Nach Debatten - und Skandalen - gibt es eine Regelung bei bekannten Modehäusern: Models müssen sich ihre Gesundheit ärztlich bescheinigen lassen. Gucci, Saint Laurent, Dior machen mit.
Nach jahrelangen Debatten um Magermodels auf Laufstegen haben sich französische Dachkonzerne bekannter Modemarken wie Gucci, Saint Laurent oder Dior auf gemeinsame Regeln verständigt. Um Gesundheitsgefährdungen zu verhindern, müssen Models künftig eine Bescheinigung vom Arzt vorlegen, die nicht älter als sechs Monate sein darf.
Das neue Jahr fängt für Victoria Beckham nicht besonders erfolgreich an. Erst vor wenigen Tage postete sie auf Facebook und Instagram Bilder ihrer neuen Brillenkampagne, jetzt hat sie mit einem Shitstorm zu kämpfen. Der Grund: Das Model sei viel zu dünn. Dieser Meinung sind zumindest etliche User. „Wegen diesem Foto glaubt meine Tochter, dass sie trotz ihrer dünnen Figur noch weniger essen muss", steht da etwa. Oder: „Das sieht so aus, als sei Anorexie ein Trend. Schäm dich!" Victoria Beckham hat sich zu den Vorwürfen bisher (noch) nicht geäußert. Sie selbst erzählte in ihrer Autobiografie 2001, dass sie an Essstörungen litt. (c) imago/E-PRESS PHOTO.com (E-PRESS PHOTO.COM) Dieser neue Aufreger kommt sechs Monate, nachdem das französische Parlament ein Gesetz gegen Magermodels verabschiedet hat. Die Models brauchen demnach eine Bestätigung vom Arzt, dass sie gesund sind, wenn die Regeln gebrochen werden, drohen Strafen bis zu 75.000 Euro. Im Bild: Der australische Designer Alex Perry hat in der Vergangenheit immer wieder stark untergewichtige Models engagiert. (c) imago/UIG (imago stock&people) Erst vor Kurzem hat sich die französischen Luxusgruppen LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton und Kering auf gemeinsame Regeln in der „Charta für das Wohlbefinden der Models“ geeinigt. Models müssen über 16 sein, eine Bestätigung vom Arzt vorlegen und auch sehr kleine Konfektionsgrößen sind tabu. (c) APA/AFP/MARTIN BUREAU (MARTIN BUREAU) Auf den Laufstegen der Pariser Modewoche ist der Grat zwischen dünn und sehr dünn nur ein schmaler. Saint Laurent engagiert etwa immer wieder sehr magere Models. (c) APA/AFP/MARTIN BUREAU (MARTIN BUREAU) Ausschlaggebend für die Entscheidung, ob ein Model laufen darf oder nicht, ist der Body Mass Index. Model bei Vanessa Seward. (c) imago/Starface (imago stock&people) Paris gilt als Model-Olymp, die Anforderungen an die Mannequins sind hier besonders hoch. Model bei Iris van Herpen. (c) imago/ZUMA Press (imago stock&people) Knochige Beine und akzentuierte Wangenknochen bei Iris van Herpen. (c) imago/ZUMA Press (imago stock&people) Schmale Taillen und weite Hosen bei Kenzo. (c) imago/Starface (imago stock&people) Zarte Beinchen in High-Heels bei Moncler Gamme Rouge. (c) imago/ZUMA Press (imago stock&people) Das teilten die Konzerne Kering und LMVH am Mittwoch in Paris in einer "Charta für das Wohlbefinden von Models" mit. Models unter 16 Jahren dürfen für die Marken nicht mehr bei Fotoaufnahmen oder Modeshows posieren, falls sie dabei Erwachsene darstellen. Besonders kleine Konfektionsgrößen für Frauen und Männer sind tabu.
Entwürdigende Posen und extrem dünne Models: Bilder aus der aktuellen Saint-Laurent-Kampagne sorgten in Frankreich für große Aufregung. Models in Rollschuh-Highheels sind darauf in sexualisierten Posen zu sehen, Knochen stechen hervor. "Porno-Schick" nennen es manche; andere sehen schlicht eine provokante Marketingstrategie dahinter. Instagram/@ysl Die französische Werbeaufsicht ARPP habe bereits 50 Beschwerden wegen zweier Sujets der Kampagne erhalten, ob die Strecke verboten wird, sei noch nicht beschlossen. Es ist dabei weit nicht das erste Mal, dass Saint Laurent in diese Kerbe schlägt. Immer wieder sorgte YSL-Werbung mit zu dünnen Models und/oder sexualisierten Inhalten für Aufsehen und Kritik. Vor zwei Jahren musste das Unternehmen ein Sujet zurückziehen, nachdem die britische Werbeaufsicht ASA es verboten hatte. (c) REUTERS (CHARLES PLATIAU) Eine alte, aber scheinbar zeitlose Werbemaxime greift Calvin Klein in seiner neuesten Werbekampagne auf: Sex sells. Models wie Kendall Jenner wurden von Fotograf und Filmemacher Tyrone Lebon ganz erotisch in Szene gesetzt. Doch das ruft auch Kritiker auf den Plan. So etwa das National Center on Sexual Exploitation (NCOSE), das die Entfernung eines der Sujets aus der Kampagne fordert. Konkret geht es um das Bild, in dem sich Schauspielerin Klara Kristin unter das Kleid fotografieren lässt. Dieses "up-skirting", sei in vielen Staaten der US ein krimineller Tatbestand. Dawn Hawkins, Geschäftsführer der Organisation meint dazu: "Durch die Normalisierung und Glorifizierung sexueller Belästigung sendet Calvin Klein die Botschaft, dass diese Erfahrungen realer Opfer keine Rolle spielen (...)". Calvin Klein äußerte sich zu den Vorwürfen bisher nicht, dass die mitunter sehr eindeutigen Posen aber auch polarisieren werden, war dem Unternehmen wohl bewusst. Model Abbey Lee Kershaw hat die Hände in der Hose. Unter dem Motto "I _____ in #myclanvins" wurde den Bildern jeweils ein anderes Verb wie etwa "eat", "pulse" und "react" zugeteilt. Auch das Po-Selfie, auch Belfie genannt, findet in der Kampagne seinen Platz. Schlüpfrige Werbekampagnen haben seit jeher für Aufregung gesorgt. So etwa die Sujets mit Sophie Dahl für das YSL-Parfum Opium. Sehr provokant zeigte sich auch 2003 die Werbung von Gucci, in der das Gucci-Logo im Intimbereich inszeniert wurde. Wie auch bei Sophie Dahls Werbung für Yves Saint Laurent, zeichnete Tom Ford für die Kampagne verantwortlich. Marc Jacobs vertraute bei der Bewerbung seines Parfums nicht auf ein Model, sondern auf sich selbst und seinen gestählten Körper. Überhaupt ist es vor allem in Parfumwerbungen üblich, viel nackte Haut zu zeigen. Kate Moss ließ für Chanel die Hüllen fallen. Model Rosie Huntington-Whiteley zeigte sich für das Burberry Parfum "Burberry Body" nur mit einem Trenchcoat bekleidet. Für das Sportunternehmen Reebok trug Helena Christensen lediglich Schuhe. Traditionsreich sind die Werbekampagnen für die Tierschutzorganisation Peta. "Lieber nackt als im Pelz" lautet das Motto und so ziehen sich immer wieder Promis wie Eva Mendes für den Tierschutz aus. Für Bulgari ließ sich Schauspielerin Julianne Moore nur mit Schmuck, Taschen und Löwenbabys ablichten. Viel nackte Haut zeigten auch die Topmodels in der Werbung für eine Parfumlinie von D&G. Auf "Sex sells" setzt auch American Apparel. Das Unternehmen wurde bereits mehrfach verwarnt. (c) Nate Scott Heidi Klum scheint auch kein Problem damit zu haben, sich nackt zu präsentieren. Ob in der Werbung für ihre TV-Show Project Runway ... ... oder mit Bodypaintings für das Kosmetikunternehmen Astor. Ganz natürlich inszeniert sich Gisele Bündchen in einem Kleid aus Wasser. Wasser und Nacktheit passen wohl auch für Jennifer Aniston zusammen. Auf eine ähnliche Pose wie Jennifer Aniston setzt auch Jennifer Lopez für ihre Parfumwerbung. Frankreich hatte bereits auf staatlicher Ebene gehandelt. Seit dem Frühjahr gilt ein Gesetz, das ebenfalls eine medizinische Bescheinigung verlangt. Wer Models ohne Bescheinigung beschäftigt, dem drohen nach früheren Angaben sechs Monate Gefängnis und 75.000 Euro Strafe.
(APA/dpa)
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