Niki Laudas Ärzte: "Sehr erfreulicher Verlauf"

Niki Lauda auf einem Archivfoto vom 11. September 2011
Niki Lauda auf einem Archivfoto vom 11. September 2011APA/DAVID EBENER/DPA
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Der 69-Jährige konnte schon 24 Stunden nach der Operation extubiert werden und spontan atmen, berichten seine Ärzte. Er ist bei vollem Bewusstsein und kann eingeschränkt Besuch empfangen.

Nach der Lungentransplantaton, der sich Niki Lauda am Wiener AKH unterziehen musste, sprach Christian Hengstenberg, Chef der kardiologischen Universitätsklinik in Wien (MedUni/AKH), am Mittwoch bei einer Pressekonferenz von einem "sehr, sehr erfreulichen Verlauf".
Die Genesung des Patienten sei "genau im Ziel, nicht mehr und nicht weniger". Der Patient habe schon nach 24 Stunden extubiert werden und selbst spontan atmen können.

Obwohl man sich nach einer derart großen OP fühlen würde, "als wäre man von einem Panzer überrollt worden", hätte man so früh auf die künstliche Beatmung verzichten können, was laut Hengstenberg extrem wichtig für den Heilungsprozess sei. Lauda sei bei Bewusstsein und auch die anderen Organe, dem Patient wurden von schon zweimal Nieren gespendet, seien alle in Ordnung.

Lauda kann bereits Besuch empfangen

Die Formel-1-Legende werde auch bereits mobilisiert. "Lauda ist ein international bekannter Kämpfer", sagte Walter Klepetko, der Leiter der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie. Besuche kann Niki Lauda bereits im beschränktem Umfang empfangen, sagte Kardiologe Christian Hengstenberg. Das sei auch für den Heilungsverlauf wichtig, dass er die Unterstützung der Familie spürt und er von ihr begleitet wird. Der Ex-Rennfahrer hat gute Chancen, wieder eine gute Lebensqualität zu erreichen. "Bei Lauda erwarten wir uns wirklich, dass er in ein für ihn normales Leben zurückkehren kann", sagte Klepetko.

Unmittelbar nach der Operation werde der Patient auf die Immunsuppression geschult, um nach der Transplantation zu verhindern, dass der Körper das Spenderorgan abstößt, sagte Peter Jaksch, Klinische Abteilung für Thoraxchirurgie. Medizinische Betreuung werde noch "für einige Zeit" notwendig sein.

vlnr.: Das Ärzteteam Peter Jaksch, Gottfried Heinz, Christian Hengstenberg, Walter Klepetko, Rainer Oberbauer, Marco Idzko und Konrad Hötzeneckeram.
vlnr.: Das Ärzteteam Peter Jaksch, Gottfried Heinz, Christian Hengstenberg, Walter Klepetko, Rainer Oberbauer, Marco Idzko und Konrad Hötzeneckeram.(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)

Transplantation nicht wegen normaler Sommergrippe

Dabei hatte es für Lauda gar nicht gut ausgesehen, wie aus den Schilderungen der Ärzte deutlich wurde. Der Aufsichtsratsvorsitzende und Teilhaber des Mercedes-Formel-1-Teams war - anders als kolportiert - "zu keinem Zeitpunkt an einer normalen Sommergrippe erkrankt", wie Marco Idzko, Leiter der Klinischen Abteilung für Pulmologie, betonte. Vielmehr litt er an einer hämorrhagischen Alveolitis - dies sei eine Entzündung der Lungenbläschen, die mit einem Einbluten in das Lungengewebe und in die Atemwege einhergegangen sei, für die Lauda eine immunsuppressive Therapie erhalten habe. Das habe zunächst eine deutliche Besserung seiner Atmung zur Folge gehabt.

In weiterer Folge sei aber eine schwere akute Lungenerkrankung aufgetreten, die durch das Einwandern von Entzündungszellen aus dem Blut in die Lunge entstanden sei. Diese Zellen griffen das Lungengewebe an. Lauda befand sich in Intensivtherapie, gleichzeitig wurde ein Plan B in Betracht gezogen, und das bedeutete die Lungentransplantation. Deshalb wurde die Klinische Abteilung für Thoraxchirurgie unter Walter Klepetko, Konrad Hötzenecker und Peter Jaksch beigezogen, die eines der führenden Transplantationszentren weltweit erhält.

Zuvor Lebenserwartung von wenigen Tagen

Alle anderen Behandlungswege waren ausgeschöpft, Laudas Zustand konnte nicht stabilisiert werden. "Es war so, dass er eine Lebenserwartung von wenigen Tagen, maximal Wochen hatte", schilderte Hötzenecker. Der Luftfahrtunternehmer war unterdessen einer extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO) unterzogen worden, das heißt im wesentlichen, dass eine Maschine - eine Blutpumpe außerhalb des Körpers - im wesentlichen sauerstoffangereichertes Blut in den Körper pumpte und so die Funktion der eigenen Lunge überbrückt ("bridget"). Etwa zehn Prozent der 120 am AKH pro Jahr Lungentransplantierten sind ECMO-Patienten, erläuterte Klepetko.

Lauda war bereits als Empfänger für eine Lunge bei Eurotransplant angemeldet und in die höchste Dringlichkeitsstufe gereiht worden. Patienten in dieser Kategorie müssen durchschnittlich fünf Tage auf ein neues Organ warten. Als die Meldung kam, dass ein entsprechendes Organ für Lauda vorhanden sei, flog das Entnahmeteam los, untersuchte die Lunge und befand sie für geeignet. Während das Team die Lunge entnahm und nach Wien zurückkehrte, war der prominente Patient für den Eingriff bereits vorbereitet worden, um die Zeit zwischen Entnahme und Implantation möglichst kurz zu halten.

(APA)

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