„Kurz und Kino“ im Garten

Lisa Mai organisiert im Juli und August das Kurzfilmfestival Dotdotdot im Garten des Volkskundemuseums.
Lisa Mai organisiert im Juli und August das Kurzfilmfestival Dotdotdot im Garten des Volkskundemuseums.(c) Valerie Voithofer
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Lisa Mai hat das Kurzfilmfestival Dotdotdot erfunden. Mit Barrierefreiheit, einer beliebten Kinderschiene – und einem Gastspiel der Katzenfilm-Kollegen.

Donnerstags und freitags, da gehen im Garten des Wiener Volkskundemuseums die Lichter an. Immer bei Dämmerung – jetzt, im Juli, um halb zehn, im August schon eine Stunde früher. Zwei Monate lang werden hier, im Park des ehemaligen Gartenpalais Schönborn in der Josefstadt, Kurzfilme gezeigt. Eigentlich, stellt Lisa Mai fest, habe sie noch die Rosen ein bisschen schneiden wollen, „wegen der Untertitel“.

Dotdotdot, so heißt das Festival, und mit Mai steht dahinter eine Frau, die seit jeher quasi in Kurzfilmen denkt – jedenfalls seit ihrem Studium an der Filmakademie. Damals, erzählt sie, „haben wir wahnsinnig viel gedreht, und ich habe mich immer gefragt: Wer sieht das?“ Noch im Studium – und noch auf VHS – begann sie damals, die Filme der Kollegen zu sammeln, ein Archiv aufzubauen und mit der Filmgalerie 8 1/2 Leih-Pakete zu schnüren. „Das hat“, erzählt sie, „allerdings überhaupt nicht funktioniert.“ Niemand wollte allein daheim Kurzfilme sehen.

Gemeinsam draußen will man das offenbar schon: 2010 gründete sie das Filmfestival Espresso als „erstes Projekt in Wien, das Kurzfilm in den öffentlichen Raum gebracht hat“. Das habe „ziemlich eingeschlagen und Riesenspaß gemacht.“ Recht zeitgleich verordneten sich dann Gastgeber Volkskundemuseum und Festival eine Neuorientierung; seit 2015 laufen die Kurzfilme unter dem Titel Dotdotdot. Ziel: Noch mehr Menschen jenseits des cinephilen Stammpublikums „hier in den Garten zu locken und ihnen die Möglichkeit zu geben, zu schauen, ob's ihnen taugt.“

Der Sound fürs Hörgerät

Rund 150 Filme – vom Studenten- bis zum Künstlerprojekt – stehen auf dem Programm, bezahlt wird nach dem Motto „pay as you wish“, die Erlöse ermöglichen u. a. die – nicht subventionierte – neue Barrierefreiheit des Festivals. Das bedeutet, dass es (neben rollstuhlgerechtem Zugang) eine sogenannte induktive Höranlage gibt, in die man sich mit seinem Hörgerät einklinken kann: So wird der Sound kristallklar, ohne dass das Hörgerät auch das Pappelrauschen, die Grillen oder das Motorrad in der Lange Gasse verstärken würde. Dazu wurde jeder Freitag zum „Barrierefreitag“: Mit deutschen Untertiteln und Übersetzung in Gebärdensprache. Warum? „Wenn etwas möglich ist“, sagt Mai dazu, „warum es dann nicht einfach machen?“

Auch die heutige Eröffnung der Kinderschiene Dotdotdot 4plus wird in Gebärden übersetzt. Für die Konzeption von 4plus hat sich Mai ein Jahr Zeit genommen, andere Festivals abgeklappert. Ihr Fazit: Viele würden eher auf vormittägliche Gruppen setzen, wo die Kinder „zwangsbeglückt“ würden. Am problematischsten habe sie aber gefunden, dass Kino mit den gleichen Methoden wie bei den Erwachsenen vermittelt würde, „von den gleichen Personen in der gleichen Sprache, oft von oben herab“.

Bei Dotdotdot ist donnerstags um 17 Uhr Kinderzeit, der Saal im Volkskundemuseum ist abgedunkelt, aber nicht finster, Stühle gibt es keine, dafür Kuscheldecken und Sitzsäcke, man kann am Bauch liegen, Wassermelone naschen, aufstehen, und immer gibt es eine „Mitmach-Überraschung“. Die Kleinen seien ein „lustiges Publikum, bei dem man die Gespräche danach nicht erst mühsam anzetteln müsse. In Summe sei es stets „ein Riesengewusel, wir freuen uns immer enorm“.

Das heurige Motto „We're in this together now“ nimmt Bezug auf die #metoo-Debatte, die „haarsträubend“ entgleist sei: „Das hatte“, so Mai, „nichts mehr mit Diskussionskultur zu tun.“ Zu Gast ist aber auch das Cat Video Festival: Dem war 2017 die Location abhanden gekommen, Mai bot Unterschlupf. Heuer laufen die Katzen im Museumsquartier, das Treffen sei aber so lustig gewesen, dass „Animated Cats“ in Kurzfilmen vorbei schauen.

AUF EINEN BLICK

Dotdotdot ging aus dem Kurzfilmfestival Espresso hervor und findet bis 24. August im Garten des Volkskundemuseums in der Laudongasse statt. Immer Donnerstag und Freitag stehen durchschnittlich pro Abend je fünf Kurzfilme auf dem Programm. Das Motto „We're in this together now“ zeigt konstruktive Beiträge zur Übergriffsdebatte. Heute, Donnerstag, ist das Cat Video Festival mit „Animated Cats“ zu Gast, davor wird die Kinderschiene 4plus eröffnet.

Web: www.dotdotdot.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2018)

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