Oliver Dorfer: Ein Maler zieht sich um

(c) Peter Garmusch
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Für seine comichaften Bilder verwendet der Maler Oliver Dorfer selten mehr als drei Farben. Für das Modeshooting im Schaufenster probierte er dafür gleich die ganze Palette.

Rot, Lindgrün, Gelb, Hellblau: Auf den ersten Blick sehen Oliver Dorfers Bilder ziemlich bunt aus. Betrachtet man aber eine Reihe seiner Werke, wird klar, dass der Maler eigentlich mit relativ wenigen Farben arbeitet. Genauso hält er es in der Mode: Magenta oder Orange kommen ihm zwar als Hemd oder T-Shirt in den Kasten, aber nur als Ergänzung zu seiner sonst dezenten Farbwahl. Bei Anzug oder Socken mag es Dorfer, der seit 25 Jahren als „chronischer Heiratsübergeher“ in wilder Ehe lebt, nämlich lieber unbunt.

Der 45-Jährige stellt momentan gerade auf der Kunstmesse Art Basel aus. Die dort gezeigten Arbeiten in Rot, Schwarz und Weiß spiegeln sein Credo wider: „Weniger Farbe ermöglicht mehr Akzente“. Auch in seiner Wohnung hält es Dorfer mit der Devise „Weniger ist mehr“. Er habe eine grüne Wand, weil sie halt schon da war. Von der Wohnung aus radelt er jeden Morgen um 7.30 Uhr in sein Atelier auf der anderen Seite der Donau „und dort gehe ich meiner Arbeit nach, fast so wie jeder andere auch“. Die Zeiten, als sich Künstler erst nachmittags mit Baguette und Rotwein unterm Arm vor die Staffelei gesetzt haben, seien nämlich vorbei.

Puppen und Pandabären

Oliver Dorfers Bilder erinnern leicht an japanische Mangas und Graffiti. Pandas und Teddybären sind darauf zu sehen, japanische Puppen und Schriftzeichen. Vielleicht erscheinen sie auch deswegen auf den ersten Blick so bunt. Seine kreativen Phasen verteilen sich wie Sonnenflecken über den Tag. Dorfer überlegt ständig, wie sich die Werke entwickeln sollen, auch in der Nacht und am Wochenende. „Ideen zu den Bilder finde ich überall, im Film, in der Mode, in Comics, ja, sogar in Kinderbüchern.“ Keinesfalls sei er aber einer, der die Kunstgeschichte aufarbeitet. „Kunstgeschichte muss man kennen, um sie wieder zu vergessen.“ Studiert hat der Linzer übrigens Soziologie. „Auch um meine Eltern zu beruhigen, weil ich damit ja auch Meinungsforschung oder Telefonmarketing machen könnte.“

Diese Absicherung dürfte der künstlerische Autodidakt nicht mehr nötig haben. Heute verkauft er seine Bilder über die Galerie Hilger für 12.000 bis 14.000 Euro. Sein Stil scheint gefragt. Er verwendet gern Farben, „die am Rand stehen, die irgendwie rausfallen“. Manche, wie das Gelb, werden ins Grelle überzeichnet, die meisten aber nimmt er zurück, wie etwa das Rot, das er eher abdämpft. Die Reduktion auf wenige Farben sei aber sehr schwierig, so wie halt Reduktion prinzipiell schwerfalle.

Blitzblaue Hose, froschgrüne Kappe

Beim Modeshooting für das „Schaufenster“ mochte er es richtig, einmal von einem professionellen Stylisten gedrängt zu werden, so viele laute, schreiende Farben an seinen Körper zu lassen. Aus der Arbeit im Fotostudio hat Dorfer gleich eine Art Reflexion gemacht: „Ich habe mich dabei quasi von außen überprüft, habe mich selbst mit augenzwinkernder Ironie beobachtet und auch den Fotografen, bis er das richtige Sujet fertig hat.“ Das sei eine spannende Parallele zu seiner eigenen Arbeit gewesen.

Gibt es eigentlich Modefarben in der Kunst? „Jein“, antwortet Dorfer. „Viele Farben sind zwar erst in den letzten Jahren neu hinzugekommen, das hat aber nach meinem Gefühl mehr mit den technischen Fortschritten bei der Produktion der Farben zu tun als mit sonstigen Überlegungen.“ Als Beispiele dafür nennt der Maler Neonfarben und Farben mit besonderer Brillanz. Eher unterliege die Art, wie Farben aufgetragen werden, der Mode. In den Achtzigern sei dynamisches Malen, also ein impulsiver und somit rascher Farbauftrag das Gebot der Stunde gewesen. Man musste mit Farben arbeiten, die schnell trockneten. Also zum Beispiel mit Dispersionsfarben. Diese hätten aber nun einmal eine eher mittelmäßige Leuchtkraft, seien dumpfer, erklärt Oliver Dorfer.

Heute malt er viel mit Acryl, das trocknet auch schnell, ist aber viel leuchtkräftiger. Ob er denn mit seinen Bildern glücklich ist? Der frühe Arbeitsbeginn und die strenge Disziplin seien wichtig für den qualitativen Output, der heute auch von Künstlern gefordert würde, antwortet der Linzer. Nur wirklich zufrieden ist er nie. „Es gibt keine Erfüllung in einem fertigen Bild, wie ich früher immer gehofft hatte. Es kommt nie zur Klimax.“

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