte, die von Weihnachtskugeln bis hin zu Schneidbrettern reichen.“ Er und sein Geschäftspartner Peter Rubik vom Unternehmen Kreativpiloten hatten vor zwei Jahren einen mehrstufigen Wettbewerb der Stadt gewonnen. Dadurch haben sie fünf Jahre lang die Verwertungsrechte an den Ampelpärchen, die 2015 rund um den Song Contest und Life Ball montiert wurden.

Beliebtes Fotomotiv

Die verliebten hetero- und homosexuellen Pärchen auf 54 Fußgängerübergängen wurden ähnlich wie die Berliner Ampelmännchen zum beliebten Fotomotiv und sorgten – neben innenpolitischen Konflikten – international für Aufsehen. Städte wie etwa München, Hamburg und Frankfurt übernahmen die Idee.

Erste, von der Stadt Wien selbst produzierte T-Shirts mit den Ampelpärchenmotiven waren sofort vergriffen, woraufhin der Wettbewerb ausgeschrieben wurde. Die Idee mitzumachen, entstand „bei einem gemütlichen Kaffee“, als die beiden Unternehmensberater darüber sprachen, was man aus einer derart großartigen Initiative wie den Ampelpärchen noch alles machen könnte. Daraufhin hätten sie sich kurzerhand beworben und bei der Ausschreibung durchgesetzt.

„Dann ging alles schnell, ein paar Monate später standen wir in unserem Pop-up-Store und bedienten die ersten Kunden“, erzählt Bratl. „Dabei war uns von Anfang an wichtig, keine billigen Werbeartikel herzustellen, sondern eine qualitativ hochwertige Modekollektion zu kreieren. Daher haben die Produkte auch ihren Preis. T-Shirts etwa kosten 29,90 Euro.“

Die Wiener Ampelpärchen seien ein wichtiges Symbol für Respekt und hätten es verdient, dass man der Detailverliebtheit der Urheber Rechnung trage. „Beispielsweise bin ich mir nicht sicher, ob bisher allen die Schmetterlinge in den Bäuchen der heterosexuellen Paare aufgefallen sind“, meint Bratl und betont, dass die Schwulen- und Lesben-Community zwar einen beträchtlichen Teil seiner Kunden ausmachten. Aber: „Bei den Ampelpärchen geht es längst nicht mehr nur um die Ursprungsidee, sie stehen ganz allgemein für eine weltoffene Gesellschaft und sind gleichzeitig beinahe zu einem Wahrzeichen von Wien geworden.“

AUF EINEN BLICK

Shop. Die Wiener Ampelpärchen sind in einen neuen Shop in der Otto-Bauer-Gasse in Mariahilf gezogen. Dort werden die Motive ab heute in Form von Kleidungsstücken wie etwa T-Shirts und Kapuzenwesten sowie Merchandisingprodukten wie Kaffeetassen und Schmuck angeboten. Designt wurden die Produkte von einem Team rund um Michael Bratl, Peter Rubik und Markus Zahradnik.

Web:www.ampelpaerchen.rocks

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2017)

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