Tanzen mit den Tänzern: Wer das Vestibül zum Feiern bringt

Philipp Mayer und Franz Riefenthaler (v.l.) von Francophil im Vestibül.
Philipp Mayer und Franz Riefenthaler (v.l.) von Francophil im Vestibül.(c) Clemens Fabry
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Mit Mut und Impovisationstalent: Philipp Mayer und Franz Riefenthaler haben die Impulstanz-Lounge im Vestibül zu dem gemacht, was sie heute ist.

Manchmal entscheiden Sekunden darüber, wie ein Leben verlaufen wird. Eine Intuition, die einen anders handeln lässt als geplant. Einer solche Eingebung folgte Philipp Mayer als er 2010 bei einer Bekannten aus dem Impulstanzbüro vorstellig wurde, um zu fragen, ob er auf den Impulstanz-Afterpartys als Schlagzeuger mit seiner Band auftreten dürfe. Aber eigentlich fügte er hinzu: Würde er noch viel lieber die Gastronomie dafür machen. „Gut, dann schreib uns ein Konzept“, hieß es dann.

Philipp Mayer sitzt in kurzen Hosen und barfuß mit seinem Geschäftspartner Franz Riefenthaler im Vestibül, der Studiobühne des Wiener Burgtheaters, während er lächelnd von früher erzählt. In den hohen Räumen ist es angenehm kühl, während draußen die Hitze brütet. Die Impulstanz-Festival-Lounge, wie die täglichen Treffen offiziell heißen, zählen seit Jahren zu den coolsten Abendevents in der Stadt. Tänzer und Tanzbegeisterte aus aller Welt mischen sich mit Wienern und Touristen. Und Mayer und Riefenthaler – der eine groß und mit Dreadlocks, der andere strohblond und blauäugig – stehen mit viel Herz und Begeisterung seit acht Jahren mitten drinnen.

Dabei war zu Beginn alles noch recht improvisiert. „Ich hab mir das zugetraut, aber ich wollte einen Partner“, erzählt Mayer. Der studierte Schlagzeuger kellnerte damals im Café Leopold. Dort hatte er sich schon vor Jahren mit Riefenthaler angefreundet, der als DJ ebenfalls nebenbei kellnerte. „Beim Franz wusste ich, der steht noch da und lacht, wenn ich mal nicht kann.“ „Ich hab dann drei Sekunden überlegt und zugesagt“, fügt der hinzu.

Zum Vorstellungsgespräch mit Impulstanz-Indentat Karl Regensburger kamen sie mit einem Whiskey Sour, weil sie wussten, dass er den so gerne trinkt. Das Eis dafür hatten sie noch aus dem nahen Café Leopold geholt.

Der Auftritt überzeugte. „Wir haben dann viel aus einer Bauernschläue heraus gemacht“, erzählt Mayer, der Sohn eines Nebenserwerbsbauern in Niederösterreich ist. Sie fragten Freunde und Familie, die begeistert mithalfen.

Riefenthalers Vater betrieb in Großmugl ein Wirtshaus und die Dorfdisco, die Mutter war eine der ersten DJanes – und ist heute Dekanatsdirektorin an der Fakultät für Philosophie in Wien. Mit dem Peugeot von Riefenthalers Opa fuhren sie Getränke einkaufen. („Das Auto ist fast am Boden aufgesessen“). So ging es dahin. Beherzt, mit dem Wunsch Großes zu schaffen. Daran änderte auch Mayers Blutvergiftung nichts, die er sich am Anfang des Festivals zuzog. Trotzdem ging er mit Stock und Liegegips ins Vestibül. „Am Ende des Abends wurde aus dem Gips eine Socke.“

Feiern als Superheldenkraft

„Wir haben dann einen Monat lang gefeiert. Uns, unsere Freundschaft, unsere Freunde. Und wir haben gemerkt, wenn wir eine Superheldenkraft hätten, dann wäre das Feste feiern.“Am Ende waren alle zufrieden. Und der Grundstein für „Francophil“ – so der Name ihrer Catering-Firma – gelegt. Im zweiten Impulstanzfestival-Jahr übernahmen sie die Theaterbars später die Verpflegung der Tänzer im Arsenal. Heute sind sie für die gesamte Gastronomie dort zuständig, und versorgen rund 100.000 Gäste.

„Wir gehen halt gerne die Extrameile, und wir glauben an das Gesamkonzept“, sagt Riefenthaler. Räume werden von ihnen schnell mal umgestaltet, die Geschichte mitgeliefert. Für das Waves-Festival bauten sie eine Bar in eine Straßenbahn, für die Wiesen-Festivals ein Zirkuszelt ins Zelt. Wichtig ist ihnen auch das Team. „Unser oberstes Credo lautet, jeder greift alles an und macht alles.“ Zum Impulstanzfestival sind schon längst andere kulturelle Kapzunder-Veranstaltungen dazugekommen. So waren es Francophil, die den Wiener Festwochengarten in der Secession installierten, sie waren es, die die Sortierhalle in der Alten Post entdeckten, als Viennale-Zentrale vorschlugen und bespielten. Als Hans Hurch im Vorjahr starb, waren die beiden zutiefst getroffen. Er und Karl Regensburger „sind so etwas wie Ziehväter für uns“.

So sehen sie sich auch, als Unternehmer vom alten Schlag, wo Handschlagqualität zählt. „Wir machen das, was uns taugt, und wir wollen Leute begeistern für das, was wir machen“, sagt Mayer. Müde sind sie nach mehr als drei Wochen Impulstanz noch nicht. „Ich bekomme hier so viel Kraft durch die Leute“, sagt Riefenthaler. Und dann gibt es noch die Musik. Riefenthaler ist noch immer DJ. Mayer seit Jahren der Schlagzeuger von (Birgit) Denk. Zu seinem Impulstanz-Auftritt ist er übrigens doch noch gekommen. Jedes Jahr spielt er am allerletzten Tag mit seiner Band im Vestibül.

ZUR PERSON

Francophil. Philipp Mayer und Franz Riefenthaler sind für die Gastronomie am Impulstanz-Festival verantwortlich, auch für die Impulstanz-Festivallounge im Vestibül. Am Sonntag (12.8.) tritt Mayer dort mit seiner Band auf. Die Abschlussparty findet am 10.8. im Kasino am Schwarzenbergplatz statt. www.impulstanz.com; www.francophil.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2018)

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