Entschuldigung von VdB

Oder: Warum onkelhafte Politiker Greta Thunbergs Botschaft weitertragen helfen.

Um die Kluft zwischen den Schülerinnen und Schülern, die am Freitag auf der ganzen Welt gegen den Klimawandel auf die Straße gegangen sind, und den Erwachsenen, die sie ja für die Zerstörung des Planeten Erde verantwortlich halten, deutlich zu machen, bietet sich Bildungsminister Heinz Faßmann bzw. seine Reaktion auf die Demonstrationen am Freitag geradezu exemplarisch an.

Während die Kinder und Jugendlichen aus Angst um den Planeten und ihre Zukunft darauf laut Alarm schreien, um die politisch Verantwortlichen endlich zum Umdenken und vor allem Handeln zu bewegen, macht sich der Bildungsminister um etwas ganz anderes Sorgen: um ein paar versäumte Schulstunden nämlich. „Macht doch die Demos nach Schulschluss um 13 oder 14 Uhr“, meinte der Politiker onkelhaft. Und offenbart ein für einen schulzuständigen Minister (ausgerechnet) atemberaubendes Unverständnis für die Lebenswelt und Anliegen der Mädchen und Buben. Und gibt der Argumentation der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg ungewollt dramatisch recht. Sie wirft ja den Politikern gerade vor, von Sorge um das Klima nur zu sprechen, aber ganz und gar nicht danach zu handeln. Wie Faßmann eben mit seiner absurden Fehlstundenpriorität.

Sollte es am Montag im Streit um fehlende Entschuldigungen für versäumte Schulstunden tatsächlich hart auf hart gehen, könnte ein Tweet für demonstrierende Schülerinnen und Schüler eine Hilfe sein. Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der ja in vielen Schulen als oberster Repräsentant des Staates von den Wänden lacht, hat via Twitter nämlich quasi eine (auch nicht ganz unonkelhafte) Blankoentschuldigung ausgestellt: „Wir als Weltgemeinschaft stehen angesichts der Klimakatastrophe vor der größten Herausforderung in der Geschichte der Menschheit. Ihr jungen Leute, Schülerinnen & Schüler & Studierende, gebt mir Hoffnung, dass wir diese große Herausforderung meistern können.“ Wenn sogar der Bundespräsident die Demos unterstützt, wie kann dann das Fehlen beim Unterricht als Schwänzen gewertet werden?

Übrigens: Wenn 15-Jährige in Interviews dann gönnerhaft ankündigen, sie würden in nächster Zeit ihre Flugreisen einschränken, um dem Klima weniger zu schaden, zeigt das auch die ganze Tragweite des Problems. Zur Demo kamen sie immerhin mit Rad und Öffis.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2019)

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