Design 2018: Von der Schönheit der Natur

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Von gestrickten Synapsen, einzigartigen Bäumen und schief gewachsenen Perlen: ein Streifzug durch die „Presse“-Schau im MAK.

In 73 Objektgruppen zeigen Stefan Sagmeister und Jessica Walsh im MAK, was für sie unter den Titel „Beauty“ fällt. An diesem Wochenende beherbergt das Haus noch ein paar Beispiele für Schönheit mehr. Sie kann einem etwa in Form von Wolle begegnen: Zwei bunte, selbst gestrickte Gebilde hängen schon im Foyer von der Decke und begrüßen den Besucher. Synapsen, erklärt Künstler Franz-Josef Baur die Textilskulpturen. Verbindungen zwischen Nervenzellen, die aufgrund von negativen Umwelteinflüssen kaputtgehen, in seiner Darstellung förmlich zerfließen. Stricken, sagt der Deutsche, der seit knapp zwei Jahren in Wien lebt, sei ja immer schon eine stille Revolutionsform gewesen, wenngleich eine Frauen zugeschriebene. Er habe es spannend gefunden, „das als Mann aufzunehmen“.

Auch sonst stößt man in der Design-Ausstellung der „Presse“ immer wieder auf Kunst. Etwa bei Groenestyn Interiors, wo zwei großformatige Übermalungen von Magazin-Titelseiten des Radstädter Fotografen und Malers Markus Habersatter lehnen – sie sind hier allerdings nur Dekoration, tatsächlich verkaufen Christopher Widlroither und Christoph von Ritter aus Mondsee Tischplatten aus einem einzigen Stamm. Erst 2017 gegründet, ist die Teilnahme bei der Design 2018 die erste derartige Präsentation des jungen Unternehmens überhaupt. Die Bäume dafür stammen aus Paraguay, Nachhaltigkeit, betont Widlroither, sei selbstverständlich: Für jede verkaufte Tischplatte wird über die Parent Tree Farm ein Baum nachgepflanzt.

Es sind Geschichten wie diese, die man erfährt, wenn man durch die Designschau streift und dabei mit den Herstellern ins Gespräch kommt. Letzteres sei jedem ans Herz gelegt – ob ein paar Schritte weiter bei den Sofas von Poltrona Frau oder den Designklassikern von Vitra, mit denen Grünbeck diesmal zu Gast ist. Stefan und Angelika Grünbeck verstehen sich dabei als Komplettanbieter, die auch gern einmal die Einrichtung der kompletten Wohnung übernehmen. Die beiden berichten auch von einer Rückkehr der Farben: Diese würden zurzeit kontrastreicher und fantasievoller eingesetzt „als noch vor drei Jahren“.

Farben ziehen sich dann auch weiter durch die 3000 Quadratmeter Ausstellungsfläche – ob bei Lena Bauernberger, die mit ihrer edlen Keramik nicht nur ungewöhnliche Orchideentöpfe im Programm hat, sondern auch Gefäße mit einer eigenen Ausbuchtung zum Naschen im Deckel (dies neuerdings farbig), oder bei Goldschmiedin Sabine Bomm, die nicht nur selbst Orange trägt, sondern sich in ihrer aktuellen Kollektion auf außergewöhnliche Farbsteine konzentriert. Manchmal mit Twist: Ein Turmalin-Anhänger etwa ist von hinten mit Wasserpflanzen und Fischen graviert – das sieht nur der Träger. Tiere aus ungewöhnlich gewachsenen Perlen wiederum formt Ernst Brunner, der allerdings noch lieber über seine Charity-Kollektion spricht: Als „Kunde im AKH“ nutzt er seine Zeit dort für Entwürfe zugunsten der Krebshilfe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2018)

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