Künstler und Orden: Die Juwelen des Wiener Opernballs

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Kuenstler Orden Juwelen WienerAPA
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Opernball. Ein Ball der Künstler – oder der Society? Stargast Angela Gheorghiu sieht das Verhältnis zwischen Kunst und Glamour entspannt.

Es ist nicht so, dass sie zuvor nicht eingeladen worden wäre. Aber es habe, sagt Angela Gheorghiu, eben nie geklappt. Gestern Abend hat es das, da war die rumänische Diva der Star der Opernballeröffnung. Ein Star, wie er für den Opernball nicht besser passen könnte. International gefeiert, mit ihrem Mann Roberto Alagna zum Traumpaar gehypt – und immer wieder für Skandale gut.

Eine genaue Vorstellung, was auf sie zukam, hatte sie bis zuletzt nicht. „Der einzige Ball, auf dem ich war, war ein Maskenball in Monte Carlo.“ Und getanzt habe sie bisher nur auf Galas in Covent Garden oder an der Met. Aber die Atmosphäre rund um den Opernball, ja, die passe zu ihr. „Ich mag Schönheit, Stil. Und ich habe nie so getan, als würden mich Kleider nicht interessieren. Ich bin schließlich eine Frau – und keine Heuchlerin.“

Auch in Sachen Selbstdarstellung muss man sich um die Starsopranistin keine Sorgen machen. In außergewöhnlichem Rahmen habe sie schon oft gesungen, das könne man, versichert sie, auch auf YouTube sehen. „Ich habe für alle Präsidenten gesungen, für Obama, alle wichtigen Schauspieler, Könige und Königinnen.“ Auf der anderen Seite sei sie auch einfach eine „normale Opernsängerin“, für die nicht zählt, wer vor ihr sitzt.

Der Opernball fiel eher in erste Kategorie von Auftritt. Über „so viele Stargäste wie noch nie“ hatten sich die Medien im Vorfeld gefreut. „James Bond“ Roger Moore, Hollywoodschauspielerin Rosario Dawson (bekannt aus „Sin City“ oder als Colin Farrells schöne Ehefrau in „Alexander“), Exfußballer Lothar Matthäus, Extennisspieler Boris Becker. Dazu zahlreiche Gäste, die die Idee des Opernballs untermauern sollen, dass es sich eigentlich um einen Künstlerball handelt (oder handeln sollte): Jedermann-Darsteller Nicholas Ofczarek, die Schwestern Christiane und Maresa Hörbiger, die deutsche Schauspielerin Sunnyi Melles, der deutsche Maler und Grafiker Markus Lüpertz, Kardinalsbruder, Schauspieler und Dancing Star Michael Schönborn, Opernsänger wie der amerikanische Countertenor Bejun Mehta oder auch der designierte Intendant der Salzburger Festspiele, Alexander Pereira. Direktor Meyer betätigt sich da gern auch als Vermittler: „Jeder hat gern einen Künstler bei sich in der Loge.“

Präsidenten, zumindest der heimische, sind für den Opernball ohnehin verpflichtet. Heinz Fischer war heuer sogar in Begleitung von weltpolitischer Bedeutung angesagt: UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon, einst als Botschafter in Wien stationiert, war bei einer Ministerkonferenz über die Bekämpfung des Drogenschmuggels aus Afghanistan in Wien und wollte die Gelegenheit für weitere Treffen nutzen. Die Kategorie „Kings and Queens“ vertrat immerhin die thailändische Prinzessin Bajrakitiyabha, die samt Entourage Gefallen an Wiens Bällen gefunden zu haben scheint.

Anders als sie wurden viele der Gäste freilich verpflichtet, denn am Opernball schmückt man sich nicht nur mit Roben, Orden und Juwelen im Jenseits-der-hunderttausend-Euro-Bereich, sondern auch mit einem Gast. Längst haben auch Firmen abseits der Baubranche diese Form der Eigen-PR entdeckt. Die Investmentfirma Salus Alpha sicherte sich derart mit Dawson und dem deutschen Stargeiger David Garrett Aufmerksamkeit, Dessoushersteller Triumph mit Model Helena Christensen. Die stellte schon zu Mittag bei Austern und Champagner im kleinen Kreis die neue Luxus-Wäschelinie vor – nachdem ihre Frisur für den Weg vom Sacher in die Kärntner Straße für eine halbe Stunde Verspätung gesorgt hatte. Tanzen wollte die begeisterte Fotografin nicht – lieber beobachten.

Anders Gheorghiu. Die hatte sich für die Eröffnung zwei publikumswirksame Lieder ausgesucht. Denn was sie singe, hatte sie fast ein wenig empört erklärt, „entscheide immer ich“. Zuerst also „Habanera“ aus Bizets „Carmen“. „Das stammt zwar aus einer Oper, war aber in Wirklichkeit ein populäres Lied, das Bizet einfach verwendet hat.“ Und hat für sie zudem Bedeutung, als sie kürzlich für eine Callas-Hommage das Lied als Duett mit der verstorbenen Sängerin aufgenommen hat. Sie fühle sich ihr ähnlich, „weil auch mein Leben vor allen ausgebreitet liegt“. Das erste Mal, als eine Geschichte über sie und Alagna erschienen sei, war sie „schockiert. Aber meine Journalistenfreunde haben mir gratuliert. Es gibt eben Persönlichkeiten, über die die Menschen mehr wissen wollen, geradezu müssen.“

Dann hatte sich Gheorghiu noch, „to have more fun“, ein Stück aus „My Fair Lady“ ausgesucht: „I Could Have Danced All Night“. Das war auch ihr Plan – „wenn ich es schaffe“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2011)

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