Eden Bar meldet Insolvenz an: Der Betrieb soll weiter laufen

Die Eden Bar in der Liliengasse 2 in der Wiener Innenstadt blickt auf eine 106-jährige Geschichte zurück.
Die Eden Bar in der Liliengasse 2 in der Wiener Innenstadt blickt auf eine 106-jährige Geschichte zurück.Die Presse
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Inhaberin Michaela Schimanko sieht als Gründe für die Insolvenz ihrer Eden Bar in der Wiener Innenstadt eine Jahre dauernde Baustelle und eine „schwierige Zeit für diese Art von Erlebnisgastronomie“.

Die Stimmung in der Eden Bar ist gedrückt. Das mag an der unpassend frühen Tageszeit liegen, zu der Inhaberin Michaela Schimanko und ihr Bruder Heinz-Rüdiger zum Gespräch laden. Viel mehr liegt es aber an den finanziellen Schwierigkeiten, die die Bar, die auf eine 106-jährige Geschichte zurückblickt, derzeit hat. Am heutigen Dienstag stellte Michaela Schimanko einen Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens beim Handelsgericht Wien. „Am Betrieb ändert das nichts. Wir haben wie immer geöffnet“, sagt Schimanko. 13 Mitarbeiter seien vom Insolvenzantrag betroffen, die Schulden belaufen sich auf 520.000 Euro - Heinz-Rüdiger Schimanko gibt eine Rückstellungserklärung über 150.000 Euro ab.

„Wir hatten hier zweieinhalb Saisonen eine Baustelle, der Eingang war dementsprechend eingerüstet und die Laufkundschaft ist ausgefallen. Dadurch haben sich Verbindlichkeiten angehäuft. Wir haben uns sehr bemüht, die zu zahlen, aber es hat nicht funktioniert“, sagt Michaela Schimanko. Von 2011 bis 2013 wurden in dem Haus in der Liliengasse Dachgeschoßwohnungen errichtet. Von Gästen kam stets die Frage, ob oder wann sie wieder offen haben. „Wir hatten aber durchgehend geöffnet.“ Nicht alle Stammgäste sind nach der Bauphase wieder zurückgekommen.

Dazu kam, dass die Konkurrenz in der Wiener Innenstadt gesteigen sei. Und dass es auch „schwierige Zeiten für diese Art der Erlebnisgastronomie“ seien, wie ihr ihr Bruder Heinz-Rüdiger Schimanko beipflichtet, der das Hotel Orient betreibt und seine Schwester hin und wieder unterstützt. Auch die Wirtschaftskrise habe ihre Spuren hinterlassen. „Die Champagnergäste haben nur noch Sekt getrunken, die Sektgäste Wein und die Weingäste sind oft ausgeblieben“, sagt er.

Für Michaela Schimanko, die die Bar im Jahr 2005 nach dem Tod ihres Vaters Heinz Werner Schimanko übernommen hat, ist der Schritt auch deshalb so schlimm, weil es ihr gelungen sei, das Publikum zu verjüngen. Sie hob nicht nur den Krawattenzwang für Herren auf – heute gilt Sakko und Hemd, Damen haben „Narrenfreiheit“, wie es ihr Bruder nennt – sie baute auch eine Kleinkunstschiene auf. Bevor die Bar also um 22 Uhr öffnet, wird hier etwa Theater gespielt. Bis zum Frühling 2018 stehe bereits das Programm. „Das wird gut angenommen und lockt auch jene herein, die sich sonst vielleicht nicht trauen würden.“

Michaela Schimanko (mit ihrem Bruder Heinz-Rüdiger) musste für die Eden Bar einen Insolvenzantrag stellen.
Michaela Schimanko (mit ihrem Bruder Heinz-Rüdiger) musste für die Eden Bar einen Insolvenzantrag stellen.Clemens Fabry / Die Presse

Billy Wilder und Romy Schneider

Immerhin hat die Bar, in der es auch heute noch täglich Live-Musik gibt, nach wie vor einen elitären Ruf – der wohl nicht nur an den prominenten Gästen liegt. Noch in der Ära vor Schimanko waren hier u. a. Billy Wilder, Ella Fitzgerald, Orson Wells, Romy Schneider, Alain Delon, Zsa Zsa Gabor, Liz Taylor oder der Schah von Persien zu Gast. Auch die Kellner, die hier den Gästen lange im Frack die Tür öffneten, mögen manche noch in Erinnerung haben. Aber auch das wurde mit der Ära Michaela Schimanko abgeschafft.

Sie hofft, dass es dennoch weiter geht wie bisher. Denn auch wenn die Besucherzahl, höher sein könnte. „Wir sind am besten Weg zurück zu den guten alten Zeiten“, sagt Heinz-Rüdiger Schimanko. Viele junge Gäste, die heute kommen, kennen „die Eden“ von ihren Eltern oder Großeltern. „Die Eden-Stammkundschaft wird vererbt“, sagt Michaela Schimanko. Sie hofft, dass das auch noch weiter so bleiben kann.

Auf einen Blick

Die Eden Bar in der Liliengasse 2 in der Wiener Innenstadt blickt auf eine 106-jährige Geschichte zurück. 1911 trafen sich hier Offiziere und Adelige, 1919 taufte Inhaberin Emmy Stein das Lokal „Eden Bar“. Heinz Werner Schimanko hat die Bar 1978 von Gabor Kenézy übernommen. Er bestand auf Krawattenzwang und stellte Fotos prominenter Besucher in der Auslage aus. Seine Tochter Michaela Schimanko übernahm „die Eden“ nach seinem Tod 2005.

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