Almleben abseits der „Heidi“-Klischees

Jeden Herbst kommt der sowieso schon schlaksige Norbert Brandtner abgemagert und ausgezehrt ins Tal zurück.
Jeden Herbst kommt der sowieso schon schlaksige Norbert Brandtner abgemagert und ausgezehrt ins Tal zurück.(c) Wolfgang Machreich
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Der Salzburger Norbert Brandtner hütet seit zehn Jahren jeden Sommer mit Hündin Lina riesige Schafherden auf 2500 Metern plus im Schweizer Kanton Graubünden.

Wenn Norbert Brandtners Bergschuhe gewusst hätten, wo sie mit ihm hingeraten, wären sie lieber Flip-Flops geworden. Die Sohle abgegangen, die Form eingegangen, das Leder ausgegangen, stehen sie vor dem Holzofen und trocknen dem Frühdienst entgegen. Feierabend für Schuhe und Schafhirt. In ein paar Stunden wird der „Blutmond“ aufgehen, totale Mondfinsternis ist angekündigt, seltene Abwechslung in der Einschicht. Sonst weit weg von der Welt, ist der Hirt mit seiner wie ein Adlerhorst am Berg klebenden Hütte am Weltallspektakel näher dran.

Abendessen, Brandtners Hauptmahlzeit, untertags werden nur die Schafe gemästet. Spaghetti gibt's, er isst sie mit Pesto, garniert sie mit Gurkenscheiben. Das Müsli zum Frühstück wird er mit Ribiseln verfeinern. „Damit mir bis in den Herbst nicht die Zähne ausfallen.“ In der Almöde musste Brandtner lernen, auf sich zu schauen – hier gibt es niemanden, der ihn auffängt, wenn er sich gehen ließe. Trotzdem kommt der sowieso schon schlaksige Bergler jeden Herbst abgemagert und ausgezehrt ins Tal zurück. Körperlich. Geistig gleicht er nach dem Almsommer seinen Schafen, steigt mit fetten Seelenpolstern und dickem Gemütsfell hinunter ins Tal.

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