Bill Cosby muss mindestens drei Jahre in Haft - ab sofort

Polizeifoto von Bill Cosby
Polizeifoto von Bill Cosby (c) Reuters
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Die Anwälte des Schauspielers haben Berufung angekündigt. Doch Cosby muss sofort ins Gefängnis. Er wird als "gewaltbereiter Sexualverbrecher" eingetragen.

US-Entertainer Bill Cosby ist wegen schwerer sexueller Nötigung in drei Fällen zu mindestens drei Jahren Haft verurteilt worden. Richter Steven O'Neill verkündete am Dienstag in Pennsylvania das Strafmaß für den 81-Jährigen. Dagegen wollen Cosbys Anwälte Berufung einlegen. Cosby muss seine Haftstrafe aber sofort antreten.

Cosby wurde in drei Fällen zu mindestens drei und höchstens zehn Jahren Haft verurteilt. Es ist die erste Verurteilung eines Prominenten, seit die #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Übergriffe vor fast genau einem Jahr ins Rollen kam. Cosby zeigte nach der Urteilsverkündung keine Regung. Die Gelegenheit, sich abschließend zu äußern, nahm er nicht wahr. Familienmitglieder Cosbys waren wie schon am Vortag nicht mit im Saal. Cosby muss zudem eine Geldstrafe von 25.000 Dollar (21.200 Euro) zahlen.

"Niemand steht über dem Gesetz und niemand sollte wegen seines Wohnorts, wegen seiner Identität oder wegen Wohlstand, Ruhm, Berühmtheit oder sogar Wohltätigkeit anders behandelt werden", sagte O'Neill in seinem Urteilsspruch. "Je höher der Aufstieg, desto tiefer der Fall." Die Auswirkungen auf Cosbys Leben seien ihm bewusst "und es tut mir leid", sagte der Richter.

Schwere sexuelle Nötigung

Cosby war wegen schwerer sexueller Nötigung in drei Fällen schuldig gesprochen worden. Dafür drohten ihm bis zu 30 Jahre Haft. Die Prozessparteien einigten sich aber, diese Fälle zusammenzuführen. Die Höchststrafe lag damit bei bis zu zehn Jahren Haft im Gefängnis des Staates Pennsylvania. Die Mindesthaftdauer bedeutet: Cosby muss in ein State Prison, wo oft längere Strafen für schwerere Verbrechen abgesessen werden. In einer Sammelstelle wird entschieden, in welche der 24 Haftanstalten des Bundesstaats Cosby kommt. Hausarrest oder Zeit in einer Rehabilitierungs-Einrichtung sind nicht möglich. Auch die Hinterlegung einer Kaution ist bis zu einem möglichen Berufungstermin nicht möglich.

"Wer jemanden unter Drogen setzt und sexuell missbraucht, muss einen hohen Preis zahlen, und dieser Preis ist die eigene Freiheit", sagte Staatsanwalt Kevin Steele. Den einst sehr beliebten "TV-Papa" Amerikas in Handschellen zu sehen sei "kein Grund zum Feiern", sagte Staatsanwalt Kevin Steele. "Wir nehmen es sehr ernst, wenn jemandem die Freiheit genommen wird. Aber ich werde mich nicht für meinen Job entschuldigen."

Verteidiger Joseph Green hatte dagegen von "übermäßiger Härte" gesprochen und auf Cosbys Alter sowie seine Blindheit hingewiesen. "Was macht ein 81 Jahre alter Mann im Gefängnis?", fragte Green.

"Hat sich hinter TV-Figur versteckt"

60 Frauen hatten Cosby sexuelle Übergriffe unterschiedlicher Art vorgeworfen. "Die Vergewaltigung ist in meine Seele eingraviert", teilte das Model Janice Dickinson nach dem Urteil mit, deren Fall zu keiner strafrechtlichen Verfolgung geführt hatte. Dickinson hatte im Prozess als Zeugin ausgesagt. Der Tag der Abrechnung sei für Cosby endlich gekommen, sagte Anwältin Gloria Allred, die mehrere der Frauen vertritt.

"Über Jahrzehnte konnte der Angeklagte sein wahres Ich und seine wahren Verbrechen verbergen", sagte Staatsanwalt Kevin Steele. Cosby habe sich hinter der TV-Figur des Dr. Cliff Huxtable versteckt, die er für die einst sehr beliebte "Bill Cosby Show" geschaffen hatte. Steele bezeichnete die Strafe als "fair und bedeutend".

Im Register für Sexualstraftäter

Die zuständige Behörde im Bezirk Montgomery County veröffentlichte kurz nach der Inhaftierung ein Polizeifoto, das Cosby im weißen Hemd mit Hosenträgern zeigt. Er wirkt auf dem Foto niedergeschlagen und schaut nicht in die Kamera.

Im öffentlichen Register für Sexualstraftäter, das alle 50 Staaten der USA führen, wird Cosby als "gewaltbereiter Sexualverbrecher" eingetragen. Auch nach seiner Haftstrafe oder einer Entlassung auf Bewährung muss er sich damit regelmäßig bei der Polizei melden und an Therapie-Sitzungen teilnehmen. Kindergärten, Schulen und Bewohner in Cosbys Nachbarschaft werden zudem mit Foto und Hinweisen über seine Straftaten vor ihm gewarnt. Diese Hinweise sind öffentlich im Internet einsehbar.

(APA/dpa)

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