Tiroler Bischof Glettler: „Habe Glauben nicht fertig in der Hand“

INTERVIEW BISCHOF GLETTLER
INTERVIEW BISCHOF GLETTLER(c) Thomas Böhm Photographie
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Der Hoffnungsträger des katholischen Österreich, Tirols Bischof Hermann Glettler, spricht dem Christentum subversive Kraft zu und übt Kritik am Verlust des Geheimnisses in Kirche und Welt im Streben nach Effektivität und Erlebnismaximierung.

Sie sind seit einem Jahr Bischof in Innsbruck. Was hat das Amt mit Ihnen gemacht?

Hermann Glettler:
Ich versuche, normal zu bleiben und Kontakt mit Menschen zu halten. Ich lasse es mir nicht nehmen, ohne Arbeitstermin auszugehen, wenn es die Zeit erlaubt, auch ins Kino.

Ist das möglich, ohne angesprochen zu werden?

Ich anonym – das funktioniert nicht mehr so richtig.

Ist das nicht schrecklich?

Das ist nichts Bedrängendes. Ich kann mich daran freuen, dass das Leben sehr bunt und pulsierend ist. Aber eine gewisse Einsamkeit gehört zum Amt eines Bischofs. Dass man Dinge mit sich tragen, erwägen und für sich behalten kann. Alleinseinkönnen, mit sich und mit Gott, ist ein positiver Wert. Ich nehme mir diese Zeit. Wer sich selbst nicht aushält, wird das nach außen tragen und damit die Nervosität unserer Zeit vergrößern. Einsamkeit hat jedoch auch ein bitteres Gesicht. Sie ist ein bedrängendes Phänomen unserer Zeit, das sich durch eine individualistische Lebensweise extrem entwickelt hat.

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