„Chaiyo heißt hurra, olé!“: Hippes Thailand in der Krieau

Philipp Mayer, Franz Riefenthaler, Piano Plupthong und Jan Petersen (von links).
Philipp Mayer, Franz Riefenthaler, Piano Plupthong und Jan Petersen (von links).(c) Mirjam Reither
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Mamamon-Gründerin Piano war Popstar, bevor sie nach Wien zog. Jetzt bringen sie und ihr Mann beim Thaifestival ein anderes Landesbild in die Stadt.

Das Gefühl kennt jeder. Wer einmal als Österreicher im Ausland war, freut sich zwar, wenn Schnitzel, Apfelstrudel, Walzer und Sisi gut ankommen, aber meistens kommt noch der Nachsatz: „Aber Wien kann noch mehr.“

Ähnlich ging es Supannada Plupthong, kurz „Piano“, als sie vor einiger Zeit Vertreter der Tourism Authority of Thailand kennenlernte, die die offiziellen Thaifestivals im Ausland veranstalten. Köstliches Pad Thai, Elefanten, traditionelle Tänze: Und sie dachte sich: „Das ist alles wirklich gut, aber es könnte anders sein, breiter, amüsanter.“ Piano sitzt im Gastgarten ihres Restaurants Mamamon in der Albertgasse, die Lippen rot, die braunen und rosa gefärbten Haare fallen ihr über die Schulter, während sie mit ihrer tiefen Stimme von der Ursprungsidee des Amazing Thailand Festivals erzählt. Es soll am 1. und 2. September in der Creau, der Zwischennutzungsfläche in der Krieau, stattfinden und ein kreatives, alternatives Thailand zeigen. Das hat auch mit ihrer Geschichte zu tun. Bevor die 35-Jährige nach Wien kam, war sie ein thailändischer Popstar, ständig auf Tour, im Radio, im Fernsehen. Wie die Jackson Five seien sie gewesen, sagt Ehemann Jan Petersen (49), ein Schwede, mit dem sie das Mamamon nun führt.

Die Jackson Five in Thailand

Sie und ihre Schwestern Bass und Zoi (eigentlich Sor) – benannt nach Musikinstrumenten – traten schon als Vorschulkinder als The Sis auf. Sie lacht, wenn sie heute von früher erzählt. „Wir haben uns in Stonehenge eingeschlichen, um ein Video zu drehen, weil wir keine Genehmigung hatten.“ Auf YouTube sind die Lieder zu finden, Popsongs, die in Thailand Nummer-eins-Hits waren. Drei Jahre lang hatte sie eine Radioshow. Bis sie mit Mitte 20, der Liebe wegen, alles hinter sich ließ, ihrem Mann nach Wien folgte – und die Karriere hintanstellte. Als asiatische Sängerin in Wien zu reüssieren ist schwierig. Auch deshalb gibt es das Mamamon. Für viele übrigens eines der besten Thai-Lokale in Wien, weil es Thai-Essen neu interpretiert. „Jans Geschmacksrichtungen und meine Fischsauce“, sagt Piano und grinst.

Ihr Schwestern sind bis heute als Musikerinnen (in Las Vegas und Bangkok) tätig. Die Kontakte in die thailändische Kreativszene sind es auch, die das Festival besonders machen. So kommt etwa Manatsanun Phanlerdwongsakul nach Wien. Sie hat in Thailand gerade einen TV-Serienhit als Schauspielerin gelandet, ist aber auch Regisseurin. Ihren Film „The Journey“, eine preisgekrönte Doku über den 2016 verstorbenen König Bhumibol, wird sie in der Creau zeigen. Die thailändische Starköchich Purida „Chef Pu“ Theeraphong, die erste Frau, die die „Iron Chef“-Kochshow gewonnen hat, wird wiederum Thai-Essen mit österreichischen Zutaten zubereiten. Eine Weltpremiere ist auch der Besuch der international viel gelobten Paradise Bangkok Molam International Band, die eine Mischung aus Pop, Funk und Blues mit thailändischen Instrumenten nach Wien bringen. Ein großer Teil der Musik beim Festival hat seinen Ursprung in den 1960er-Jahren, bei Soul and Funk zur Zeit des Vietnam-Kriegs.

Möglich hat das Ganze auch erst die gute Zusammenarbeit mit Franz Riefenthaler und Philipp Mayer vom Catering Francophil gemacht – die unter anderem hinter den Impulstanzpartys im Vestibül stehen. „Wir wussten, in was für eine Richtung wir wollten, aber wir brauchten einen Partner“, sagt Jan Petersen. Beide, das wussten sie, sind große Thailand-Fans. Und als Riefenthaler auch noch das Wort „Chaiyo“ einbrachte, was „Hurra, let's Go, olé“ heißt, war die Sache klar. „Es ist das letzte Wort der thailändischen Hymne. Das Wort fasst das ganze Festivalkonzept zusammen“, erzählt Piano. Befreundet sind die vier schon lang. Seit Mayer, der neben dem Francophil auch Schlagzeuger ist, Piano kurz nach ihrer Ankunft 2010 im WUK singen hörte. „Er hat mich gefragt, ob ich mit ihm auftreten will“, erinnert sie sich. „Es ist nicht leicht, hier als Sängerin Fuß zu fassen. Und er hat mir geholfen, einen Kontakt zur Szene herzustellen.“

Fischcurry, Oper, Puppenmasken

Sieben oder acht Mal war Mayer schon in Thailand. In Pad Thai, sagt er, könnte er „schwimmen“. Auch Riefenthaler liebt das Land, auch wenn er sich dort beim Klippenspringen die Wirbelsäule gebrochen hat. „Seither bin ich 1,80 cm groß und nicht mehr 1,83 cm.“

Und wie sieht das andere Thailand aus? Bunt. Es gibt Marktstände (Oktopus in Karamell!) und Wiener Thai-Lokale werden Pad Thai, Khao Soi, aber auch Unbekanntes (Fish-Gut-Curry) kochen. Zu den Highlights gehört ein Auftritt von Li-Kae, dem thailändischen Pendant zur Oper. Wer will, kann Indigofärben lernen und das Herstellen von Totenpuppenmasken. Es gibt Thaimassage, Thaiboxen, aus Sand wird eine riesige Pagode gebaut. Auch Piano wird ihren Auftritt haben – auf der Bühne. Am Sonntag wird sie mit ihren Schwestern, die extra einfliegen, und Mayers Band ein Konzert spielen. The Amazing Chaiyo Band haben sie sich genannt. Olé, hurra, chaiyo.

Auf einen Blick

Amazing Thailand Festival. Das Festival findet am Samstag und Sonntag, 1. und 2. September, in der Creau statt und wird offiziell von der Tourism Authority of Thailand gesponsert. Das Festival soll ein alternatives, breites Bild von Thailand zeigen – abseits der bekannten Stereotype des Landes. Es wird Essen geben, Filme und Kunsthandwerk werden gezeigt, erstmals wird etwa die Paradise Bangkok Molam International Band in Wien spielen. Thai Airways verlost einen Flug. Der Eintritt ist frei. www.facebook.com/amazingthailandvienna/

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2018)

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