Hanf-Shops boomende Branche

Dutzende Geschäfte verkaufen Zubehör, das eindeutig der Herstellung und dem Konsum von Drogen dient. Möglich ist das durch einen Graubereich im Suchtmittelgesetz – der Anbau von Cannabis ist erst strafbar, wenn er zur Suchtgiftherstellung dient.

Der Konsum von Cannabis ist in Österreich nicht ausdrücklich unter Strafe gestellt. Die Erzeugung, der Erwerb und der Besitz allerdings schon. Für die Praxis bedeutet das, dass auch der Konsum bestraft werden kann – schließlich wäre der ohne Erzeugung, Erwerb oder Besitz kaum möglich. Doch so wie diese Bestimmung im Suchtmittelgesetz einige Graubereiche offen lässt, gibt es auch noch einige weitere Freiräume.

Harald Schubert nützt diese Freiräume. Seit rund 15 Jahren betreibt der 45-jährige Wiener den Hanf-Shop „Bushdoctor“, in dem er allerlei Dinge verkauft, die zum Anbau und zum Konsum von Cannabis nötig sind. Da gibt es Samen, Bewässerungssysteme, Hochdrucklampen und Dünger – kurz, sämtliches Zubehör für die eigene Hanfplantage daheim. Daneben bietet man aber auch noch Wasserpfeifen an, so wie auch Filter und Papier zum Rollen von Joints (die letzteren beiden gibt es allerdings auch in ganz normalen Trafiken). Und all das völlig legal.

„Das Gesetz sagt nicht, dass Cannabis verboten ist“, sagt Schubert. „Nur der Anbau zum Zweck der Suchtgiftverwendung ist nicht erlaubt.“ Soll heißen: Eine Cannabispflanze im eigenen Garten oder Wohnzimmer zu ziehen ist nicht strafbar. Erst der Vorsatz, durch die Trennung der Cannabisblüten und des Cannabisharzes Suchtgift zu gewinnen, wird zum Problem. Genau das machen sich Schubert und die Betreiber anderer Hanf-Shops zunutze. „Wir haben keine illegalen Produkte im Geschäft.“ Was der Kunde danach mit den erworbenen Waren macht, darauf habe man keinen Einfluss. „Wir können im derzeitigen gesetzlichen Rahmen leben, weil wir die Kunden nicht anleiten, was sie mit den Produkten machen“, sagt Schubert. Beratung gebe es ausschließlich in gärtnerischer Hinsicht. Hinweise, welche Sorte besonders gut wirkt, die dürfe man dagegen nicht geben. Mit dem Gesetz in Konflikt kam er dabei nur ein einziges Mal: Als er in seinem Shop auch Hanf-Stecklinge anbot, kam es zu einem jahrelangen juristischen Streit – der schließlich vor dem Obersten Gerichtshof und mit einer (recht milden) Strafe endete.

Baumarktstil statt Coffeeshop. Im Lauf der Jahre hat sich das Konzept, wie ein Hanf-Shop auszusehen hat, zusehends gewandelt. Ist die erste Filiale in der Kirchengasse in Wien-Neubau noch ein Shop „im Amsterdam-Stil, also klein nach vorn, um wenig Angriffsfläche zu bieten, dafür mit einem langen Schlauch nach hinten“, wie Schubert es nennt, erinnert die Zentrale in Brunn am Gebirge eher an das Modell Baumarkt. Auf rund 1000 Quadratmetern sind Samen, Zubehör und Hilfsmittel in Regalen verstaut, vom schummrigen Flair eines Amsterdamer Coffeeshops ist in der hellen Fabrikshalle nichts mehr zu spüren. Insgesamt beschäftigt Schubert 15 Angestellte. „Was als Szene begonnen hat“, meint er, „ist eine Branche geworden.“ In ganz Österreich, schätzt er, gebe es derzeit an die 30 Shops, andere Schätzungen sprechen sogar von 80.

Eine Legalisierung von Cannabis, wie sie kürzlich zwei US-Bundesstaaten beschlossen haben, würde für Geschäfte wie diese einen Vorteil bedeuten, glaubt Schubert. Man würde sich vom schmalen Pfad des Erlaubten in Richtung marktwirtschaftlicher Regeln bewegen. Allerdings, auf der anderen Seite würde das natürlich auch ein Mehr an Konkurrenz bedeuten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.01.2013)

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