Alicia Vikander: "Ich glaube an Beziehungen"

„Ganz wichtig ist für mich, dass ich viel, viel Schlaf bekomme“, sagt Alicia Vikander über ihre drehfreie Zeit. Die ist freilich selten.
„Ganz wichtig ist für mich, dass ich viel, viel Schlaf bekomme“, sagt Alicia Vikander über ihre drehfreie Zeit. Die ist freilich selten.(c) REUTERS (Simon Dawson)
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In Wim Wenders' Film „Grenzenlos“ erlebt Alicia Vikander als junge Meeresbiologin eine intensive Liebesgeschichte. Die mit Michael Fassbender verheiratete Schwedin glaubt an die Liebe – obwohl die Ehe ihrer Eltern früh zerbrach.

In Rekordzeit wurde die schwedische Charakterdarstellerin Alicia Vikander (29) zu einer der herausragendsten Schauspielerinnen Europas. Mit 28 hatte sie bereits einen Oscar gewonnen und Hollywood mit Blockbustern wie „Ex Machina“, „The Danish Girl“ und als neue „Lara Croft“ beeindruckt. Vergangenen Herbst heiratete sie auf Ibiza im Hippie-Style den deutsch-irischen Schauspieler Michael Fassbender, mit dem sie sich kürzlich ein Haus in Lissabon kaufte; das Paar hatte sich am Set von „The Light Between Oceans“ verliebt.

Ein Paar, das wie füreinander geschaffen ist – das spielt Alicia Vikander zusammen mit James McAvoy auch gerade in Wim Wenders' intensivem Drama „Grenzenlos“ (Kinostart: 24.8.). Eine junge Meeresbiologin und ein Polit-Experte erleben eine so kurze wie intensive Lovestory. Wie sehr die große Liebe beide erschüttert, merken sie erst, als das Schicksal sie trennt.

Sie haben in den letzten Jahren nonstop gearbeitet. Eigentlich wollten Sie gerade eine Pause einlegen, als Wim Wenders Sie anrief und Ihnen „Grenzenlos“ anbot. Was hat Sie an dieser Liebesgeschichte so fasziniert?

Alicia Vikander: Mir sind die Menschen am wichtigsten, die in ein Projekt involviert sind. Und ich liebe die Filme von Wim Wenders. Meine Mutter hat mir viele davon schon als Kind gezeigt, sie ist ein großer Fan seiner Arbeit. Und er ist ein wahrer Meister! Ich war schon völlig hingerissen, dass ich ihn zu einem Mittagessen treffen konnte. Dabei habe ich gemerkt, dass er nicht nur dieser großartige Künstler ist, sondern auch ein wunderbarer, liebenswerter Mensch. Wir haben uns stundenlang unterhalten, nicht nur über Film und Kunst, sondern auch über das Leben an sich. Seine Großherzigkeit, Wärme und Bescheidenheit haben mich total umgehauen!

Parallel zu Wenders' Liebesgeschichte waren Sie selbst auch frisch verliebt. War es auch das – oder warum sonst hat Ihnen diese Story so gefallen?

Weil es eine sehr erwachsene Liebesgeschichte ist. Es geht um zwei grundverschiedene Menschen, aber für beide ist ihr Beruf auch ihre Berufung. Sie teilen diese Leidenschaft miteinander, obwohl sie nur wenige Tage Zeit haben, um einander kennenzulernen. Ihre kurze Zeit ist sehr intensiv, aber erst im Nachhinein wird ihnen klar, wie viel sie einander bedeuten und wie tief ihre Beziehung ging – auch intellektuell. Mir gefiel, wie sie sich über die großen philosophischen und auch wissenschaftlichen Fragen des Lebens unterhalten.

Kennen Sie das aus persönlicher Erfahrung, dass die Liebe größer werden kann, wenn man sich mit einem anderen Menschen intellektuell austauschen kann?

Ich glaube, dass die Grundvoraussetzung für jede tiefe Verbindung ist, dass man sich mit dem anderen Menschen austauschen kann, dass man seine Gedanken begreifen möchte und wirklich miteinander kommuniziert. Man will den anderen verstehen. Zwischen zwei gegensätzlichen Polen muss eine gewisse Spannung entstehen, damit ein Austausch stattfindet. So ist das auch mit Menschen: Sie müssen Ideen, Gedanken und Träume miteinander austauschen, nur auf diesem Weg können sie den anderen wirklich kennenlernen. Und man lernt sich dadurch auch selbst besser kennen.

Was bedeutet die Liebe für Sie? Ist Liebe etwas Schicksalhaftes, ist sie Arbeit, ist sie eine Naturgewalt?

Was Liebe für einen bedeutet, hat damit zu tun, wie man selbst die Welt sieht. Liebe ist Leben. Ich habe als Kind viel über Religion nachgedacht, aber ich konnte mich damit nicht so wirklich identifizieren. Später habe ich gemerkt, dass sich vieles um den Glauben dreht und Glaube führt zu dem Wunsch, Dinge besser verstehen zu wollen. Es gibt Dinge, die man erklären kann, und andere, die immer ein Rätsel bleiben werden. Ich habe meinen Frieden damit geschlossen, nicht alles verstehen zu können. Liebe ist auch eines der großen Geheimnisse dieses Lebens, ein Mysterium.

Wer ist für Sie ein Vorbild für eine erfüllte, reife, wundervolle Liebesbeziehung?

Ich selbst komme ja aus einer zerbrochenen Ehe: Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich erst drei oder vier Monate alt war. Aus den neuen Beziehungen meiner Eltern habe ich Halbgeschwister, die ich über alles liebe. Sie alle sind meine Familie und wir sind uns unendlich nah. Sie sehe ich auch bald wieder, sie kommen in den nächsten Wochen auch alle zu uns ins Haus und machen Urlaub. Mein Vater ist seit 18 Jahren verheiratet, er hat die große Liebe in seiner vierten Frau gefunden. Meine Eltern sind trotz der Scheidung noch immer sehr eng miteinander befreundet, ihre Verbindung ist so unglaublich stark!

Ihre Eltern sind also trotz – oder gerade wegen – der Scheidung ein ideales Paar?

Es ist wunderbar, so etwas miterleben zu dürfen: Sie sagen selbst, dass sie nicht mehr ineinander verliebt sind – schon lange Zeit nicht mehr. Aber dass sie so viel Wichtiges verbindet. „Es hat seinen Grund, dass es zwischen uns geklickt hat: Wir haben Dich. Und wir haben unsere Freundschaft.“ Das bewundere ich, dieses Vertrauen, dieses Füreinander-da-Sein, diese tiefe Bindung zwischen ihnen. Für mich ist das auch tiefe, innige, vorbildliche Liebe.

Sind Sie eine Romantikerin?

Ja! Ich glaube, dass Menschen immer auf der Suche nach Liebe sind. Zumindest sehe ich die Welt so. Ich bin auch Romantikerin, weil ich eine positive Einstellung zum Leben und zu mir selbst habe. Und weil ich davon überzeugt bin, dass Beziehungen uns zu besseren Menschen machen. Ich glaube einfach an Beziehungen! Es ist ein wunderbares Gefühl, sich einem anderen Menschen verbunden zu fühlen.

Wie stellen Sie sicher, dass Sie vor lauter Liebe zum Job auch noch Ihrem Privatleben genug Raum geben?

(lacht) Zu Beginn meiner Karriere habe ich nur hart gearbeitet. Aber über die Jahre habe ich gemerkt, dass es mir gut tut, auch mal einen Gang runterzuschalten. Und zu schauen, wo ich mich im Leben gerade befinde und was ich alles habe. Das mache ich in den nächsten zwei Wochen.

Wie sieht Ihre Auszeit dann aus?

Ganz wichtig ist für mich, dass ich viel, viel Schlaf bekomme. Das habe ich mittlerweile rausgefunden, dass ich ein Mensch bin, der sich beim Schlafen am besten erholt. Dann mache ich täglich mein Yoga und meditiere. Mir ist bewusst, dass ich ein so wundervolles Leben führe, und ich möchte sicher sein, dass es keinen einzigen Moment gibt, in dem ich dieses Glück nicht in vollen Zügen genieße!

Steckbrief

Alicia Vikander wurde am 3.Oktober 1988 in Göteborg geboren.

2016 bekam sie für ihre Rolle in dem Film „The Danish Girl“ den Oscar als beste Nebendarstellerin.

Liiert ist sie seit 2014 mit dem deutsch-irischen Schauspieler Michael Fassbender.

Demnächst ist Vikander in Wim Wenders' Film „Grenzenlos“ zu sehen, der am 24.8. in die Kinos kommt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.08.2018)

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