Schaf Messi Mäh findet einen Weg

(c) Michele Pauty
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Wie Elke Losert mit ihrem Sohn ein Kinderbuch schuf, das bisher zwar kein Verlag haben wollte – die Buchhandlungen aber schon.

Es war der Neujahrstag 2018. Elke Losert war schon früh aufgestanden, hörte bei einer Tasse Kaffee wie jedes Jahr U2 mit „New Years Day“. Und beschloss, 2018 würde das Jahr, um der inneren Stimme, die immer schon zeichnen wollte, nachzugeben – und um jene Geschichte auf den Weg zu bringen, die sie gemeinsam mit ihrem Sohn erfunden und gezeichnet hatte.

Rückblick, zweieinhalb Jahre zuvor: Es war war ein heißer Sommertag. Draußen hatte es 40 Grad, drinnen lag Elke Loserts damals zweijähriger Sohn mit Fieber im Bett. An den Malnachmittag in einem alten Atelier, zu dem er angemeldet war, war nicht zu denken. Der Kleine, erinnert sie sich, habe bitterlich geweint. Worauf sie beschloss, das Atelier ins Wohnzimmer zu holen. Später entstand daraus die Geschichte vom kranken kleinen Hasen, der nicht mit in den Tiergarten kann. Er kuschelt sich mit seinem Stoffschaf unter die Decke.

Das Schaf hat dabei ein reales Vorbild. Bis heute, mit viereinhalb, tut Loserts Sohn keinen Schritt ohne Messi Mäh. Im Buch begeben sich die beiden auf eine Reise, auf der sie unter anderem eine Giraffe mit Halsweh und ein vom Außenseitertum geplagtes Stachelschwein kennen lernen und am Ende ganz versöhnt sind. „Auch wenn es einmal nicht so rennt, wie man es sich wünscht“, so die Botschaft Loserts, „gibt es immer einen zweiten Weg.“

Anfang mit Glückwunschkarten

Genau das gilt wohl auch für sie selbst. „Ich wollte beruflich immer etwas im kreativen Bereich machen“, sagt die 40-Jährige: „Maskenbildnerin, Malerin, Restauratorin.“ Allein, die Eltern rieten zur Vorsicht und zuerst zur Matura, dann stünden alle Wege offen. „Dem war aber nicht so“, sagt Losert, der für die Kunstuni dann die nötigen Arbeiten fehlten. Letztlich studierte sie Landschaftsplanung und Gartengestaltung, arbeitete später in der Wiener Gebietsbetreuung Stadterneuerung.

Daneben, erzählt sie, habe sie aber immer gemalt. Öl, Acryl, auch Linolschnitt. „Es war wie ein Ventil, eine Meditation, für mich ganz essenziell.“ 2011 nahm sie sich eine Auszeit, in der ihr allerdings schnell die Decke auf den Kopf fiel. In dieser Zeit begann sie, Glückwunschkarten mit dem Motiv eines kleinen Hasen zu malen – ähnlich wie jene kleinen gezeichneten Botschaften, die sie ihrem Freund gelegentlich zusteckte. Der Wiener Papierfachhändler Mastnak zeigte sich angetan – und gab u. a. eine eigene Muttertagsserie in Auftrag.

(c)

Als sie selbst ihren Sohn bekam und in Karenz ging, begann sie, den Illustratorenstammtisch „Federhasen“ zu besuchen. Einmal im Monat treffen sich dabei im Café Florianihof angehende und erfahrene Kinderbuchmacher zum Austausch. Illustratorin Susanne Riha wurde ihre Mentorin und vermittelte sie an eine Autorin just gleichen Namens – für Biggy Losert zeichnete sie die Bilder zu den Geschichten eines Eichhörnchens.

„Träum dich gesund, kleiner Hase“ schließlich war eigentlich „ein sehr persönliches Geschenk“ an ihren Sohn. Dann begannen ihre Freunde, das Buch mit den liebevoll mit Bleistift, Buntstift und Aquarell gezeichneten Tieren untereinander weiterzureichen. „Da habe ich mir zum ersten Mal gedacht, vielleicht ist doch was dran.“ Bei Verlagen blitze sie jedoch bisher ab. Über einen befreundeten Grafiker, der ihr mit dem Endlayout geholfen hatte, landete das Buch dafür bei der Leiterin der Kinderbuchabteilung von Morawa – und in weiterer Folge vor Kurzem in einer eigens gestalteten Auslage in der Wollzeile. „Total überwältigend“ beschreibt Losert das Gefühl.

Inzwischen ist das Buch auch in einigen anderen Wiener Buchhandlungen erhältlich, und auch bei ihr treffen regelmäßig Buchbestellungen ein. Besonders berühren sie die Rückmeldungen von Eltern, die die Reaktionen ihrer Kinder auf das Buch beschreiben. „Da habe ich gewusst“, sagt Losert, „das ist absolut das, was ich weitermachen möchte: Mit Bildern und Figuren die Herzen der Leser verzaubern.“ Vorsätze für den nächsten Neujahrsmorgen mit U2 hat sie schon. Im Herbst 2019 soll mit einem befreundeten Autor das nächste Buch von Has' und Schaf erscheinen, diesmal eine gereimte Weihnachtsgeschichte. Und vielleicht, hofft sie, finde sich ja auch noch ein Verlag.

Auf einen Blick

„Träum dich gesund, kleiner Hase“ von Elke Losert ist im Eigenverlag erschienen und bei Morawa erhältlich, außerdem in der Buchhandlung Laaber in der Landstraßer Hauptstraße, in der Buchhandlung Lerchenfeld, bei den Seeseiten in Aspern, in der Grätzelbuchhandlung Lainz, der Severinus-Apotheke in Döbling und im Kleinen Salon für Illustration. 48 Seiten, 14,90 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2018)

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