Einer aktuellen Untersuchung zufolge leiden Patienten mit pathologischem Kaufverhalten häufig an Depressionen, Angst- und Persönlichkeitsstörungen. Kaufsucht ist nicht mit Medikamenten behandelbar.
Acht Prozent der Westdeutschen und sechs Prozent der Ostdeutschen neigen zu Kaufsucht. Hauptindiz ist, dass Betroffene viel mehr (unnötige) Waren erwerben, als sie sich eigentlich leisten können. Dieses krankhafte Shoppen kann Ausdruck einer tieferen psychischen Störung sein, wie eine Studie des Uniklinikums Erlangen belegt.
Psychische Störungen von Kaufsüchtigen
Darin verglich die Ärztin und Psychologin Astrid Müller die psychische Gesundheit von 30 kaufsüchtigen Personen mit der von gesunden sowie von essgestörten Menschen. Das Resultat: Kaufsüchtige sind nicht nur stark verschuldet, sie leiden auch sehr häufig unter Depressionen, Angst- und Persönlichkeitsstörungen.
Keine eigenständige Störung?
80 Prozent der Kaufsüchtigen hatten schwere Ängste, 63 Prozent litten an Depressionen, 23 Prozent an Essstörungen. "Die Ergebnisse verdeutlichen das immense Ausmaß psychischer Komorbidität bei Patienten mit pathologischem Kaufverhalten", sagt Müller. Möglicherweise sei Kaufsucht keine eigenständige Störung.
Begleiterscheinung anderer Krankheiten
"Ganz offensichtlich handelt es sich zumindest bei der hier untersuchten Stichprobe von kaufsüchtigen Patienten um ein psychisch sehr krankes Kollektiv, so dass diskutiert werden muss, ob pathologisches Kaufverhalten nicht besser als eine Begleiterscheinung anderer psychischer Erkrankungen verstanden werden sollte", schreibt Müller im Fachblatt "PPmP - Psychotherapie Psychosomatik und Medizinische Psychologie".
Nicht medikamentös behandelbar
Kaufsüchtige spüren regelmäßig einen unwiderstehlichen Impuls zum Erwerb unnötiger Waren, die das finanzielle Budget weit übersteigen. Alle von Müller untersuchten Betroffenen waren verschuldet, durchschnittlich mit rund 45.000 Euro. Studien deuten darauf hin, dass Kaufsucht nicht mit Medikamenten behandelbar ist, sondern eher mit einer Verhaltenstherapie.
(Quelle: "PPmP - Psychotherapie Psychosomatik Medizinische Psychologie", Vol. 59, S. 291-299)