Die modische Begleitung der Buwog-Causa durch Anwalt Michael Dohr lässt einiges an Interpretationsspielraum offen.
16.01.2019 um 00:45
Aufgrund mangelnder Geistesverwandtschaft dürfte sich in der offensichtlich recht bunt zusammengewürfelten (siehe auch Look 3) Garderobe von Michael Dohr wohl kein Anzug von Giorgio Armani finden. Diesem nämlich wird das Zitat zugeschrieben: „Wenn ein Anzug auffällt, ist man schlecht angezogen.“ Nun ja. Die Übereinstimmung mit den Bekleidungsgepflogenheiten jenes Juristen, der in der Buwog-Berichterstattung für Schlagzeilen mit Modebezug sorgt, ist enden wollend.
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Dohr, er vertritt derzeit einen Porr-Mitarbeiter, hat in puncto Klientenauswahl einen ähnlich eklektizistischen Geschmack wie beim Besuch von Niederlassungen des Textilhandels – vertrat er Tierschützer vor Gericht doch bereits ebenso wie den Holocaustleugner Gottfried Küssel. Die inhaltlichen Bezüge zum Hauptthema des Buwog-Prozesses konnte er freilich mit einem Geldschein-Anzug von Vivienne Westwood besser vorführen, als sich einst die Ideologie von Küssel für eine vestimentäre Referenzierung angeboten hätte.
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Mit seinem Westwood-Look, der Beobachter an irgendetwas zwischen Dagobert Duck und Panzerknacker denken lässt, legt Michael Dohr wortloses Zeugnis davon ab, dass er sich mit dem ihn von Berufs wegen hauptsächlich beschäftigenden Thema intensiv auseinandersetzt. Die Devise, „Du bist, was du isst“, lässt sich hier als "Du bist, was du anziehst" mit großzügig eingeräumtem Interpretationsspielraum auf die pekuniäre Triebfeder im Handeln der Angeklagten übertragen: Geld ist geil? Oder doch: Geld ist ein eitel Ding...?
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Die Marken, die Dohr dieser Tage ins Gespräch bringt, werden sich bedanken: Etwa Moschino und Coveri oder zuletzt Dolce & Gabbana, doch allen voran die kapitalismuskritische Weltverbessererin Westwood, die mit ihrem österreichischen Testimonial und dem Umfeld, in dem es auftritt, wahrscheinlich wenig Freude hätte.
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Für Fans von Dohrs Kleidungsstil (es gibt sie bestimmt - es gibt ja alles, in modischen Belangen) ist es freilich schade, dass der Westwood-Anzug, weil aus einer vergangenen Kollektion, aktuell nicht mehr zu haben ist. Wenn sie Glück haben, taucht er nach Prozessende ja auf einer Seite für den Weiterverkauf von Vintage-Mode auf. (Wenn sie Unglück im Glück haben, freilich als Sammlerstück mit saftigem Aufpreis versehen.)
Vage könnte man sich bei Dohrs eloquentem Kleidungsstil an eine große Verfechterin der "fashion diplomacy" erinnern: Schließlich versteht sich Königin Elizabeth II. wie kein anderes Staatsoberhaupt darauf, ihre Handlungen mit der - da allerdings wirklich passenden - Mode zu unterstreichen.
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Man erinnere sich an ihre Rede zur Eröffnung des britischen Parlaments nach den Wahlen in diesem Sommer und ihre als Pro-EU-Statement interpretierte Kopfbedeckung. Es soll bitte dieser als der denkwürdigste Fashion-Moment des Jahres mit politischer Tragweite in Erinnerung bleiben - anders als eine geldschwere Geschmacksverirrung eines österreichischen Anwaltes. Ganz nach dem Motto: Reichtum vergeht. (dk)
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Stilkritik zum Buwog-Prozess
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