Siegel der Beredsamkeit

Den Siegelring, dieses mit Traditionen und Vorurteilen aufgeladene Schmuckstück, hinterfragt Elisabeth Eigenthaler.

Der Ring als Kommunikationstalent: So sieht ihn, vor allem im Fall des Siegelrings, die junge Schmuckdesignerin Elisabeth Eigenthaler, Absolventin des Kollegs für Schmuckdesign an der Wiener Herbststraße, die diesem traditionsreichen Schmuckstück ihre Abschlussarbeit gewidmet hat. „Besonders spannend finde ich die Tatsache, dass der Siegelring eine jener Schmuckformen ist, die dank ihrer Aufladung mit Werten, Inhalten und Botschaften besonders gut ihre Funktion als Kommunikationsmittel erfüllt.“ Wichtiges Detail ist dabei wohl, dass Siegelringe stets so getragen werden sollen, dass das (klassischerweise meist geprägte) Sujet für das Gegenüber „lesbar“ ist. Im Mittelalter wurden Siegelringe übrigens auch auf dem Daumen oder dem Zeigefinger getragen, das Tragen am kleinen Finger wird zwiespältig aufgenommen.

Dekonstruierte Macht. Elisabeth Eigenthaler wollte „die Rolle des Siegelrings in Bezug auf Prestige und Status hinterfragen und auf gewisse Art ironisieren“. Also konzipierte sie für ihre Abschlussarbeit (die sie 2015 zur Jahrgangsbesten machen sollte) eine Serie von Ringen mit dem Namen Signet.Ring.Reloaded. „Das eigentlich wert- und damit auch machtgebende Element, der Edelstein in Form bekannter Schliffarten, wurde dekonstruiert“, erzählt sie. Die Umsetzung erfolgte mittels 3-D-Technik, ihre Ringe gibt es in verschiedenen Farben, mit verschieden geformten Negativsiegeln. Der Siegelring war für Eigenthaler eines der typischen Schmuckstücke, die besonders auch von Männern getragen werden. Sie assoziierte damit immer schon die Funktion als Macht- und Statussymbol. „Bei näherer Beschäftigung mit dem Thema stellte ich mir immer wieder die Frage, warum gerade diese Schmuckform eine solche Anziehungskraft auf Träger und Trägerinnen und die Betrachtenden auszuüben scheint. Denn in den vergangenen Jahren, vor allem auch bei einem jüngeren Publikum, scheint der Siegelring ein Comeback zu feiern.“ Was so mit Traditionen, mit Vorurteilen, mit Assoziationen aufgeladen ist, lässt sich schließlich besonders gut wieder entladen.

Tipp

Die Wiener Schmucktage finden von 8. bis 12. 11. statt, mit zahlreichen Präsentationen von Galerien sowie des Abendkollegs Schmuckdesign Herbststraße. www.wienerschmucktage.at

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