Justin P. Lange: Grusel aus heimischem Anbau

Justin P. Lange
Justin P. LangeReuters
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US-Regisseur Justin P. Lange über sein Horrordrama "The Dark" und dessen Ursprung in einer österreichisch-amerikanischen Freundschaft.

Ein düsteres Schauermärchen über zwei versehrte junge Menschen, ersonnen von einem aufstrebenden US-Regisseur, produziert von einer österreichischen Firma, gedreht in kanadischen Wäldern: Auf heimischen Leinwänden stellt „The Dark“ eine Ausnahmeerscheinung dar. Unweigerlich fragt man sich, wie dieser Film in die Welt kam: Zufall? Schicksal? Ein Experiment?

Alles habe mit einer Uni-Freundschaft begonnen, wie Filmemacher Justin P. Lange der„Presse“ erklärt. Während seines Regiestudiums in New York lernte er den Wiener Florian Krügel kennen. „Ich wollte von mir eine Zigarette schnorren, wir kamen ins Gespräch und haben uns gleich gut verstanden. Nach zwei Wochen dachten alle, wir wären zusammen.“ Krügel studierte Produktion, die beiden setzten viele Hochschulprojekte gemeinsam um. „Flo ist ein guter Zuhörer, während ich oft vor Ideen sprühe. Das ergänzt sich gut. Außerdem schätze ich seine Ehrlichkeit: In den USA scheuen sich viele davor, direkte Kritik zu äußern.“

Irgendwann ging Krügel zurück nach Wien, doch der Kontakt blieb aufrecht – und führte dazu, dass Lange einen Uni-Kurzfilm in Österreich drehte. „Ich lebte drei Monate lang auf Flos Couch“, erinnert er sich lachend. Als offizielle Koproduktion zwischen der Columbia-Universität und der Wiener Filmakademie stellte „Vater Paul“ einen Präzedenzfall dar: Laut Lange hat die US-Institution ihre internationalen Beziehungen seither stark ausgebaut.

Auch für seinen Urheber war der Film eine wegweisende Erfahrung: „Mir wurde klar, dass ich noch sehr viel lernen muss.“ Ein Uni-Professor riet Lange, seine künstlerische Komfortzone zu verlassen – was ihn aufs Horrorgenre brachte: „Ich hatte schon immer furchtbare Angst vor Gruselfilmen.“ Eine Regieübung über einen Kuss mit blutigen Folgen stieß bei Kommilitonen auf Anklang. Das gab Mut, auf der Schauerspur zu bleiben. Auch Krügel zeigte sich begeistert; der Keim für „The Dark“ war gelegt.

Als Inspirationsquelle diente das schwedische Fantasydrama „So finster die Nacht“, das von der Beziehung zwischen einem Vampirmädchen und einem kleinen Jungen handelt. „Ich stellte mir vor, wie diese Geschichte wohl aus der Perspektive des Vampirs wirken würde.“ Zusammen mit Krügel realisierte er einen Kurzfilm, der die Idee in einen neuen Monsterkontext versetzte. Das Ergebnis gefiel – und wurde zum Spielfilm ausgeweitet. Ursprünglich sollte „The Dark“ auf Deutsch in Österreich gedreht werden, Krügl war mittlerweile als Produzent bei Dor Film tätig. Auf halber Strecke scheiterte dieses Vorhaben an diversen Komplikationen, darunter an der Suche nach passenden Schauplätzen. Ein Regiekollege riet, sich in Kanada umzusehen: „Wer Wälder will, geht nach Ontario.“ Dort fanden sich auch neue Fördermittel.

Markovics in Kanada

Auf seine „österreichische Filmfamilie“ wollte Lange aber nicht verzichten. Viele heimische Filmarbeiter blieben in Schlüsselpositionen. Als Zuschauer fällt der Österreich-Anteil freilich vor allem bei der Besetzung auf. Karl Markovics hat eine kleine, aber nicht unwichtige Rolle, Margarete Tiesel einen Gastauftritt. Lange kannte Markovics aus Filmen wie „Die Fälscher“ und war überrascht, als ihn jemand beim Casting ins Spiel brachte. „Ich fragte mich: Würde jemand wie er bei uns mitmachen? Als die Zusage kam, freute mich das umso mehr.“

In Kanada drehte Markovics vor herbstlichen Kulissen, die viel zur unheimlichen Stimmung beitragen. „Ich würde mich gern damit brüsten, aber es war reiner Zufall“, so Lange. Ursprünglich sollte der Film im Winter spielen, „doch als wir drehbereit waren, gab es keinen Schnee mehr“. Inzwischen plant Lange schon neue Projekte. Eines davon, einen Psychothriller im Geiste von Polanskis „Repulsion“, will er wieder mit Krügel umsetzen.

AUF EINEN BLICK

Justin P. Lange ist Drehbuchautor und Regisseur mit Abschluss an der Columbia University in New York, an der er den Österreicher Florian Krügel kennenlernte. „The Dark“ ist sein Spielfilmdebüt, Premiere war beim Tribeca Film Festival. Nadia Alexander und Toby Nichols spielen darin ein untotes Mädchen und einen blinden Burschen, als Kameramann fungierte der Österreicher Klemens Hufnagl. Der Film läuft ab Freitag im Kino.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2018)

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