Sommerball: Tanzen in den Kasematten

Bernd Pürcher in den Kasematten, die am Samstag hoch über Graz zum sommerlichen Freiluft-Ballsaal werden.
Bernd Pürcher in den Kasematten, die am Samstag hoch über Graz zum sommerlichen Freiluft-Ballsaal werden. (c) Gery Wolf
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Bernd Pürcher organisiert für die Bühnen Graz seit 20 Jahren die Opernredoute. Am Samstag lädt er nun zum ersten Schlossbergball.

Tische und Tanzfläche in den Kasematten, eine Disco in der Kanonenbastei – und die Einsatzzentrale im Glockenturm der „Liesl“: Wenn die Bühnen Graz am Samstag erstmals zum Schlossbergball laden, dann spielt sich der nicht nur in den Kasematten ab – sondern wirklich auf einem Gutteil des Schlossbergs.

Das Grazer Wahrzeichen mehr zu nützen, sagt Organisator Bernd Pürcher, sei ein Ruf, den man in Graz immer wieder hört – und dem man mit dem neuen Sommerball folgen möchte. Eine Idee von Theaterholding-Chef Bernhard Rinner, der auch schon das erfolgreiche Klanglicht-Festival erfunden hat. Auch für den Ball ist man zuversichtlich: Zumindest in den nächsten drei Jahren soll er stattfinden.

Für Pürcher keine ganz neue Herausforderung – er ist auch der Mann hinter der Opernredoute. Dort hat er freilich ein Heimspiel, auf dem städtischen Schlossberg sind die Zuständigkeiten ein wenig komplexer. „Vom Look and Feel her“, sagt Pürcher jedenfalls, „soll es ein luftig-leichter Sommerball werden.“

Neben den historischen Kasematten mit ihren Logen spielt auf dem Ball das (Maturaball-erprobte) Schlossbergrestaurant eine Hauptrolle. Dort treten die Swing-Sängerinnen der Cover-Girls auf, der Panoramasaal wird als „Cubanorama“ zur Tanzfläche, die Sky-Bar bietet Graz-Blick zu Bossa Lounge. Draussen im „kulinarischen Garten“ legt das DJ-Ehepaar Mr. Farmer und Mama Feelgood Vinyl auf. Die Stallbastei wird zum Club, die Kanonenbastei zur erwähnten Disco, auf der orientalisch dekorierten Wiese mit Sitzsäcken davor servieren Lokalmatadoren wie Eckstein, Stainzerbauer oder Landhauskeller, dazwischen unterhalten Artisten.

Gastgeber zu sein, das hat Pürcher schon als Teenager erstmals trainiert. Weil er mit 14 unbedingt einen Ghettoblaster wollte (an die Modellbezeichnung kann er sich bis heute erinnern), begann der gebürtige Schladminger bei der Verwandtschaft beim Bärnhofer im Obertal auszuhelfen. „Als Mädchen für alles, aber ich wurde auch auf die Gäste losgelassen, ich glaube, dass das eine gute Schule war.“ Später arbeitete er auch als Skilehrer, ehe er zum Jusstudium nach Graz ging: Aufgrund einer Affinität zu Perry Mason, erinnert sich Pürcher, habe er sich als Anwalt gesehen. In Graz kellnerte er weiter, fand die Arbeit in den Unilokalen allerdings nicht mehr ganz so nett wie jene im Alpengasthaus, heuerte stattdessen bei den Grazer Bühnen an – und fand „das Theaterumfeld von Anfang an mit seinen umfangreichen Auswüchsen besonders sympathisch“.

Noch im Rahmen seines Studentenjobs erlebte er 1999 – zum 100-Jahr-Jubiläum des Hauses – die erste Opernredoute mit. Wenig später erfolgte eine Umstrukturierung, Pürcher wollte sich eigentlich schon verabschieden – und wurde stattdessen gefragt, ob er gemeinsam mit Michael Tomec die Organisation der Redoute übernehmen (und gleich einmal reformieren) wolle. Der Student erbat sich Bedenkzeit, überdachte kurz sein Lebensmodell – und sagte zu. Im heurigen Jänner (traditionell am letzten Samstag des Monats) verantwortete Pürcher, seit Tomecs Pensionierung nunmehr allein zuständig, die mittlerweile 20. Opernredoute. Die in der Steiermark längst als „gesellschaftlicher Höhepunkt des Jahres“, verankert ist, wie er nicht müde wird zu betonen.

Formel 1-Gäste aus Spielberg

Erfahrungen, die er nun für den ersten Schlossbergball nutzt. Erwartet wird an diesem Grand Prix-Wochenende – dank einer Kooperation mit dem Titel „Schlossberg grüßt Spielberg“ – etwa Hotelier und Motorsport-Strippenzieher Helmut Marko, seit Kurzem fünfter lebender Ehrenbürger der Stadt Graz. Er kommt „mit Freunden aus der Formel 1“, darunter vielleicht auch Dietrich Mateschitz. Spätestens eintrudeln sollten sie zur Mitternachtseinlage: Da turnen die Showakrobaten „The Freaks“ zu Yellos „The Race“.

Der Dresscode des Abends lautet übrigens Cocktail – ohne Krawattenzwang. Trotz Elementen wie einer Eröffnung (mit Weikhard-Kopfschmuck und Andy Wolf-Sonnenbrillen für die Debütanten) und einer Quadrille könne man den Ball auch einfach als sommerliche Party sehen: Pürcher: „Sehr Laissez-faire.“

AUF EINEN BLICK

Premiere. Der Grazer Schlossbergball findet am 30. Juni zum ersten Mal statt. 1500 Karten sind aufgelegt. Dresscode Cocktail: Cocktailkleid, kleines Schwarzes oder Kostüm bzw. Anzug oder Dinnerjacket, kein Krawattenzwang.

Tickets à 119 Euro (49 Euro für Jugendliche und Studenten bis 26) im Ticketzentrum Kaiser Josef Platz, bei Kastner & Öhler, online oder an der Abendkasse ab 16 Uhr bei der Talstation der Schlossbergbahn.

Web:www.schlossbergball.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2018)

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