Lawinenunglück: Prinz Friso weiter in Lebensgefahr

Archivbild: Prinz Johan Friso, aufgenommen im vergangenen Februar in Lech am Arlberg.
Archivbild: Prinz Johan Friso, aufgenommen im vergangenen Februar in Lech am Arlberg.(c) REUTERS (MIRO KUZMANOVIC)
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Der niederländische Prinz wurde am Arlberg von einer Lawine erfasst. Er liegt in der Innsbrucker Uniklinik - Königin und die Gattin sind bei ihm.

Bangen um Prinz Johan Friso der Niederlande: Der am Freitag in Lech am Arlberg in Vorarlberg von einer Lawine verschüttete Andeligebefand sich am Samstag weiterhin in Lebensgefahr. Die Nacht hat er "ruhig überstanden", teilte die niederländische Regierung am Vormittag in einer Erklärung mit. Sein Zustand sei stabil, hieß es. Samstagmittag kamen die niederländische Königin Beatrix und Johan Frisos Ehefrau Mabel erneut in die Innsbrucker Klinik, um den Verletzten in der Intensivstation zu besuchen.Königin Beatrix und die Ehefrau des verunglückten Prinzen waren bereits Freitagabend zum ersten Mal nach Innsbruck gekommen. Am Samstag reisten sie neuerlich von Lech in die Tiroler Landeshauptstadt. Sie waren schwarz gekleidet und passierten die wartenden Journalisten, ohne ein Statement abzugeben. Die tiefe Betroffenheit war ihnen anzusehen. Etwa 30 Journalisten, Fotografen und sechs Kamerateams hatten auf die Mitglieder der königlichen Familie gewartet. Zuvor war der Eingangsbereich der Chirurgie abgesperrt worden. Der Konvoi bestand aus mehreren Fahrzeugen. Am Nachmittag fuhren die Verwandten des Unfallopfers wieder ab.

Weitere Mitglieder des Königshauses - Kronprinz Willem-Alexander und sein Bruder Constantijn mit ihren Familien - hielten sich am Samstagvormittag ebenfalls noch in Lech auf. Sie waren am Freitagabend auf dem kleinen Schweizer Flugplatz St. Gallen-Altenrhein angekommen und direkt zum Arlberg weitergefahren. Der Kronprinz dankte laut niederländischer Nachrichtenagentur ANP für die in der Öffentlichkeit erwiesene Anteilnahme an dem Geschehen und bat gleichzeitig um Wahrung der Privatsphäre der königlichen Familie.

Über die Verletzungen des Prinzen wurden de facto keine Angaben gemacht. Die niederländische Zeitung NRC berichtete am Samstag, er hätte jedenfalls keine Schädelbasisfraktur erlitten. Eine offizielle Bestätigung stand aus. Prinz Johan Friso war Freitagmittag beim Skifahren in Lech im Bereich Litzen in Richtung Zugertobel von einer Lawine verschüttet worden.  Er lag etwa 20 Minuten unter dem Schnee, bevor er gefunden und reanimiert werden konnte. Der Verunglückte kam unmittelbar darauf per Notarzthubschrauber in die Universitätsklinik nach Innsbruck, wo er in der Intensivstation von Spezialisten betreut wurde.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Nach dem Lawinenunglück ermittelt nun die Staatsanwaltschaft Feldkirch wegen "fahrlässiger Körperverletzung unter besonders gefährlichen Umständen". Es handle sich vorerst um eine routinemäßige Untersuchung, wie sie nach jedem Unfall vorgenommen werde, erklärte die Sicherheitsdirektion Vorarlberg am Samstag. Die Staatsanwaltschaft habe noch am Freitag an Ort und Stelle mit ihren Erhebungen begonnen. Derzeit würden Fakten erhoben, es gebe auch keinen Beschuldigten.

Johann Friso war Freitagmittag mit einem 42-jährigen Einheimischen im freien Skiraum in den Hang eingefahren, in dem sich schließlich die Lawine löste. Laut Michael Manhart, Geschäftsführer der Skilifte Lech, waren im Unglücksbereich am Vormittag noch Lawinensprengungen durchgeführt, es seien aber keine Schneebretter abgegangen. "Wir waren deshalb überrascht, dass sich eine Lawine löste", sagte Manhart.

Die Unfallstelle sei trotzdem gefährlich: "Der Hang ist 'heiß', es ist eine kurze, steile Böschung", sagte Manhart. Jemandem die Schuld für den Lawinenabgang zuzuweisen, "wäre völlig falsch", so Manhart. Die Entscheidung, im freien Skigelände in einen Hang einzufahren, liege bei jedem Einzelnen. "Der Prinz war so oft in Lech, der weiß genau, was er macht", meinte Manhart, der für einen großen Teil des gesicherten Lecher Skigebiets die Verantwortung trägt.

Zum Zeitpunkt des Unfalls herrschte in Lech akkerdubgs Lawinenwarnstufe 4 - "groß" - auf der fünfteiligen Skala. Dem Lagebericht der Vorarlberger Landeswarnzentrale zufolge konnten Lawinen damit bereits durch geringe Zusatzbelastungen, etwa schon durch einzelne Wintersportler, ausgelöst werden.

Überleben unter Lawinen

Lawinenopfer, die binnen 15 Minuten geborgen werden, haben eine Überlebenschance von 90 Prozent. Doch dann geht die Kurve steil bergab: Nach einer halben Stunde sind es nur noch ungefähr 30 Prozent. Diese Quote bleibt bis zu eineinhalb Stunden relativ konstant, da eine Luftblase im Schnee das Atmen ermöglicht. Von den Verschütteten, die nach mehr als eineinhalb Stunden geborgen werden, leben nur noch drei Prozent.

Nicht mehr in der Thronfolge

Johan Friso ist der Mittlere der drei Söhne der seit 1980 regierenden Königin Beatrix. Er ist jedoch seit seiner umstrittenen Heirat mit der bürgerlichen Mabel Wisse Smit 2004 nicht mehr in der Thronfolge der Niederlande. Die niederländische Königsfamilie verbringt ihren Skiurlaub seit Jahrzehnten regelmäßig im Vorarlberger Nobelskiort.

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(c) AP Photo/Kerstin Joensson

Archivbild aus dem Vorjahr: Friso mit seiner Frau Mabel Wisse Smit und den Töchtern Luana und Zaria bei einem Fototermin in Lech im vergangenen Februar.

(APA)

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