"Ich habe fünf Kilo in fünf Tagen verloren", sagt Georgina Chapman über die Zeit, als die ersten Missbrauchsvorwürfe gegen den Ex-Hollywood-Mogul aufkamen. Sie dachte, sie hätte eine "sehr glückliche Ehe" geführt.
Sieben Monate nach Bekanntwerden der ersten Missbrauchsvorwürfe gegen Ex-Hollywood-Mogul Harvey Weinstein hat seine Noch-Ehefrau ihr Schweigen gebrochen: Sie habe Weinstein "niemals" verdächtigt, sagte Georgina Chapman dem Magazin "Vogue" in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview. Sie sei "so naiv" gewesen, räumte die 42-Jährige ein. "Da war ein Teil von mir, der schrecklich naiv war - ganz klar, so naiv", meinte Chapman. Sie habe geglaubt, eine "sehr glückliche Ehe" zu führen. "Ich liebte mein Leben." Auf die Frage, ob sie jemals Verdacht geschöpft habe, sagte Chapman: "Absolut nicht, niemals."
Chapman ist die Mitbegründerin des Modelabels Marchesa. Sie heiratete Weinstein 2007, das Paar hat zwei Kinder. Chapman verließ ihren Mann kurz nach Bekanntwerden der schweren Vorwürfe gegen ihn und lässt sich derzeit scheiden.
Mimi Haleyi, damals in ihren 20ern, arbeitete als Produktionsassistentin bei der Weinstein Company, als Harvey Weinstein sie überwältigt, niedergepresst und ihr Oralsex aufgezwungen habe. Weinstein sei so massiv, dass sie sich nicht gegen ihn habe wehren können, erzählte Haleyi auf einer Pressekonferenz an der Seite von US-Staranwältin Gloria Allred. Der sexuelle Übergriff habe sich 2006 in Weinsteins Wohnung in New York City ereignet. Ihr Fall wird in dem New Yorker Prozess verhandelt. Eine anonyme Frau beschuldigt Weinstein zudem, sie 2013 in einem Hotelzimmer vergewaltigt zu haben. (c) REUTERS (Eduardo Munoz) Sciorras Kollegin Daryl Hannah warf Weinstein vor, sie belästigt zu haben. Doch habe sie sich erfolgreich dagegen gewehrt, sagte die 59-Jährige dem "New Yorker". Sie habe unter anderem dem Starregisseur Quentin Tarantino von Weinsteins Übergriffen erzählt - gebracht habe ihr diese Offenheit aber nichts. Tarantino hatte zugegeben, von Weinsteins Taten gewusst zu haben. imago/ZUMA Press Als sie 17 Jahre alt war, habe sie der Produzent im Bademantel in einem Hotelzimmer empfangen und ihr Alkohol angeboten, schrieb die Schauspielerin Kate Beckinsale auf Instagram. Reuters Gwyneth Paltrow verdankt Harvey Weinstein ihren großen Durchbruch: Er war es, der sie 1996 in der Jane-Austen-Verfilmung "Emma" besetzte. Doch kurz vor den Dreharbeiten lernte Paltrow den Preis dafür kennen. In einem Hotelzimmer in Beverly Hills fasste er die damals 22-Jährige an und schlug vor, sich im Schlafzimmer gegenseitig zu massieren. Gwyneth Paltrow 1998 bei der Premiere von "Shakespeare in Love" mit der damaligen First Lady Hillary Clinton und Harvey Weinstein (r.). (c) REUTERS (Peter Morgan) "Ich war ein Kind, ich hatte unterschrieben, ich war wie versteinert", erzählt Paltrow der "New York Times" von dem Vorfall. Sie habe sich geweigert, Weinstein zu massieren, und sich ihrem damaligen Freund Brad Pitt anvertraut. Dieser habe Weinstein zur Rede gestellt - doch der Filmproduzent habe sauer reagiert. "Er hat mich sehr lange angeschrien", erinnert sich Paltrow. Trotzdem arbeitete sie auch später mit ihm zusammen. "Es wurde erwartet, dass ich schweige." Harvey Weinstein links neben Gwyneth Paltrow bei der Oscarverleihung 1999. (c) REUTERS (Mike Blake) Auch Angelina Jolie machte Ende der 1990er-Jahre ihre Erfahrungen mit dem Filmmogul, wie sie in den "New York Times" schildert: "In meiner Jugend hatte ich eine schlechte Erfahrung mit Harvey Weinstein." Sie sei von Weinstein in einem Hotelzimmer sexuell bedrängt worden und habe danach abgelehnt, je wieder mit ihm zusammenzuarbeiten und andere vor ihm gewarnt. "So ein Verhalten gegen Frauen ist in jeder Branche und in jedem Land inakzeptabel." (c) APA/AFP/GETTY IMAGES/Michael loc (Michael loccisano) Schauspielerin und Model Cara Delevingne hat in einem emotionalen Post auf Instagram ihre Erlebnisse mit Weinstein offenbart. Während sie an einem ihrer ersten Filme arbeitete, habe Weinstein sie angerufen und über ihre Sexualität ausgefragt. "Es war ein sehr seltsames und unangenehmes Telefonat", schrieb Delevingne. "Er sagte mir, wenn ich homosexuell sei oder mit einer Frau zusammen sein wolle, würde ich niemals die Rolle einer heterosexuellen Frau bekommen oder es als Schauspielerin in Hollywood schaffen." (c) REUTERS (CHARLES PLATIAU) Bei einem späteren Treffen in seinem Hotelzimmer forderte er sie auf, eine andere anwesende Frau zu küssen. Sie lehnte ab. "Er brachte mich zur Tür und stellte sich davor und versuchte, mich auf den Mund zu küssen", schrieb die 27-Jährige. "Ich stoppte ihn und schaffte es aus dem Zimmer hinaus." Delevingne bekam nach eigener Aussage schließlich eine Rolle in dem Film "Tulpenfieber". "Seitdem fühle ich mich schrecklich, dass ich den Film gemacht habe. Ich hatte das Gefühl, dass ich die Rolle nicht verdient habe", meint die Britin. (c) REUTERS (Mario Anzuoni) Die Schauspielerin Ashley Judd hat bereits vor drei Jahren in der Zeitschrift "Variety" über die Belästigung gesprochen - nannte damals aber noch keinen Namen. Der "New York Times" erzählte sie nun, was ihr 1997 passiert sei. Judd sollte zu einem vermeintlichen Geschäftstreffen in Weinsteins Hotelzimmer in Beverly Hills kommen, dort habe er sie im Bademantel empfangen. Er habe ihr eine Massage angeboten und aufgefordert, ihm nackt beim Duschen zuzusehen. (c) REUTERS (Mario Anzuoni) Rose McGowan erhielt laut "New York Times" 1997 bei einer außergerichtlichen Einigung 100.000 Dollar von Weinstein, nachdem es in einem Hotelzimmer am Rande des "Sundance Film Festival" zu einem nicht näher beschriebenen "Vorfall" gekommen war. McGowan hat im vergangenen Jahr auf Twitter darüber berichtet, dass sie als 23-Jährige von einem mächtigen Mann im Filmgeschäft vergewaltigt wurde, nannte damals aber keinen Namen. (c) REUTERS (Mario Anzuoni) Die französische Schauspielerin Léa Seydoux schreibt in einem persönlichen Essay im "Guardian", wie Weinstein sich in einem Hotelzimmer auf sie gestürzt und versucht habe, sie zu küssen. "Ich musste mich verteidigen. Er ist so groß und dick, dass ich viel Kraft brauchte, um mich zu widersetzen." Die Schauspielerin erinnerte sich daran, wie er auf Veranstaltungen mit all den Frauen angegeben habe, mit denen er bereits geschlafen habe. "Er nutzte seine Macht aus, um Sex zu bekommen." Schlimm sei, dass "jeder wusste, was Harvey vorhatte, und keiner tat etwas. Es ist unglaublich, dass er jahrzehntelang so handeln und trotzdem noch Karriere machen konnte." (c) REUTERS (Gonzalo Fuentes) Mira Sorvino hat in mehreren von Weinstein produzierten Filmen mitgespielt. 1997 sei sie Opfer seiner sexuellen Belästigung geworden. Weinstein habe sie regelrecht durchs Hotelzimmer gejagt, weil sie keinen Körperkontakt wollte. Dem "New Yorker" sagte die 52-Jährige, sie habe gesagt, es widerspreche ihrem Glauben, sich mit einem verheirateten Mann einzulassen - Weinstein war damals mit seiner ersten Ehefrau verheiratet. (c) REUTERS (Danny Moloshok) Ebenfalls an Anwältin Gloria Allred (im Bild rechts) wandte sich Natassia Malthe, um mit ihren schweren Vorwürfen gegen den US-Filmproduzenten Harvey Weinstein an die Öffentlichkeit zu gehen. Die norwegische Schauspielerin sagte, Weinstein habe sie 2008 in einem Hotelzimmer in London vergewaltigt. Obwohl sie ihm mehrmals gesagt habe, nicht an einer sexuellen Beziehung zu ihm interessiert zu sein, habe ihn das nicht davon abgehalten, sie zu vergewaltigen. "Das passierte nicht im gegenseitigen Einverständnis", sagte Malthe auf der Pressekonferenz, die sie zusammen mit Allred hielt. Ich glaube, ich habe mich dissoziiert, während er mit mir Sex hatte. Ich stellte mich tot." (c) REUTERS (Brendan McDermid) Die New Yorker Schauspielerin Paz de la Huerta sagt, Harvey Weinstein habe sie 2010 zweimal vergewaltigt: "Er ist wie ein Schwein." Die Vorfälle hätten sie so sehr aus der Bahn geworfen, dass sie "sehr traumatisiert" gewesen und depressiv geworden sei. Einem Journalisten, der mit ihr vor Jahren über den Vorfall gesprochen habe, habe sie verboten, das Gespräch zu veröffentlichen: "Ich wollte nichts sagen, das sie nehmen und verdrehen würden, sodass ich die junge Schlampe wäre." (c) APA/AFP/LOIC VENANCE (LOIC VENANCE) De la Huerta war nicht die erste Frau, die dem Hollywood-Produzenten Vergewaltigung vorwirft - sie war aber die erste, bei der die Vergewaltigung strafrechtlich verfolgt werden konnte. (c) REUTERS (Eduardo Munoz) Annabella Sciorra berichtete dem Magazin "New Yorker", Weinstein habe sie in den frühen 1990er-Jahren in ihrer Wohnung vergewaltigt. Danach sei sie in eine Depression gefallen und habe jahrelang nicht mehr gearbeitet. Aus Angst vor negativen Reaktionen der Filmbranche habe sie jedoch geschwiegen, berichtete die vor allem durch die US-Serie "The Sopranos" bekannte Schauspielerin weiter. APA/AFP/GETTY IMAGES (STEVE MACK) "Game of Thrones"-Star Lena Headey berichtete, auch sie sei von Weinstein sexuell belästigt worden. Als sie ihm gesagt habe, dass sie lediglich einen rein beruflichen Umgang mit ihm wünsche, sei er wütend geworden und habe sie aufgefordert, über den Vorfall zu schweigen. Sie habe nie wieder eine Rolle in einem Film von Weinsteins damaliger Produktionsfirma Miramax bekommen. Reuters Auch die britische Schauspielerin Lysette Anthony Vergewaltigungsvorwürfe gegen Harvey Weinstein erhoben. Weinstein habe sie in den 1980er-Jahren vergewaltigt, sagte die 54-Jährige, die unter anderem in Woody Allens Film "Ehemänner und Ehefrauen" mitspielte. Imago Sie habe Weinstein in New York City kennengelernt und ihn später in seinem Mietshaus in London getroffen. "Auf einmal war er halb ausgezogen und hat mich gepackt. Das war das Letzte, womit ich gerechnet hätte, und ich bin geflüchtet." Später habe der Filmproduzent ihr nachgestellt und sie vor ihrem Haus überrascht. "Er hat mich hineingedrängt und gegen einen Kleiderständer gerammt", berichtete Anthony weiter. Er habe versucht sie zu küssen und mit ihr zu schlafen. "Am Ende habe ich aufgegeben." Im Bild: Lysette Anthony in "Ehemänner und Ehefrauen" Imago Schauspielerin und Drehbuchautorin Louisette Geiss sagt laut der britischen Zeitung "Daily Mail", Weinstein habe 2008 vor ihr masturbiert. Während des "Sundance Film Festival" in Utah in den USA habe er sie zu einem Meeting gebeten, um ein von ihr geschriebenes Drehbuch zu diskutieren. Das habe er sich dann von ihr in einem Whirlpool sitzend vorlesen lassen, und sie später aufgefordert, ihm bei der Selbstbefriedigung zuzuschauen. Sie sei vor Angst geflüchtet. Louisette Geiss im Bild mit Opferanwältin Gloria Allred (l.). (c) REUTERS (Lucy Nicholson) Auch die italienische Schauspielerin Asia Argento zählt sich zu Weinsteins Opfern, wie sie dem "New Yorker" berichtete. 1997 wurde sie von Harvey Weinstein zu einer Party eingeladen. Als sie dort auftauchte, war sie jedoch mit ihm allein. Weinstein habe nur einen Bademantel getragen und sie aufgefordert, ihm eine Massage zu geben. Sie habe sich nicht getraut, sich zu weigern. Irgendwann habe er ihren Rock hochgezogen und mit Oralsex begonnen, obwohl sie Weinstein wiederholt darum gebeten habe, damit aufzuhören. Jahrelang habe sie Schuldgefühle gehabt, weil sie sich nicht gewehrt habe. "Er war so groß, ich hatte Angst vor ihm", sagt sie. >> Argento selbst wird mittlerweile auch ein sexueller Übergriff auf einen ehemals 17-Jährigen vorgeworfen. (c) EPA (CLAUDIO ONORATI) 1996 beim Filmfest in Cannes habe Weinstein die französische Schauspielerin Judith Godrèchein seine Hotelsuite eingeladen, erzählte sie der "New York Times". Dort habe er die damals 24-Jährige nach einer Massage gefragt. Damals soll Weinstein zu ihr gesagt haben, Massagen seien „ganz normal in Amerika“. Dann habe er sich gegen sie gepresst und ihren Pullover hochgezogen. Sie habe sich befreit und das Zimmer verlassen. (c) REUTERS (Jim Urquhart) 2010 habe Harvey Weinstein die französische Schauspielerin Emma de Caunes in sein Hotelzimmer gelockt, wie der "New Yorker" berichtet. Er habe ihr eine Rolle anbieten wollen. Dort begann das alte Spiel: Er sei ins Badezimmer gegangen, habe sich unter die Dusche gestellt und sei plötzlich nackt und mit einer Erektion vor ihr gestanden. Weinstein habe sie aufgefordert, sich aufs Bett zu legen - das hätten schon viele Frauen zuvor gemacht. "Es ist wie in einem Disneyfilm", soll Weinstein gesagt haben. "Ich wollte nicht, dass er merkt, wie verängstigt ich war, denn je mehr ich in Panik geriet, desto stärker machte ihn das an", erzählt de Caunes. Ihr sei es schließlich gelungen, das Zimmer zu verlassen. (c) REUTERS (Eric Gaillard) Die Schauspielerin Rosanna Arquette berichtete der "New York Times" und dem "New Yorker", Weinstein habe sie Anfang der 1990er-Jahre in sein Hotelzimmer gerufen, um ein Drehbuch abzuholen. Er habe einen Bademantel getragen und sie um eine Massage gebeten. Als sie abgelehnt habe, habe er ihre Hand in Richtung seines erigierten Penis gezogen. Sie habe ihre Hand wegziehen können. Der Produzent soll gesagt haben, sie mache einen Fehler. Die Schauspielerin glaubt, dass ihre Karriere gelitten habe, weil sie sich Weinstein verweigerte. (c) REUTERS (Mario Anzuoni) Wie Weinsteins ehemalige Bürokraft Emily Nestor dem "New Yorker" berichtet, soll der Produzent bei einem Treffen mit ihr über sein Sexualleben geprahlt haben. "Weißt du, wir könnten viel Spaß haben. Ich könnte dich in mein Büro in London setzen, du könntest dort arbeiten und meine Freundin sein." Als sie verneint habe, seine Hand zu halten, habe er sich empört, dass Mädchen immer nur Nein sagen würden: "Und dann trinken sie ein oder zwei Bier und werfen sich auf mich." Nestor sagt, Weinstein habe seine Machtposition ausnutzen wollen, um Sex zu bekommen. Harvey Weinstein im Bild mit seiner Frau, Georgina Chapman, die sich mittlerweile von ihm getrennt hat. (c) REUTERS (Danny Moloshok) Das italienische Model Ambra Battilana Gutierrez traf Harvey Weinstein 2015 bei einer Party und wurde zu einem persönlichen Treffen in sein New Yorker Büro eingeladen. Er habe sich auf die damals 22-Jährige geworfen, ihre Brüste angefasst und soll versucht haben, unter Gutierrez' Rock zu fassen. Nachdem sie Protest einlegte, habe Weinstein schließlich abgelassen. Gutierrez sei laut "New Yorker" zur Polizei gegangen, die sie verkabelt mit einem versteckten Mikrofon erneut in Weinsteins Hotelzimmer geschickt habe. Weinstein wurde aber nie angeklagt. Gutierrez darf heute nicht über den Vorfall sprechen. Sie hat eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet. (c) Instagram/ambrabgutierrez Laut "New York Times" soll sich Weinstein bei einer Begegnung mit Schauspielerin Katherine Kendall 1993 in seiner Wohnung ausgezogen und Kendall durch die Zimmer gejagt haben. Zuvor habe er sie aufgefordert, ihn zu massieren. Sie habe gedacht, wenn sie anderen von dem Vorfall erzählen würde, werde sie nie wieder Arbeit bekommen, niemand werde sich dafür interessieren oder ihr glauben. (c) Instagram/kkbutter Filmproduzentin Elizabeth Karlsen erzählte "The Hollywood Reporter", dass sie vor 30 Jahren als junge Angestellte bei Miramax ebenfalls ihre - negativen - Erfahrungen mit Weinstein gemacht habe. Eines Abends sei er nackt in ihrem Schlafzimmer gelegen in einem von Miramax gemieteten Haus, in dem sie lebte, um Geld zu sparen. (c) imago/Landmark Media (imago stock&people) Laura Madden, eine ehemalige Angestellte Weinsteins, erzählte der "New York Times", dass Weinstein sie 1991 während ihrer Zeit in London und Dublin um Massagen gebeten habe: "Es war so manipulierend. Die ganze Zeit fragst du dich, bin ich es, die ein Problem hat?" (c) APA/AFP/VALERY HACHE (VALERY HACHE) Auch die britische Schauspielerin Romola Garai wirft dem Hollywood-Produzenten sexuelle Belästigung vor. "Wie jede andere Frau in der Branche hatte ich ein 'Vorsprechen' bei Harvey Weinstein", sagte sie der britischen Zeitung "The Guardian". Der Produzent habe sie in seinem Hotelzimmer im Bademantel empfangen. Im Hotelzimmer habe Weinstein ein kurzes Gespräch mit ihr über das anstehende Filmprojekt geführt, und dabei habe sie sich durch seinen "Machtmissbrauch" herabgesetzt gefühlt. Sie habe jetzt erst ihr Schweigen gebrochen, weil vorher die Vertreter der Filmbranche "schockiert" gewesen seien, "dass ich überhaupt dachte, dass das ein Problem ist". (c) REUTERS (Suzanne Plunkett) Ihre Kollegin, die britische Schauspielerin Jessica Hynes, bekannt durch ihre Rolle in "Bridget Jones' Baby", hat ebenfalls Unangenehmes von Harvey Weinstein zu berichten: "Mir wurde eine Filmrolle angeboten, als ich 19 war. Harvey Weinstein kam hinzu und wollte, dass ich den Screen-Test in einem Bikini mache. Das habe ich abgelehnt und den Job verloren", zitiert die "New York Post" einen inzwischen offenbar gelöschten Tweet von ihr. (c) imago/Landmark Media (Keith Mayhew/Landmark Media) Laut einem Bericht der "Huffington Post" sei auch TV-Nachrichtensprecherin Lauren Sivan von Weinstein bedrängt worden. Demnach habe sie der Filmproduzent vor rund zehn Jahren im Kellerbereich eines Restaurants in die Enge getrieben und vor ihren Augen masturbiert. Dabei habe er ebenfalls versucht, sie zu küssen - erfolglos. (c) Instagram/idiotsivan Wie die "New York Times" berichtet, soll Weinstein 2003 die damals 24-jährige Schauspielerin Dawn Dunning zu einem Treffen in seine Suite eingeladen haben, um mögliche Filmrollen zu besprechen. Der Produzent habe nur einen Bademantel getragen und Filmverträge vor sich liegen gehabt. Dunning könne sie nur unterschreiben, wenn sie sich auf einen flotten Dreier unter Beteiligung Weinsteins einlasse. Sie habe das für einen Witz gehalten und gelacht. Weinstein sei böse geworden: "Du wirst es in diesem Geschäft nie schaffen", habe er gesagt. "So funktioniert die Branche." Dunning habe daraufhin den Raum verlassen. (c) Instagram/ddbambikiller Tomi-Ann Roberts sagte der "New York Times", Weinstein habe sie 1984 zum Vorsprechen eingeladen. Er sei in der Badewanne gewesen und habe sie aufgefordert, sich auch auszuziehen - angeblich, um zu testen, ob sie einer Oben-ohne-Szene gewachsen sei. Roberts, damals 20 Jahre alt, ließ sich nach eigenen Angaben nicht darauf ein. (c) ABC News Es gab auch Männer, die sich an der Diskussion um die Machokultur Hollywoods beteiligten. "Ältere, mächtige Männer haben mir an den Arsch gefasst. Sie haben mich in unangebracht sexuelle Gespräche verwickelt, als ich noch sehr viel jünger war...", schreibt "Dawson's Creek"-Star James Van Der Beek zum Beispiel auf Twitter, ohne Namen zu nennen. Er könne nachvollziehen, warum viele Opfer sexueller Übergriffe oft erst später darüber reden - wenn überhaupt. "Ich verstehe die unberechtigte Scham, die Machtlosigkeit und die Unfähigkeit, auszupacken", erklärt Van Der Beek. Es gebe eine Machtdynamik, die sich unüberwindbar anfühle. APA/AFP (CHRIS DELMAS) Zuvor hatte Schauspieler Terry Crews bereits in einer ganzen Reihe von Tweets geschrieben, dass er von einer "hochkarätigen Hollywood-Führungskraft", die er nicht beim Namen nannte, belästigt worden sei. Der Mann habe ihm bei einer Veranstaltung einfach an den Penis gefasst. Auch er habe aus Angst, der Einfluss des Mannes könne seiner Karriere schaden, geschwiegen. Reuters "Ich habe fünf Kilo in fünf Tagen verloren", sagte Chapman über die Zeit nach Bekanntwerden des Skandals. Sie sei fünf Monate lang nicht mehr ausgegangen. Sie sei "beschämt und gebrochen" gewesen. Chapman sagte in dem Interview, sie sehe sich selbst nicht als Opfer, brach aber in Tränen aus, als sie über ihren Sohn und ihre Tochter sprach. "Wie wird ihr Leben aussehen?", fragte sie. Chapman will mit den Kindern nun auf einen Bauernhof im Bundesstaat New York ziehen.
Mehr als hundert Frauen, darunter zahlreiche Stars, werfen Weinstein vor, sie sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt zu haben. Weinsteins Karriere ist am Ende, seine Filmproduktionsfirma Weinstein Company meldete Konkurs an. Der Skandal löste die #MeToo-Debatte um sexuelle Übergriffe aus.
Aus für Chapmans Label Marchesa? Es gibt Spekulationen, dass auch Chapmans Label Marchesa nicht überleben wird. Chapman sagte der "Vogue", sie habe aber noch loyale Unterstützer. Bei der Met Gala in New York - einem gesellschaftlichen Höhepunkt des Jahres - trug Hollywoodstar Scarlett Johansson am Montag demonstrativ ein Marchesa-Kleid.
Hinter vorgehaltener Hand wurde seit Jahren immer wieder über Missstände in der Modeindustrie gesprochen. Durch die Weinstein-Affäre und die #MeToo-Bewegung bekommen sie jetzt wieder neues Gewicht. Und vor allem: Statt die Probleme totzuschweigen, folgen jetzt Konsequenzen. Jüngster Fall: Paul Marciano, Mitbegründer und Kreativdirektor des Modelabels Guess. Er zieht sich nach Anschuldigungen von seinen operativen Aufgaben zurück. (c) APA/AFP/GETTY IMAGES/JUSTIN SULL (JUSTIN SULLIVAN) Model Kate Upton, die als Testimonial für Guess arbeitete, gibt an, dass Marciano sie belästigt habe. Er soll sie 2010 während eines Fotoshootings an den Brüsten berührt haben und gegen ihren Widerstand auch ihr Gesicht und ihren Hals geküsst haben. (c) APA/AFP/ANGELA WEISS (ANGELA WEISS) Seit der Weinstein-Affäre finden die Missstände in der Modewelt mehr Beachtung. Jahrelang nahm man Belästigungsvorwürfe hin, beziehungsweise mussten Models um ihre Karriere fürchten, berichtet etwa Model Coco Rocha. (c) imago/MediaPunch (Diego Corredor) "Schon vor zehn Jahren habe ich über die Missstände berichtet, damals wurde ich ausgeschlossen oder geächtet. Ich war nicht die Einzige, die Veränderung wollte, andere Models äußerten sich auch schon vor Jahren öffentlich, viele haben ihre Karriere komplett verloren", erklärt sie im Gespräch mit Glamour.com. (c) imago/E-PRESS PHOTO.com (E-PRESS PHOTO.COM) Jahrelang war auch das Fehlverhalten von Fotograf Terry Richardson bekannt. Der 52-Jährige, der für seine obszönen Bilder am Rande der Pornografie bekannt ist, soll Models zu sexuellen Handlungen gezwungen haben. Schon 2013 starteten Models eine Petition gegen ihn, erst Ende 2017 gab der Verlag Condé Nast an, dass "Vogue, "Vanity Fair" und "GQ" nicht mehr mit Richardson zusammenarbeiten werden. (c) imago/ZUMA Press (Susan J. Rose/Pi) 50 Models haben sich Mitte Februar zusammengetan um große Figuren der Modeindustrie, mindestens 25 Fotografen, Agenten, Stylisten und Castingdirektoren zu beschuldigen. Darunter befindet sich auch Starfotograf Patrick Demarchelier, vor dessen Kamera sich schon alle namhaften Supermodels ausgezogen haben. Der 74-Jährige, der sieben Frauen sexuell belästigt haben soll, weist die Vorwürfe zurück. Der Verlag Condé Nast hat die Zusammenarbeit mit ihm eingestellt. (c) imago/Starface (Stephen Caillet / Panoramic/Star) Dutzende Männer werfen den beiden Modefotografen Bruce Werber und Mario Testino (hier im Bild mit Anna Wintour) sexuelle Belästigung vor. Laut der "New York Times" habe Testino die Models gerne im Bademantel auf dem Hotelzimmer empfangen und nackte Atem- und Energieübungen angeregt. (c) APA/AFP/GETTY IMAGES/DIMITRIOS K (DIMITRIOS KAMBOURIS) Dass immer mehr bekannte Models auspacken und auch berühmte Fotografen in die Schusslinie geraten, ist ein großer Schritt. Victoria's Secret Engel Cameron Russell beschreibt ihre Erfahrungen auf Instagram. Hunderte Models haben ihr daraufhin unter dem Hashtag #myjobshouldnotincludeabuse ihre Geschichten berichtet. (c) imago/ZUMA Press (imago stock&people) "Mit 16 wurde ich von einer großen Agentur unter Vertrag genommen und nach Mailand geschickt. Bei einem meiner ersten Shootings (ein Handtaschen-Editorial) arbeitete ich mit einem Fotografen zusammen, von dem mir meine Agentur sagte, er sei ein bisschen "exzentrisch". Nach zwei Minuten vor der Kamera hat er mir gesagt ich 'soll mich locker machen' und sexier sein und hat mir gesagt, ich soll mich selbst anfassen...", schreibt etwa ein Model, das anonym bleiben will. (c) REUTERS (Carlo Allegri) Vor allem junge und noch unbekannte Models, die außer der Modelagentur niemanden haben, der hinter ihnen steht, sind oft leichte Beute. Um in der umkämpften Modeindustrie Fuß zu fassen, ist ein guter Kontakt zu bekannten Fotografen und Castingagenten oft unerlässlich. (c) REUTERS (Olivia Harris) Viele Models sind jung, wissen nicht, wie sie sich zur Wehr setzen können und wollen ihre Jobs nicht verlieren oder den Ruf bekommen, "schwierig" zu sein. (c) REUTERS (David Mdzinarishvili) Der CFDA, der Rat der US-Modedesigner, hat eine Gesundheitsinitiative ins Leben gerufen um Opfern zu helfen einen Polizeibericht einzureichen oder Hilfe bei der Interessenvertretungsgruppe Model Alliance zu suchen. Reuters Zudem will man zumindest bei den Fashion Weeks ein sichereres Arbeitsumfeld schaffen und im Backstagebereich private Umkleiden einrichten, zu denen etwa Pressefotografen keinen Zutritt haben. (c) REUTERS (Brendan McDermid) Missstände in der Modewelt (APA/AFP)
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